Année politique Suisse 1989 : Eléments du système politique / Problèmes politiques fondamentaux et conscience nationale / Grundsatzfragen
Im Rahmen der Diskussionen um eine schweizerische Identität, welche im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen über die 700-Jahr-Feier, über die Gedenkfeiern zur Kriegsmobilmachung von 1939 sowie über die Armeeabschaffungsinitiative geführt wurden, erhielt der Begriff der Heimat eine zentrale Stellung. Der Schriftsteller Max Frisch thematisierte die Problematik in, seinem Buch "Schweiz ohne Armee? Ein Palaver" auf literarische Weise für eine breite Öffentlichkeit
[2].
Neben den Arbeiten des laufenden Forschungsprogramms NFP 21 zur "kulturellen Vielfalt und nationalen Identität" wurden auch noch andere Studien zu diesem Thema durchgeführt. So stellte der Soziologe Peter Bucher eine Untersuchung zum
Heimatbild von Abschlussschülern verschiedener Gemeinden vor. Diese ergab, dass die wichtigste Komponente für die Ausformung des Heimatbildes die Schulbildung sei. Bei Personen mit geringer Schulbildung herrschte im allgemeinen ein raumorientiertes (z.B. Berge oder Kanton), bei höherer Schulbildung ein sozialorientiertes (z.B. Familie oder Freundeskreis) Heimatbild vor. Unabhängig von der Bildung war bei Mädchen die sozialorientierte Ausrichtung des Heimatbegriffs doppelt so stark ausgeprägt wie bei den Knaben. Ausserdem kam ein Unterschied zwischen Stadt und Land klar zum Ausdruck: je näher der Wohnort bei einem städtischen Zentrum liegt, desto stärker fühlen sich dessen Einwohner nicht ihrem Wohnort, sondern dieser nächstgrösseren Einheit verbunden
[3].
Nachdem der Nationalrat 1988 eine parlamentarische Initiative von Markus Ruf (na, BE) für einen
arbeitsfreien 1. August abgelehnt hatte, lancierte die Nationale Aktion im Frühjahr 1989 eine entsprechende Volksinitiative. Damit sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, um den schweizerischen Nationalfeiertag feierlich begehen zu können. Der Bundesrat gab noch vor dem Zustandekommen des Volksbegehrens eine Revision der diesbezüglichen Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes in die Vernehmlassung
[4].
Im übrigen beantragte der Bundesrat einen Objektkredit von 13 Mio Fr. für die Errichtung eines Panoramas der Schweizer Geschichte als
Aussenstelle des Landesmuseums in Schwyz. Die Vorlage wurde von National- und Ständerat prinzipiell gutgeheissen; eine Differenz in bezug auf Betriebs- oder Errichtungskosten blieb indessen bestehen
[5].
[2] M. Frisch, Schweiz ohne Armee? Ein Palaver, Zürich 1989. Vgl. dazu u.a. R. Reich, "Schweiz ohne Volk", in Schweizer Monatshefte, 69/ 1989, S. 659 f. Siehe auch unten, 700-Jahr-Feier sowie Teil I, 3 (Défense nationale et société).
[3] LNN, 1.8.89. Zum NFP 21 siehe SPJ 1988, S. 20.
[4] BBl, 1989, 1, S. 1343 ff.; Blick, 18.4.89. Zur Vernehmlassung siehe unten, Teil I, 7a (Arbeitszeit).
[5] BBl, 1989, III, S. 857 ff.; Amtl. Bull. StR, 1989, S. 786 ff.; Amtl. Bull. NR, 1989, S. 2107 ff.; Vat., 12.9.89; NZZ, 7.9., 12.9., 13.12. und 14.12.89; vgl. auch unten Teil I, 8b (Kultur).
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