Année politique Suisse 1989 : Enseignement, culture et médias / Médias / Radio und Fernsehen
Zu den bestehenden staatlichen Satellitenfernsehen hat sich der erste europäische private Satellit namens Astra, der von verschiedenen Fernsehproduzenten getragen wird, etabliert. Astra ist in der Lage, 16 Fernsehkanäle zu übertragen. Durch die moderneren Anlagen kann er technisch und preislich ein ernsthafter Konkurrent zu der von 26 europäischen Postverwaltungen getragenen Eutelsat, der auch die Schweiz angehört, werden
[20].
Die Schweiz hat am 5. Mai die
europäische Konvention für das grenzüberschreitende Fernsehen unterzeichnet und kann nach der Ratifizierung unter anderem auch von Astra profitieren. Diese Europaratskonvention ist stark an die kommerzorientierte EG-Richtlinie angepasst worden, wobei der grösste gemeinsame Nenner relativ niedrig ausfiel und z.B. auch die Unterbrechung von Sendungen durch Werbung erlaubt ist
[21].
Der
European Business Channel (EBC) befand sich nach wie vor in enormen finanziellen Schwierigkeiten: Der Präsident der Schweizerischen Fernseh- und Radiovereinigung (SFRV), Felix Matthys, wurde im Juni Hauptaktionär mit 25% Aktienkapital und konnte damit die EBC vor dem Bankrott retten; allerdings werden sich die Schulden bis im Frühjahr 1990 voraussichtlich auf ungefähr 30 Millionen Franken anhäufen. Matthys trat noch im Juni vom Amt des Präsidenten der SFRV zurück. Der Bundesrat hat im September eine Konzessionsänderung gutgeheissen und dabei aber die Forderung nach 30% freier Sendezeit abgelehnt. Trotzdem könnte das EBC-Projekt nach Matthys Aussagen zum Testfall für die Chancen eines weiteren TV-Vollprogramms in der Schweiz werden
[22].
Der Bundesrat hat ebenso das Gesuch zur Konzessionsverlängerung der Teleclub gutgeheissen, obwohl verschiedene Medienverbände auf Konzessionsverletzungen aufmerksam machten. Das Pay-TV darf nun auch unverschlüsselte Sendungen kulturellen Charakters ausstrahlen. Auch diese Massnahme, vor Beendigung der Beratungen über das Radio- und Fernsehgesetz und der damit verbundenen Hauptfrage einer vierten Senderkette in Kraft gesetzt, könnte die zukünftige Medienordnung in bezug auf ein Privatfernsehen präjudizieren
[23]. So bestehen schon Pläne für ein internationales Schweizer Fernsehen über Satellit, erarbeitet von der Interessengemeinschaft Schweizer Fernsehen International (SFI), welche von der Industrie und vom SFRV getragen ist
[24].
[20] TA, 3.2.89. Siehe auch Lit. Meyrat.
[21] AS, 1989, S. 1877 ff.; LM, 15.3.89; TA, 12.5.89; siehe auch Lit. Gyger.
[22] WoZ, 9.6.89; Bund, 19.7.89; BZ, 22.7.89; TA, 7.9.89; L'Hebdo, 32, 10.8.89; BBl, 1989, III, S. 801; Politik und Wirtschaft, 1989, Nr. 9, S. 51 ff.; Bilanz, 1989, Nr. 7, S. 12 ff. ; siehe auch SPJ 1988, S. 252.
[23] BBl, 1989, III, S. 463; LNN, 24.8.89; Klartext, 1989, Nr. 1; Zoom, 1989, Nr. 4.
[24] NZZ, 28.9.89; BaZ, 4.10.89; TA, 14.10.89; Klartext, 1989, Nr. 6; vgl. dazu SPJ 1988, S. 251. Siehe auch Lit. Meyrat und Nationales Vorseminar... .
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