Année politique Suisse 1990 : Partis, associations et groupes d'interêt / Partis
 
Auto-Partei (AP)
Das herausragende Ereignis bei der AP war die im Oktober erfolgte Ablösung des Zentralpräsidenten Michael Dreher (ZH) durch den anderen Nationalrat der AP, den Berner Jürg Scherrer. Die Ersatzwahl für den Gründer der AP, welcher seinen Rücktritt bereits im Mai angekündigt hatte, verlief problemlos. Hingegen kam es zu einer weiteren Abspaltung. Nachdem Drehers autoritärer Führungsstil und dessen umstrittenes Finanzgebahren schon im Vorjahr zu einer Abspaltung in der Innerschweiz geführt hatte, verselbständigte sich auch die Solothurner Sektion unter dem Namen "Schweizerische Fortschrittspartei" [72].
In der Stadt Genf konnte die AP von der Aufsplitterung der Vigilance profitieren: fünf ihrer Stadträte (Legislative) traten in die Genfer Sektion der AP ein [73].
An der Delegiertenversammlung vom Oktober wurde beschlossen, die Parteileitlinien und das Parteiprogramm zu überarbeiten. Wie im Vorjahr angekündigt, lancierte die AP zu Jahresbeginn eine Volksinitiative zur Abschaffung der direkten Bundessteuer. Damit nahm sie ein altes Anliegen rechtsbürgerlicher und gewerblicher Kreise auf und dokumentierte, dass sie trotz ihres Namens keine sogenannte Einthemenpartei ist. Ihren Namen hat sie übrigens an ihrer Delegiertenversammlung vom 30. Juni um den Zusatz "Die Freiheitlichen" ergänzt [74].
Zu den eidgenössischen Abstimmungen hat die Partei folgende Parolen ausgegeben: Nein zu den Volksinitiativen über den Strassenbau und die AKW-Politik sowie zum Energieartikel und dem Rebbaubeschluss, Ja zu den Revisionen der Bundesrechtspflege und des Strassenverkehrsgesetzes [75].
Bei den Wahlen konnte die AP die früheren Erfolge nicht wiederholen. In der Waadt und im Jura trat sie gar nicht erst an, und im Kanton Bern erzielte sie bei einem Wähleranteil von 1,9% nur einen einzigen Sitz. Da sie auch in der Stadt Zürich leer ausging (Stimmenanteil 3,3%), blieben ihr als einziges Erfolgserlebnis die Wahlen in der Stadt Winterthur. Hier eroberte sie bei einem Wähleranteil von 6,0% drei Sitze [76].
 
[72] NZZ, 7.5. und 22.10.90; Tacho, 1990, Nr. 6, S. 15. Fortschrittspartei: SZ, 23.1., 24.1. und 5.2.90; NZZ, 25.1.90; LNN, 25.7.90. Vgl. auch SPJ 1989, S. 323.
[73] JdG, 7.11.90; vgl. zur Genfer AP auch R. Joly, Virage à droite: deux ans sous le capot du Parti des automobilistes, Lausanne 1991 sowie oben, andere Rechtsparteien.
[74] Initiative: NZZ, 30.1.90; Tacho, 1990, Nr. 4, S. 4 und 7; SPJ 1989, S. 323 f. Programm: NZZ, 22.10.90; siehe auch M. Dreher, Freiheit, Marktwirtschaft und persönliche Entfaltung als politische Leitlinien!, Küsnacht 1990. Name: Tacho, 1990, Nr. 4, S. 19.
[75] NZZ, 19.3. und 7.5.90.
[76] Siehe oben Teil I, 1e.