Année politique Suisse 1992 : Politique sociale / Santé, assistance sociale, sport / Gesundheitspolitik
Das Gesundheitswesen
kostet die Schweiz heute weit über 26 Mia Fr. im Jahr. Geleistet wird diese Summe zu fast zwei Dritteln durch die privaten Haushalte und zu etwa einem Viertel durch die öffentliche Hand. Dies ging aus Schätzung des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor. Zwischen 1985 und 1990 nahmen die Gesundheitskosten um , 43,1 % zu, rund 6 Prozentpunkte mehr als das Bruttoinlandprodukt. Gut die Hälfte entfiel dabei auf den stationären Bereich, knapp 30% auf die ambulante Versorgung; 11,4% wurden für Medikamente ausgegeben. Die Verwaltungen der Sozialversicherungen und der Gesundheitsbehörden verursachten 6,2% der Kosten, während nur 1,6% für Präventionsmassnahmen eingesetzt wurden
[5].
Im Berichtsjahr gerieten vor allem die
Arzthonorare unter Beschuss. Die von Bundesrat Cotti bei der Beratung des zweiten Massnahmenpakets gegen die Kostensteigerung im Gesundheitswesen angeführten Zahlen über das Durchschnittseinkommen der Ärzte wurden von deren Standesorganisationen zwar heftig bestritten. Doch ergaben Studien, dass die Ärzte in weit grösserem Ausmass für den Kostenschub verantwortlich sind als bisher angenommen. Die teilweise verweigerte Erhöhung der Tarife wurde in den letzten Jahren durch eine massive Mengenausweitung mehr als nur kompensiert. Teuerungsbereinigt nahm das durchschnittliche Einkommen pro Arzt in den letzten acht Jahren um 12% zu, dasjenige der arbeitenden Gesamtbevölkerung nur um 7%. Die Untersuchungen zeigten aber auch krasse Unterschiede innerhalb der Ärzteschaft: Ein Viertel der Ärzte, vornehmlich Chefärzte und Spezialisten, kassierte die Hälfte der Krankenkassenleistungen, während das Nettoeinkommen der praktischen Ärzte im Mittel abnahm
[6].
Sowohl das zweite Massnahmenpaket des Bundes gegen die Kostensteigerung im Gesundheitswesen wie die Volksinitiativen "für eine finanziell tragbare Krankenversicherung" und "für eine gesunde Krankenversicherung" werden unten, Teil I, 7c (Krankenversicherung) behandelt.
[5] LNN, 23.2.93. Gemäss den vom BA für Sozialversicherung veröffentlichten Zahlen verzehnfachten sich zwischen 1966 und 1991 die Krankenpflegekosten je Versicherten, während im selben Zeitraum die Konsumentenpreise um das 2,7fache und die Löhne gut um das Vierfache zunahmen (Presse vom 4.2.93). Zu den Gründen für die "Kostenexplosion" im Gesundheitswesen siehe TA, 5.2.92.
[6] Amtl. Bull. NR, 1992, S. 2003; Suisse, 21.2.92; SoZ, 1.3.92; LZ, 11.3.92; LNN, 30.4.92.
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