Année politique Suisse 1995 : Eléments du système politique / Structures fédéralistes / Beziehungen zwischen Bund und Kantonen
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Grenzregionen
Als Zweitrat nahm auch der Ständerat von dem im Vorjahr vom Bundesrat vorgelegten Bericht über die grenzüberschreitende regionale Zusammenarbeit und die Mitwirkungsrechte der Kantone an der Aussenpolitik Kenntnis [4].
Das Parlament stimmte der Beteiligung der Schweiz an INTERREG II, der Fortsetzung eines Gemeinschaftsprogramms der EU zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, zu. Der Beschluss war jedoch umstritten. Einzelne Ständeräte kritisierten nicht die Zusammenarbeit an sich, sondern die Absicht, den Kantonen für Organisation, Vorbereitung und Planung von regionalen Projekten Subventionen auszurichten (die Bundesbeiträge an die Realisierung der konkreten Projekte sind von der Vorlage nicht betroffen). Ein Rückweisungsantrag Schiesser (fdp, GL), mit dem Auftrag an den Bundesrat, lediglich eine Vorlage für die bundesstaatliche Finanzierung von flankierenden Massnahmen (Koordination, Kontaktvermittlung zur EU) auszuarbeiten, blieb mit 23:12 Stimmen in der Minderheit. In der Gesamtabstimmung sprach sich der Ständerat mit 23:4 Stimmen für das Projekt aus. Zugunsten des Beschlusses hatten sich in der Debatte vor allem die Vertreter der französischsprachigen Kantone eingesetzt. Auch wenn es sich bei den knapp 5 Mio Fr. pro Jahr für die 16 betroffenen Kantone um eine Bagatellsubvention handle, sei ihrer Meinung nach die Zustimmung wichtig, weil sie auch ein Zeichen gegenüber der EU für die Kooperationsbereitschaft der Schweiz darstelle [5].
Im Nationalrat gesellten sich zu den in der kleinen Kammer geäusserten föderalistischen und finanzpolitischen Bedenken auch noch europapolitische Einwände. Ein von Steffen (sd, ZH) eingebrachter Nichteintretensantrag scheiterte aber deutlich mit 130 zu 23 Stimmen [6].
Als neben Graubünden letzter Grenzkanton hat sich das Tessin mit seinen Nachbarn (den drei italienischen Provinzen Como, Varese und Verbania) zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Das Ziel dieses "Regio insubrica" genannten Gremiums ist eine Verstärkung und eine bessere Koordination der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit [7].
 
[4] Amtl. Bull. StR, 1995, S. 1 ff. Vgl. SPJ 1994, S. 46. Siehe auch Lit. Bradke, Lit. Braillard und Lit. Lereche.4
[5] Amtl. Bull. StR, 1995, S. 117 ff. Vgl. SPJ 1994, S. 46 f. Zu den Massnahmen zur Stärkung der regionalen Wirtschaftsstrukturen siehe unten, Teil I, 4a (Strukturpolitik).5
[6] Amtl. Bull. NR, 1995, S. 426 ff.; BBl, 1995, II, S. 464; AS, 1995, S. 4089 ff. Zur Anwendung des Beschlusses siehe auch Amtl. Bull. NR, 1995, S. 1718.6
[7] CdT, 20.1., 26.1. und 18.11.95; NZZ, 7.2.95. Siehe allgemein auch BZ, 30.10. und 6.11.95.7