Année politique Suisse 1996 : Eléments du système politique / Elections / Kommunalwahlen
Mit dem Rücktritt des populären Stadtpräsidenten Franz Kurzmeier (fdp) mussten sich die Luzerner entscheiden zwischen einer Fortführung des sozial-liberalen und grünen Kurses Kurzmeiers oder dem von der FDP propagierten neuen wirtschaftsfreisinnigen Kurs. Im Nominationsverfahren der FDP wurde der sozial-liberale Grossrat Urs W. Studer ausgebootet; offizieller Kandidat wurde an seiner Stelle Wirtschaftsvertreter Peter Studer. Urs W. Studer gab deshalb seinen Austritt aus der städtischen FDP bekannt und kandidierte als Unabhängiger, breit unterstützt von einem überparteilichen Komitee aus sozial-liberalen und linken Kreisen. Die Luzerner sprachen sich für eine Fortführung des sozial-liberalen Kurses aus: Urs W. Studer wurde klar zum neuen Stadtpräsidenten gewählt, während sein Kontrahent Peter Studer, der auch die Unterstützung der CVP hatte, überraschend sogar die Wahl in die Exekutive verpasste. Damit musste die FDP, die den Stadtpräsidenten seit 151 Jahren gestellt hatte, eine klare Niederlage einstecken. Der einzige Sitz der FDP ging an Irene Hartmann, die als erste Frau in den fünfköpfigen Stadtrat einzog. Sie wird ebenfalls dem sozial-liberalen Lager zugezählt und war auf der Urs.-W.-Studer-Liste aufgeführt, wie auch die drei bisherigen Stadträte Paul Baumann, Franz Müller (beide cvp) und Werner Schnieper (sp): alle drei schafften die Wiederwahl. Heidy Steffen vom Grünen Bündnis verpasste mit rund 800 Stimmen weniger als Peter Studer ebenfalls das absolute Mehr.
Bei den Wahlen in den 40köpfigen Grossen Stadtrat war die
erstmals angetretene SVP klare Siegerin. Sie erreichte bei einem Stimmenanteil von über 9% auf Anhieb vier Sitze und damit Fraktionsstärke. Ebenfalls auf der Siegerseite standen die SP mit zwei Mandatsgewinnen (11) und das Grüne Bündnis mit einem Sitzgewinn. Dagegen verlor die CVP fast einen Drittel ihrer Stimmen und vier Sitze (7). Die FDP büsste zwei Sitze ein (12), bleibt aber stärkste Partei im Stadtparlament. Die radikalfeministische Unabhängige Frauenliste (UFL) verlor ihren einzigen Sitz. Insgesamt stieg der Frauenanteil im Grossen Stadtrat aber von 30% auf 42,5%
[39].
[39] Regierungs- und Parlamentswahlen vom 5.5.96: Presse vom 6.5.96.39
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