Année politique Suisse 1996 : Politique sociale / Santé, assistance sociale, sport / Gesundheitspolitik
Wie das Bundesamt für Statistik (BFS) vorrechnete, haben sich zwischen 1985 und 1995 die Kosten im Gesundheitswesen auf 35,1 Mia Fr. erhöht und damit fast verdoppelt. Während die Konsumentenpreise in diesem Zeitraum nur um 32,2% anzogen, schnellten allein die Spitalleistungen um 75,7% in die Höhe. Die ärztlichen Leistungen wurden demgegenüber bloss um 21,8% und die zahnärztlichen Dienste um 33,5% teurer. Gemäss BFS hat die 1992 bis 1995 geltende Kostenbremse zwar keine spektakuläre Wirkung entfaltet. Zusammen mit der verlangsamten allgemeinen Teuerung leitete sie aber eine gewisse Trendwende ein. Zwischen 1992 und 1995 blieb der Index der ärztlichen Leistungen mit einem Plus von 0,4% praktisch stabil, jener der Spitalleistungen wuchs um 14,2%. 1996 setzte sich diese Entwicklung mit einem Zuwachs von 0,5% bei den Ärzten und 3,4% bei den Spitälern fort. Die Auswirkungen des neuen Krankenversicherungsgesetzes (KVG) auf die Gesundheitskosten können frühestens 1998 ermittelt werden
[7].
Der neue
Preisüberwacher Werner Marti ortete die hauptsächlichsten Transparenzprobleme bezüglich der Kosten im Gesundheitswesen nicht bei den Krankenkassenprämien, wie dies die kantonalen Sanitätsdirektoren gerügt hatten, sondern in erster Linie bei den Leistungserbringern, insbesondere bei den Spitälern. Bei seinen Stellungnahmen zu verschiedenen Tarifanpassungen von Spitälern habe er feststellen können, dass so bedeutende Parameter wie eine einheitliche Kostenrechnung, Leistungsstatistiken, Betriebsvergleiche und häufig auch Spitalplanungen fehlten. Diese Unterlagen wären aber nötig, um die Wirtschaftlichkeit eines Spitals sowie die Betriebskostenanteile aus Überkapazitäten beurteilen zu können. Gemäss Marti müssten nun die Kantone selbst die Anstrengungen für mehr Transparenz in den Spitälern verstärken, da hier zweifelsohne ein grosses Sparpotential vorhanden sei
[8].
Zur Erstellung der Spitallisten, welche das neue KVG den Kantonen vorschreibt, siehe unten, Teil I, 7c (Krankenversicherung).
Eine Studie, die ein Forscherteam unter der Leitung des Chefs des Tessiner Gesundheitsdienstes durchführte, wies nach, dass in der Schweiz bezüglich der
Operationshäufigkeit grosse Unterschiede unter den Kantonen bestehen, und dass halbprivat oder privat Versicherte sowie Personen mit geringer Schulbildung besonders oft operiert werden, Ärzte und ihre Familienangehörigen eher selten. Je nach Art der Operation variieren die Eingriffe in den verschiedenen Kantonen, ohne dass in einem bestimmten Kanton durchgehend am häufigsten operiert wird. Die Studie kam weiter zum Schluss, dass die fünf häufigsten Eingriffe - Gebärmutter-, Blinddarm-, Mandel-, Gallenstein- und Hüftgelenkoperationen - in der Schweiz zwei- bis dreimal so oft durchgeführt werden wie in Frankreich
[9].
[7] Presse vom 23.4.97. Siehe auch M. Moser, "Managed Care im Vormarsch", in
CHSS, 1996, Nr. 3, S. 140 ff.7
[8]
NZZ, 19.3.96;
Bund, 22.11. und 23.11.96. Siehe dazu auch K. Müller, "Kostensenkendes Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen", in
NZZ, 16.3.96. 8
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