Année politique Suisse 1996 : Politique sociale / Santé, assistance sociale, sport
 
Sport
Im Rahmen der Revision des Finanzausgleichs zwischen Bund und Kantonen schlug der Bundesrat vor, den Bereich Jugend und Sport ganz in die Kompetenz der Kantone zu geben [69].
Auf Antrag des Bundesrates überwies der Ständerat diskussionslos eine Motion Büttiker (fdp, SO) für die Schaffung eines Bundesamtes für Sport in der Postulatsform, da Bundesrätin Dreifuss darauf hinwies, dass Reformschritte bereits eingeleitet seien [70].
Mit einer Motion wollte Nationalrat Comby (fdp, VS) den Bundesrat verpflichten, die Kandidatur Sions für die olympischen Winterspiele 2006 finanziell und technisch zu unterstützen. Bundesrätin Dreifuss erklärte, dass diese Unterstützung zweifellos erfolgen werde, dass man sich jetzt aber noch nicht binden wolle, in welcher Form dies zu geschehen habe. Auf ihren Antrag wurde die Motion in ein Postulat umgewandelt [71].
Die Anwesenheit der Bundesräte Ogi und Dreifuss bei den olympischen Sommerspielen von Atlanta (USA) konnte als Zeichen dafür gewertet werden, welche Bedeutung die Landesregierung einer Kandidatur der Schweiz beimisst. Bei dieser Gelegenheit nahmen die beiden Magistraten auch Stellung zu den Gerüchten, wonach der Bereich Sport und insbesondere die Sportschule Magglingen vom EDI ins EMD wechseln solle. Bundesrat Ogi bestätigte seine diesbezüglichen Aspirationen. Bundesrätin Dreifuss vertrat hingegen die Ansicht, dass der Sport keine militärische Aufgabe, sondern vielmehr Teil der Sozial-, Gesundheits- und Umweltpolitik sei. Aus diesem Grund sei das Ressort vor zwölf Jahren vom EMD losgelöst worden. Allerdings könnte sie sich vorstellen, dass der Sport gewissermassen "ad personam" zu Adolf Ogi übergehen könnte [72].
Mit dem von der Sportschule Magglingen ausgearbeiteten Nationalen Sportanlagenkonzept (Nasak) verfügt der Bund erstmals über ein Planungs- und Koordinationsinstrument zum Bau neuer Stadien und anderer Sportstätten von nationaler Bedeutung. Damit die Schweiz als Sportstandort nicht ins Abseits gerät, sind laut Nasak unter anderem nötig: ein nationales Stadion für Fussball und andere Sportarten mit mindestens 35 000 Sitzplätzen, zwei polysportive Stadien mit je 25 000 Sitzplätzen, eine polysportive nationale Wettkampfhalle mit 10 000 bis 20 000 Sitzplätzen, drei Trainingszentren mit Hallen- und Freiluftanlagen für alle Sportarten und drei polysportive Trainingshallen mit 200-m-Rundbahn für Leichtathletik. Der Bundesrat hiess das Nasak gut, doch ist noch ungewiss, ob damit auch finanzielle Verpflichtungen für den Bund verbunden sind [73].
 
[69] BüZ, 16.2.96. Vgl. dazu oben, Teil I, 5 (Finanzausgleich).69
[70] Amtl. Bull. StR, 1996, S. 584 ff.70
[71] Amtl. Bull. NR, 1996, S. 1424 ff.71
[72] JdG, 22.6.96; NQ, 27.2. und 24.7.96; BZ, 24.7. und 3.8.96. Nach Meinung des Leiters der Sportschule Magglingen gehört der Sport nicht ins EMD (TA, 25.4.96). Der Schweizerische Landesverband für Sport und das Schweizerische Olympische Komitee schlossen sich im Herbst zum Schweizerischen Olympischen Verband zusammen (BaZ, 21.11.96).72
[73] BBl, 1996, II, S. 706; BaZ, 25.10.96. Siehe dazu auch die Ausführungen des BR in Amtl. Bull. NR, 1996, S. 2494. Zur schwierigen Finanzlage, in der sich das Sportmuseum in Basel befindet, siehe unten, Teil I, 8b (Museen).73