Année politique Suisse 1997 : Enseignement, culture et médias / Enseignement et recherche
Mittelschulen
Entgegen heftigem linken Widerstand sprach sich der Zürcher Kantonsrat in erster Lesung für die Einführung eines Schulgeldes von jährlich 800 Fr. für Mittelschulen ab dem 10. Schuljahr und 1200 Fr. für Lehrerseminarien aus, in zweiter Lesung wurde der Vorschlag dann allerdings verworfen. Bisher verlangen sieben Kantone (FR, GR, LU, OW, SZ, UR und VD; 1998 kommt für Seminare BS dazu) Mittelschulgelder, deren Tarife liegen aber allesamt unter jenen, die Zürich vorgeschlagen hatte. Auch die beiden Appenzell, Bern, Baselland, Nidwalden und Neuenburg stellten die Einführung eines Schulgeldes für Mittelschulen und Seminare zur Diskussion.
Angesichts der Lehrstellenknappheit erfreut sich das
freiwillige 10. Schuljahr für berufsunentschlossene Schüler, das eine Mehrzahl der Kantone anbietet, steigender Beliebtheit. Die Genfer Regierung prüfte die Einführung eines freiwilligen 10. Schuljahrs, entschied jedoch ablehnend. Der Kanton Bern plant eine restriktivere Zulassung zum freiwilligen 10. Schuljahr auf das Jahr 2000
[15].
Das 1995 vom Bundesrat und der EDK erlassene neue
Maturitätsanerkennungsreglement (MAR), das gesamtschweizerisch die Rahmenbedingungen für die Anerkennung von Maturitätsausweisen festlegt und die Ersetzung der bisherigen Maturitätstypen A bis E zugunsten von "
Maturprofilen" bringt, muss von den Kantonen bis 2003 umgesetzt werden. Entsprechend gaben weitere Kantone ihre revidierten Maturreglemente und Rahmenlehrpläne in die Vernehmlassung (AG, FR, GR, VD) oder beschlossen diese (SG, SO, NE). Die zweite Richtlinie des MAR bildet die
Verkürzung der
Ausbildungsgänge. Als weiterer Kanton beschloss im Berichtsjahr Solothurn die Verkürzung der Ausbildung bis zur Matur von 12,5 auf 12 Jahre. In Baselland kam eine Initiative "für eine Maturität ohne Qualitätsabbau" zustande, die sich gegen die von Landrat und Regierung geforderte Reduktion der Gymnasialzeit von 3,5 auf 3 Jahre wehrt und eine Verteilung der bisherigen Gesamtstundenzahl auf vier Jahre propagiert
[16].
Das Bundesamt für Bildung und Wissenschaft legte im Juni die Kriterien für die Anerkennung der
zweisprachigen Matur fest, wie sie das MAR vorsieht. So müssen unter anderem mindestens zwei Fächer mit Maturnote in der zweiten Sprache abgeschlossen werden, wobei eines aus dem Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften stammen muss. Die Kantone Freiburg, Wallis und Waadt kennen die zweisprachige Matur bereits, sie hatte bisher aber nur kantonale Gültigkeit. Ab 1998 wird auch Bern an den Gymnasien Biel und - als erste rein deutschsprachige Stadt - Thun eine solche anbieten
[17].
[15] GE:
NQ, 26.3.97. BE:
BZ, 25.10.97.15
[16] AG:
AZ, 25.9.97. GR:
BüZ, 2.5.97. SG:
SGT, 11.3.97. SO:
SZ, 5.6., 3.7. und 7.11.97. NE:
Express, 12.2.97. BL:
BaZ, 31.1. und 16.8.97. Zum MAR vgl.
SPJ, 1994, S. 247 ff. und
1995, S. 279. Vgl. auch
SPJ 1996, S. 294.16
[17]
SZ, 4.8.97. BE:
BZ und
Bund, 24.9.97.17
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