Année politique Suisse 1998 : Enseignement, culture et médias / Enseignement et recherche
 
Fachhochschulen
Die Kantone als wichtigste Träger der schweizerischen FHS organisierten im Berichtsjahr ihre Zusammenarbeit im Rahmen der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) neu. Diese verabschiedete die bereinigten interkantonalen Vereinbarungen über die Fachschulen (FS) und die FHS. Sie sichern den freien Zugang zu allen anerkannten FHS sowie den pädagogischen Hochschulen über die Kantonsgrenzen hinaus. Es wurden Beiträge pro Studierenden in der Höhe von 5000 bis 25 000 Fr. vorgesehen, welche die Kantone zu leisten haben [50].
Als oberstes Organ in diesem Bildungsbereich hielt der neu zusammengesetzte Fachhochschulrat der EDK im November seine konstituierende Sitzung ab. Der Rat setzt sich aus den delegierten Erziehungsdirektoren der sieben vom Bund anerkannten FHS-Kantone bzw. FHS-Regionen zusammen; vertreten sind zudem der Bund, die Sanitätsdirektorenkonferenz, die Hochschulkonferenz (SHK) und die FHS-Direktoren. Hauptaufgaben des FHS-Rats stellen die gemeinsame Planung des Ausbaus der FHS und die spezielle Förderung jener FHS-Bereiche dar, die nicht der Rahmengesetzgebung des Bundes unterstehen. Der neue Rat beschloss, nach den erfolgreichen Verhandlungen mit den ETH, bei welchen ein Durchbruch hinsichtlich der gegenseitigen Anerkennung der Studienleistungen erzielt worden war, nun mit Nachdruck auf eine allgemeine Regelung der Passerellen zwischen FHS und Universitäten hinzuwirken. Die SHK wurde ersucht, das Diplom einer anerkannten FHS als Zugangsausweis für die Universitäten anzuerkennen [51].
Der Bundesrat genehmigte auf Antrag der Eidgenössischen Fachhochschulkommission (EFHK) sieben FHS – je eine in der Westschweiz, in der italienischen Schweiz, in Bern, in der Nordwestschweiz, in der Zentralschweiz, in Zürich und in der Ostschweiz. Die Genehmigung wurde in den meisten Fällen mit Auflagen verbunden, die bis spätestens 2003 erfüllt sein müssen. Die Auflagen betreffen eine weitergehende Koordination bzw. eine Zusammenlegung von Studiengängen oder gar von einzelnen der heutigen Höheren Fachschulen [52].
Etliche Kantone wurden durch die Beschränkung der Anzahl FHS gezwungen, ihre Schulen zusammenzulegen. Passiver Widerstand gegen den Vollzugszwang des Bundes machte sich im Laufe des Berichtsjahres bemerkbar. So hatte der Bundesrat gegen den Willen der betroffenen Kantone beschlossen, für Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Solothurn und Aargau bis im Jahr 2003 nur eine interkantonale FHS anzuerkennen. Im September brach in Basel helle Aufregung aus, nachdem die Aargauer Regierung ihre Absicht bekanntgegeben hatte, ihren FHS-Standort auf Brugg-Windisch zu konzentrieren. Dies wurde in Basel als direkte Konkurrenz für den bestehenden Standort Muttenz empfunden [53]. In einer Interpellation brachte Nationalrat Gysin (fdp, BS) seine Besorgnis zum Ausdruck, der Aargauer Entscheid werde einen destruktiven Konkurrenzkampf um vermeintliche Standortvorteile auslösen. Er forderte den Bundesrat auf, vom Vier-Kantone-Projekt abzusehen, Basel und das aargauische Fricktal für sich zu lassen und den Kantonen Aargau und Solothurn eine FHS Mittelland zu erlauben. Der Ständerat befasste sich seinerseits mit einer Interpellation Plattner (sp, BS), die den Bundesrat ebenfalls beschwor, nicht an der geltenden Vorgabe festzuhalten. Für die beiden Basel sei die trinationale Zusammenarbeit wichtiger als die interkantonale. Es wäre Studenten aus Lörrach beispielsweise nicht zumutbar, etwa ins solothurnische Oensingen zu reisen. Bundesrat Couchepin bemühte sich, die Wogen zu glätten, sah aber keinen Anlass, von der bundesrätlichen Politik abzuweichen. Würde er auf das Basler Begehren einschwenken, könnte er ein Präjudiz schaffen, worauf auch andere FHS-Regionen auseinanderfallen könnten. Die starke Vernetzung der FHS-Einrichtungen der Nordwestschweiz sei erforderlich, damit die Hochschule im Wettbewerb bestehen könne [54]. Im Rahmen der Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Technologie bekräftigte der Bundesrat Ende Jahr erneut, dass es bloss sieben FHS geben werde. Er erwartete bis Ende 2000 Fusionen von benachbarten Teilschulen und eine bessere Abstimmung einzelner Studiengänge, die sich thematisch nahestehen [55].
Die FHS Westschweiz, zu welcher die Kantone GE, VD, NE, JU, FR und VS im Verbund zusammengeschlossen sind, etablierte sich im Berichtsjahr als feste Struktur und wird ab 1999 erstmals mit definitivem eigenem Budget arbeiten. Die Ostschweizer Kantone beschlossen, sich zum Verbund der Ostschweizer FHS zusammenzuschliessen, unter dessen Dach die FHS in Chur (GR), Buchs, Rapperswil und St. Gallen (alle SG) vereinigt werden, und besiegelten im August einen ersten Kooperationsschritt mit der gegenseitigen Anerkennung des Grundstudiums zwischen den Schulen in Chur, Vaduz (FL) und St. Gallen. Die Zürcher Bevölkerung genehmigte mit dem Fachhochschulgesetz den rechtlichen Rahmen für einen Verbund von Hochschulen im Kanton Zürich. Im Oktober nahm die erste Schweizerische Fachhochschule für die Gesundheitsberufe in Aarau ihren Betrieb auf, nachdem der nötige Rahmenvertrag zwischen dem Schweizerischen Roten Kreuz und dem Kanton Aargau unterzeichnet worden war. Auch die Konturen der FHS Zentralschweiz mit ihren fünf Teilschulen in Luzern wurden gegen Ende Jahr deutlicher. In den Bereichen Technik und Architektur, Wirtschaft sowie Gestaltung und Kunst wurde bereits auf FHS-Stufe unterrichtet. Die Solothurnische Regierung legte schliesslich ihren Vorschlag zur Konzentration der FHS Solothurn/Nordwestschweiz auf den Standort Olten vor [56].
Der Nationalrat überwies ein Postulat seiner WBK betreffend die Erstellung einer Basis für die internationale Anerkennung der FHS-Diplome im Ausland – insbesondere in der EU und in Nordamerika – sowie ein Postulat Berberat (sp, NE) betreffend die Kostenübernahme durch den Bund für das Angebot von FHS-Nachdiplomstudien [57].
Der Bundesrat beschloss im Mai ein Ausbildungsangebot, das künftigen Turnlehrern neu einen FHS-Studiengang an der Eidgenössischen Sportschule Magglingen ermöglicht. Der neue Studiengang umfasst die Turnlehrerausbildung, die Ergänzungslehrgänge für Sportstudenten an Universitäten sowie Angebote im Nachdiplombereich. Magglingen wird zudem eng mit der Berner FHS zusammenarbeiten [58].
 
[50] IDES-Bulletin, 1998, Nr. 4, S. 2; Presse vom 7.3.98; NLZ, 8.6.98, NZZ, 31.8.98.50
[51] IDES-Bulletin, 1998, Nr. 1, S. 3; BaZ, 23.10.98; NZZ, 27.10. und 4.12.98.51
[52] IDES-Bulletin, 1998, Nr. 1, S. 2 f.; Presse vom 3.3.98.; Ww, 25.6.98. Vgl. auch SPJ 1997, S. 313 f. Als Teilschule eines der sieben FHS-Zentren bewilligte der BR auch die erste Fern-Fachhochschule der Schweiz, die im Herbst ihren Betrieb aufnahm (NZZ, 3.7.98; SGT, 27.7.98). Erst im Herbst genehmigte der BR auch die entsprechenden Teilschulen und Studiengänge zur Eingliederung der Gestaltung und der Kunst in das FHS-System. Der bundesrätliche Entscheid, die Studienbereiche Mode, Textil und Innenarchitektur in Zürich aufzuheben und ab 2003 andernorts zu integrieren, stiess bei den Studierenden an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich auf heftigen Protest (TA, 29.9. und 21.12.98).52
[53] BaZ, 30.9.98.53
[54] Amtl. Bull. NR, 1998, S. 2889 ff.; Amtl. Bull. StR, 1998, S. 1266 ff.; BaZ, 8.12.98; Presse vom 9.12.98. Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Antworten des BR auf die Interpellation von StR Onken (sp, TG) und derjenigen von NR Keller (sp, BS) (Amtl. Bull. StR, 1998, S. 384 ff; Amtl. Bull. NR, 1998, S. 2936 f.).54
[55] BBl, 1999, S. 297 ff.; Presse vom 28.11.98.55
[56] Westschweiz: LT, 31.3.98; NZZ, 18.3.99. Ostschweiz: BüZ, 19.5.98; SGT, 6.8.98. ZH: NZZ, 28.9.98. AG: AZ, 25.9.98. Zentralschweiz: Presse vom 4.12.98. SO: SZ, 9.12.98.56
[57] Amtl. Bull. NR, 1998, S. 749 f. und 2199 f. Vgl. auch die Stellungnahme des BR zu diversen Vorstössen bezüglich einer besseren Koordination der FHS im Hinblick auf Finanzierung sowie Eurokompatibilität und internationaler Anerkennung (Amtl. Bull. NR, 1998, S. 1667 f., 2888 f. und 2975 f.; Amtl. Bull. StR, 1998, S. 1151).57
[58] NZZ, 14.5.98.58