Année politique Suisse 1998 : Enseignement, culture et médias / Médias / Radio und Fernsehen
Zahlreich waren die Kooperationen, welche in der Lokalradioszene redaktionell oder werbemässig eingegangen wurden. Aufgrund ihrer finanziellen Schwierigkeiten strebten kleine Lokalradiostationen mit der Einrichtung diverser Programmfenster eine Steigerung der Werbeeinahmen an. In der Deutschschweiz beantragten 18 Privatradios (darunter Argovia, Eulach, Zürisee, Radio Top und extraBern) beim Bundesrat eine Konzessionsänderung, um bis zu sechs
sprachregionale Radioprogramme, die
via Kabel und
DAB (Digital Audio Broadcasting) verbreitet werden, aufschalten zu können. Hinter dem Vorhaben stand mehr als der blosse Wunsch nach einer Gebietsausweitung. In erster Linie reagierten die Privaten auf das im April eingereichte SRG-Gesuch zur etappenweisen Entwicklung der DAB-Technologie und zur Lancierung eines Sparten-Jugendprogramms
[74]. Im Bündnerland setzte Hanspeter Lebrument, Verleger der Gasser AG, seine Expansion in Richtung Innerschweiz fort. Dem Zeitungskonglomerat "Südostschweiz" folgte ein gleichnamiges Konstrukt von Lokalradios. Neu traten das Bündner Radio
Grischa, dessen Verwaltungsratspräsidium Lebrument übernahm,
und das Innerschweizer Radio
Central unter der Bezeichnung
Südostschweiz am Werbemarkt auf. Eine Tagesreichweite von zusammen 80 000 Hörerinnen und Hörern sollte die beiden Lokalsender auch für nationale Kampagnen attraktiv machen
[75]. Ende Jahr reichte der Mehrheitsaktionär des Genfer Lokalsenders
One FM ein Gesuch für eine Übernahme von 65% des Kapitals des Lausanner Senders
Radio 108.2 – vormals Radio Nostalgie und zuvor Radio Acidule – ein. Radio 108.2 soll nun unter dem neuen Namen
Lausanne FM für ein Publikum ab 30 Jahren lanciert und im Verbund mit One FM und dem französischen Sender Europe 2 vermarktet werden. Dieser Werbepool wurde als Reaktion auf das werbemässige Zusammenspannen der den Privatradio-Markt zwischen Genf und Lausanne beherrschenden Konkurrenten NRJ, Nostalgie, Framboise und Lac gebildet
[76].
In der Privatradioszene traten zwei nationale Anbieter auf den Markt: Als erster Deutschschweizer Jugendsender ging “
Radio 105 Network” unter der Leitung einer Gruppe junger Medienschaffender im Februar auf Sendung. Mit Musik und Unterhaltung richtet sich die Station mit Sitz in Basel ausschliesslich an die Bedürfnisse der 15- bis 29jährigen
[77]. Im weiteren erhielt
Radio Eviva eine neue Konzession zur Verbreitung des Programms via Satellit und Kabel. Der erstmals 1992 zugelassene private Volksmusiksender
Radio Eviva hatte trotz hoher Publikumsakzeptanz auf Ende Juni 1997 den Sendebetrieb einstellen müssen. Die Betriebseinstellung steigerte jedoch den Enthusiasmus der Höherschaft und damit die Bereitschaft diverser Unternehmen, den Kanal über drei Jahre hinweg finanziell mitzutragen. An der neu gegründeten Radio Eviva AG für Volkskultur beteiligten sich mit gleichwertigen Anteilen die Medien Z Holding, die Radio Z AG, die Beat Curti Medien Holding sowie der neue Programmleiter Martin Sebastian
[78]. Der Bundesrat erneuerte gleichzeitig die Konzession des
Evangeliumsrundfunks Schweiz zur Weiterführung seines religiösen Programmfensters auf Radio Eviva
[79].
Die Bevölkerung der Agglomeration Basel erhielt ein drittes Lokalradio. Das UVEK erteilte der Stiftung
Radio X eine Konzession bis 2004. Das neue, beschränkt kommerzielle Radio versteht sich als Jugend- und Kultursender; im April ging es als Kontrastprogramm zu den bestehenden Sendern Basilisk und Edelweiss auf Sendung. Erstmals gab das UVEK mit dieser Konzessionierung einem Lokalradio eine obere Grenze für kommerzielle Einnahmen. Radio X darf pro Jahr höchstens 900 000 Fr. (brutto) aus Werbung und Sponsoring einnehmen
[80]. Auch das
Alternativradio RaSa erhielt eine Konzession und sendete ab September in einem auf die Stadt Schaffhausen beschränkten Sendegebiet
[81]. Das neue Stadtzürcher
Radio Tropic konnte nach langem Warten seinen Sendestart auf Spätsommer 1999 in Aussicht stellen. Der Bundesrat wies von konkurrierenden Sendern geführte Beschwerden gegen die Konzessionserteilung ab
[82]. Schliesslich nahm im Oktober das Luzerner
Radio 3fach seinen Betrieb auf. Es wird werbefrei ausgestrahlt und von den benachbarten, kommerziell orientierten Radios Pilatus, Sunshine und Central gemäss vertraglicher Verpflichtung substantiell unterstützt
[83].
[74] Presse vom 6.5.98.;
BaZ, 22.12.98.74
[75]
BüZ, 10.6. und 31.12.98; Presse vom 8.9.98.75
[76]
24 Heures, 23.3., 25.9. und 10.12.98;
TG, 12.12.98. Vgl.
SPJ 1997, S. 342. Vgl. auch die Antwort des BR auf die Einfache Anfrage von NR Jaquet (sp, VD) betreffend den Aktionärswechsel bei Radio Acidul (
Amtl. Bull. NR, 1998, S. 2990).76
[77]
SGT, 23.2.98;
TA, 25.7.98. Vgl.
SPJ 1997, S. 341.77
[78]
BBl,
1998, S. 2523 ff.; Presse vom 26.3.98;
TA, 17.4.98. Zur Betriebsschliessung siehe
SPJ 1997, S. 341.78
[79]
BBl, 1998, S. 2526 ff.;
NZZ, 26.3.98.79
[80]
BaZ, 14.1., 8.4. und 20.4.98.80
[81]
SN, 29.5. und 8.7.98.81
[82]
NZZ, 14.7.98. Vgl.
SPJ 1997, S. 341.82
[83]
AZ, 19.10.98;
BaZ, 20.10.98.83
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