Année politique Suisse 1999 : Partis, associations et groupes d'interêt / Partis
 
Freiheits-Partei (FP)
Die Absetzbewegung prominenter Parteimitglieder setzte sich im Berichtsjahr fort. Im Februar gab Nationalrat Gusset (TG) bekannt, er werde im Herbst auf einer eigenen KMU-orientierten Liste kandidieren. Im Juli erklärte Gusset schliesslich seinen Austritt aus der Partei. Die Sektion St. Gallen galt vor den Wahlen im Herbst ebenfalls als Sorgenkind. Nachdem Nationalrat Steinemann (SG) seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte, und mehrere Kantonsratsabgeordnete zur SVP übergetreten waren, fehlte es der Sektion an Führungspersönlichkeiten [39].
Nachdem im April in den Zürcher Kantonsratswahlen die FP alle drei bisherigen Sitze verloren hatte, drehte Parteipräsident Scherrer (BE) bei der Delegiertenversammlung im Mai den Spiess um und versuchte die Niederlage der FP und den gleichzeitigen Sieg der SVP als Erfolg umzudeuten. Die SVP habe auf weiten Strecken die Politik der FP übernommen, das Wahlresultat sei somit auch eine Auszeichnung für das FP-Gedankengut. Im Juli wurde bekannt, dass sich der FP-Generalsekretär Patrick Eruimy (SO) seit Mai nicht mehr im Amt befand. Dabei war die Funktion des Generalsekretärs erst im Vorjahr neu geschaffen worden. Eruimy erklärte in einem Interview, dass es der Partei schlicht an Geld fehle, um das Amt weiterzuführen [40].
Am Wahlfest in Emmen (LU) vom September geisselte die Partei den politischen Filz in anderen Parteien. Den bürgerlichen Regierungsparteien warfen Scherrer und Dreher (ZH) eine fahrlässige Kompromissbereitschaft vor; die Linke dürfe nicht freiwillig an der Regierung beteiligt werden [41].
Bei den Nationalratswahlen verlor die ehemalige Autopartei alle ihre bisherigen sieben Sitze. Ihr Stimmenanteil ging von 4,0 auf 0,9% zurück. Ihre ehemaligen Abgeordneten Giezendanner (AG) und Borer (SG) schafften die Wiederwahl auf SVP-Listen und verhalfen damit der SVP zu Sitzgewinnen. Im November wurde im Anschluss an die Präsidentenkonferenz in Aarau bekannt gegeben, dass die FP weiterhin bestehen bleibe. Sowohl die Kantonalpräsidenten als auch die Kantonsparlamentarier hätten den Entschluss unterstützt. Die Konferenz beauftragte das Präsidium, die künftige Ausrichtung der Partei neu zu definieren. Parteipräsident Scherrer wurde im Amt bestätigt. Im Dezember beschloss die St. Galler-Kantonalpartei, welche die Bezeichnung Autopartei beibehalten hatte, sich aufzulösen. Die Hälfte ihrer zehn Kantonsräte war bereits vor den Nationalratswahlen zur SVP übergetreten [42].
 
[39] NZZ, 13.2., 20.7. und 14.9.99. 39
[40] NZZ, 18.1., 22.3., 10.5., 20.7. und 23.8.; TA, 17.2.99: Bund, 26.5.99; SoZ, 3.8.99. 40
[41] NLZ, 20.9.99. 41
[42] NZZ, 8.11. und 11.12.99; NLZ, 6.11.99. 42