Année politique Suisse 2001 : Politique sociale / Groupes sociaux / Frauen
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Politische Vertretung
Gemäss einer Studie des BFS beträgt der Frauenanteil in den Exekutiven grösserer Schweizer Gemeinden (mehr als 10 000 Einwohner) gegenwärtig rund 24% (1997: 22%), doch ist nur in jeder neunten auch eine Frau Gemeindepräsidentin. Frauen aus Linksparteien haben die grösseren Wahlchancen als die Vertreterinnen der bürgerlichen Parteien. Den höchsten Frauenanteil weist die SP mit 34,7% aus, gefolgt von den Grünen (27,3%), der CVP (23,5%), der FDP (19,5%) und der SVP (16,2%). Der Vergleich zwischen den Sprachregionen zeigt durchschnittlich höhere Frauenanteile in den Gemeinden der Deutschschweiz als in der Romandie. Die gewählten Frauen stehen überproportional häufig Ressorts vor, die der traditionellen Frauenrolle nahe liegen (Soziales, Schule, Gesundheit, Jugend/Freizeit/Sport und Kultur); Finanzen und Verkehr sind dagegen fast reine Männerdomänen [33].
30 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts wurde das Abstimmungsverhalten der Frauen erneut unter die Lupe genommen. Die Feststellungen glichen jenen von 1996. In rund 10% der 180 untersuchten Urnengängen konnten geschlechterspezifische Abweichungen festgestellt werden, bei 16 Abstimmungen war die Differenz sogar ausschlaggebend, wobei Frauen und Männer je achtmal obsiegten. Der Geschlechterunterschied manifestierte sich vor allem bei emotionalen und stark polarisierenden Vorlagen (Antirassismus-Gesetz, Alpeninitiative, Genschutzinitiative, 10. AHV-Revision ohne Erhöhung des Rentenalters, Mutterschaftsversicherung), bei denen die Frauen sozialer und umweltfreundlicher stimmten als die Männer [34].
Wie bereits vier und acht Jahre zuvor, wurde im Auftrag der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen (EFK) die Medienpräsenz der Kandidatinnen im Vorfeld der Nationalratswahlen 1999 untersucht. Erneut waren die Frauen (35% der Kandidierenden) klar unterdurchschnittlich vertreten (18% Redezeit im Fernsehen landesweit). In den Sendungen der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten hatten die Frauen mit 29% in der Westschweiz die höchste Fernsehpräsenz, gefolgt von der Deutschschweiz (23%) und dem Tessin (11%). Beim weniger prestigeträchtigen Radio waren die Frauen eindeutig besser repräsentiert (31%). Innerhalb der Bundesratsparteien durften sich die SP-Frauen am meisten äussern, gefolgt von jenen der CVP. Die FDP war vor der Kamera vor allem durch Männer vertreten, die SVP-Frauen waren medial praktisch inexistent. Diese Feststellungen wurden als ein deutliches Anzeichen dafür gewertet, dass die Benachteiligung der Frauen weniger von den Fernsehmachern als vielmehr von den Parteizentralen abhängt [35].
Die EFK konnte ihr 25jähriges Bestehen feiern. Zum Jubiläum stellte sie ihr neuestes Projekt vor, ein Mentoring-Programm für junge Politikerinnen, das sie zusammen mit der Dachorganisation der Jugendverbände (SAJV) durchführt. Ein Jahr lang werden junge Frauen, die sich bereits partei- oder verbandspolitisch betätigt haben, von einer Spitzenpolitikerin in ihrer Arbeit gefördert [36].
 
[33] Lit. BFS; NZZ, 14.6.01. Eine im Vorjahr publizierte Studie kam zu niedrigeren Zahlen, was sich daraus erklärt, dass dabei sämtliche Gemeinden berücksichtigt wurden (SPJ 2000, S. 250). Zu den Verhältnissen im Kt. BE vgl. Bund, 14.6.01, für die Legislativen der Ostschweiz SGT, 30.7.01. 33
[34] Presse vom 7.2.01. Vgl. SPJ 1996, S. 278 f. Siehe auch: Seitz, Werner, „Dreissig Jahre Frauen in der Politik“, in NZZ, 7.2.01. 34
[35] Presse vom 7.2.01. Siehe SPJ 1996, S. 279 f. Zur Revision des Gesetzes über die politischen Rechte, die Frauenförderungsmassnahmen des Bundes vorsieht, siehe oben, Teil I, 1c (Volksrechte). 35
[36] Presse vom 30.6.01. 36