Année politique Suisse 2002 : Enseignement, culture et médias / Culture, langues, églises / Kulturpolitik
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Pro Helvetia
Als Nachfolger von Bernard Cathomas, der 2001 wegen mangelnder Kompetenzen zurückgetreten war, wählte der Stiftungsrat der Pro Helvetia den Germanisten und Musikjournalisten Pius Knüsel zum neuen Direktor der Kulturstiftung. Knüsel, der als Favorit der radikaleren Reformer innerhalb des Stiftungsrates galt, erklärte, sein primäres Ziel sei es, die begonnene Reform zu Ende zu führen. Die Pro Helvetia soll nicht nur zur führenden „Kulturagentur“ werden, welche die unterschiedlichen Kulturakteure zu einer Art Netzwerk verbindet, sondern auch zu einer Vordenkerin der nationalen Kulturpolitik. Insgesamt strebe er eine schlankere, aber effizientere Institution an, die sich aktiver und offensiver verhalte, sich klarer profiliere als bisher und sich gegen aussen auch besser darstelle [3].
Im Sommer 2000, als der Stiftungsrat der Pro Helvetia sehr kontrovers über eine Neuausrichtung und Bereinigung der Strukturen diskutierte, hatte Nationalrat Zbinden (sp, AG) eine Motion eingereicht, in welcher er eine stärkere Einflussnahme der Bundesbehörden auf die Arbeit der Stiftung und allenfalls eine Neufassung des gesetzlichen Auftrags verlangte. In seiner Antwort vom Herbst des gleichen Jahres verwies der Bundesrat darauf, dass die Pro Helvetia eine autonome Stiftung der Eidgenossenschaft ist, weshalb eine Einmischung des Bundes in die stiftungsinterne Meinungsbildung grundsätzlich nicht opportun sei. Auf seinen Antrag – und weil die Reform 2001 zum Abschluss gekommen war – überwies der Nationalrat den Vorstoss lediglich als Postulat [4].
 
[3] TA, 26.2.02; Presse vom 1.3. und 2.3.02; WoZ und Ww, 7.3.02; Bund, 15.5.02. Siehe SPJ 2001, S. 237. Mit einer Eingabe verlangte die Pro Helvetia substantiell mehr Geld vom Bund: Statt 130 Mio Fr. wie in der laufenden Vierjahresperiode sollen es in der nächsten (2004-2007) 180 Mio Fr. sein (NZZ, 19.9. und 20.9.02).
[4] AB NR, 2002, S. 307. Vgl. auch die Antwort des BR auf zwei Interpellationen zur Neubesetzung des Stiftungsrates: a.a.O., I, Beilagen, S. 322 ff. und 594. Siehe SPJ 2000, S. 283 und 2001, S. 237 f.