Année politique Suisse 2002 : Enseignement, culture et médias / Culture, langues, églises / Kulturpolitik
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Kulturpolitik der Kantone und Städte
Der seit Jahren dauernde Kulturgüterstreit zwischen den Kantonen St. Gallen und Zürich um die Rückgabe der im zweiten Villmergerkrieg (1712) von Zürich erbeuteten Kunstgegenstände soll Sache des Bundesrates werden. Nachdem er eine Klage vor Bundesgericht erwogen hatte, teilte der Kanton St. Gallen im September mit, er habe in Bern um Vermittlung ersucht. Die Kantonsregierung erklärte ihren vorläufigen Verzicht auf eine Klage mit der „freundeidgenössischen Verpflichtung, nach einer gütlichen Einigung zu suchen“, eine Haltung, die der Kanton Zürich begrüsste. Aufgrund einer Bestimmung der neuen Bundesverfassung (Art. 44 Abs. 3) erklärte sich der Bundesrat bereit, die beantragte Vermittlerrolle zu übernehmen [16].
Eine ähnliche Kontroverse, der Kulturgüterstreit zwischen Glarus und St. Gallen um die Werdenberger Akten konnte beigelegt werden. Die aufgearbeiteten Dokumente aus der Glarner Herrschaftszeit in den St. Galler Regionen Werdenberg und Wartau (1517-1798) bleiben in Glarus. Den St. Gallern werden aber Originaldokumente für Ausstellungen zur Verfügung gestellt [17].
In Basel wurde Ende Januar das neue Schauspielhaus eingeweiht. Die Finanzierung des 29 Mio Fr. teuren Neubaus war erst möglich geworden, nachdem 1998 anonym bleiben wollende Frauen 7,3 Mio Fr. zur Verfügung gestellt hatten. Viele weitere Spender waren ihrem Beispiel gefolgt und hatten schliesslich mehr als 20 Mio Fr. aufgebracht [18].
Nur relativ knapp, mit rund 53% Ja-Stimmen, nahmen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Stadt Zürich zwei Finanzvorlagen zum Schauspielhaus an (2,5 Mio für die Kostenüberschreitungen beim Umbau des Schiffbaus, 3,88 Mio als Erhöhung der jährlichen Subvention). Das Resultat wurde einerseits als Bekenntnis der Stadt zu ihrem Theater, andererseits als Warnung an die Leitung des Schauspielhauses gewertet, da die Besucherzahlen in der Spielsaison 2001/2002 eingebrochen waren (um 40% bei den Abonnementen). Weil er die Voraussetzungen für einen Neuanfang als nicht gegeben erachtete, löste der Verwaltungsrat Anfangs September per Ende Saison 2002/2003 den Vertrag mit dem renommierten Intendanten des Schauspielshauses, Christoph Marthaler auf. Unter dem Druck der Öffentlichkeit zeigten sich Stadtbehörden und Verwaltungsrat schliesslich aber bereit, die Zusammenarbeit mit Marthaler um mindestens ein Jahr zu verlängern. Bedingung war allerdings eine strengere Kostenkontrolle sowie weitere Einsparungen. Zurückgreifen könnte das Schauspielhaus allenfalls auch auf eine Defizitgarantie des Kantons von maximal 2,5 Mio Fr. [19].
In Bern begann mit der Grundsteinlegung der eigentliche Bau des Paul-Klee-Zentrums im Osten der Stadt. Das Museum, das dereinst 4000 Klee-Bilder beherbergen wird, soll 2005 fertiggestellt sein [20].
 
[16] SGT, 23.2.02; TA, 11.4. und 6.11.02; NZZ, 3.9. und 5.11.02; Presse vom 6.9.02. Siehe SPJ 2001, S. 241.
[17] SGT und NZZ, 14.9.02.
[18] BaZ, 17.1., 18.1., 21.1. und 6.2.02. Siehe SPJ 2000, S. 287.
[19] NZZ und TA, 11.1., 24.1., 12.2., 28.2., 4.5., 3.6., 2..-11.9., 19.9., 4.10., 29.10., 31.10. und 5.12.02.
[20] BZ und Bund, 21.6.02. Siehe SPJ 2001, S. 241.