Année politique Suisse 2004 : Enseignement, culture et médias / Enseignement et recherche / Grundschulen
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Schulreformen und -modelle
Im Rahmen des im Nachgang zu PISA 2000 beschlossenen Projektes Harmonisierung der obligatorischen Schule (HarmoS) lief die Entwicklung der Bildungsstandards an, welche zu einer Vereinheitlichung der Lehrpläne und zu überprüfbaren Leistungszielen in den wichtigsten Fächern führen soll. Basierend auf diesen Standards sollen die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler am Ende des 2., 6. und 9. Schuljahres in den Fächern Muttersprache, Fremdsprache, Mathematik und Naturwissenschaften künftig landesweit gemessen und verglichen werden. Neben einer verbesserten Schulbildung erhofft sich die EDK mehr Transparenz und eine bessere Orientierung und längerfristig eine indirekte Harmonisierung der Strukturen im Volksschulbereich sowie eine Angleichung bei den Lehrplänen und Lehrmitteln; HarmoS bildet auch die Voraussetzung für die Herabsetzung des Schuleintrittalters. 2007 will die EDK ein neues Konkordat der obligatorischen Schule verabschieden. Die FDP beschloss die Ausarbeitung einer Volksinitiative, welche landesweit einheitliche Vorgaben für die Volksschule vorsieht (gleiches Alter für den Schuleintritt und den Übertritt in weiterführende Stufen, Vereinheitlichung beim Schulstoff, insbesondere beim Fremdsprachenunterricht). Die EDK hielt dieses Vorhaben mit Hinweis auf das Projekt HarmoS für überflüssig [15].
Im Berichtsjahr gaben die Bildungsdirektoren der Romandie und des Tessins (BE, FR, GE, JU, NE, TI, VD, VS) ein Konzept zur Harmonisierung der Lernziele (plan d’études-cadres romand d’harmonisation des objectifs d’apprentissage, PECARO) in die Vernehmlassung. PECARO definiert nicht nur die Lernschwerpunkte für die drei Altersstufen (1.-2., 3.-6. und 7.-9. Schuljahr), sondern legt auch fest, wie viel Zeit die Lehrkräfte für die Vermittlung des entsprechenden Lernstoffes aufzuwenden haben. Einige Waadtländer Parlamentarier und Elternvereinigungen drohten mit dem Referendum, weil sie befürchteten, die Kontrolle über die obligatorische Schule zu verlieren [16].
Im Zusammenhang mit HarmoS verabschiedete die EDK einen Strategiebeschluss zur Koordination des Sprachenunterrichts. Höchste Priorität habe als Erstsprache die lokale Landessprache. An der Primarschule würden zwei Fremdsprachen unterrichtet, darunter eine Landessprache; die andere sei in der Regel Englisch. Der Fremdsprachenunterricht beginne im 3. und 5. Schuljahr. Die Wahl der Einstiegssprache sei den Kantonen freigestellt, werde aber regional koordiniert. Am Ende der obligatorischen Schulzeit (9. Schuljahr) müssten alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Lernziele erreicht haben. Dem EDK-Beschluss stimmten 24 Kantone zu, nur Luzern und Appenzell-Innerrhoden enthielten sich der Stimme; in Luzern ist das Frühfranzösisch umstritten, während Appenzell-Innerrhoden das Französisch vor zwei Jahren zu Gunsten des Englischen an die Oberstufe delegierte. In mehreren Kantonen regte sich Widerstand gegen die Einführung von zwei Fremdsprachen auf Primarstufe; in Zürich, Thurgau und Graubünden sind entsprechende Volksinitiativen hängig. Die Ost- und die Zentralschweizer Bildungsdirektoren sprachen sich für Englisch als erste Fremdsprache aus, während jene der sechs Kantone entlang der Sprachgrenze (BE, BL, BS, FR, SO, VS) für Französisch optierten [17].
Die Versuche mit der sogenannten Basis- oder Grundstufe (dem flexiblen Schuleintritt und der Zusammenfassung von Kindergarten und Unterstufe) in Ostschweizer Schulen stiessen auf Anklang. Neu starteten auch Nidwalden und Zürich einen Versuch. Insgesamt begannen nach Angaben der EDK-Ost rund 60 Versuchsklassen das Schuljahr 2004 in der Basisstufe. Im Schuljahr 2005/06 sollen auch Klassen im Kanton Bern und in der Zentralschweiz dazukommen [18].
Mehrere Kantone verfügten als letzte Massnahme gegen renitente Schülerinnen und Schüler den Ausschluss vom Unterricht bis zu mehreren Wochen. Viele Gemeinden stellten Schulsozialarbeiter an, damit sich die Lehrkräfte vermehrt wieder ihrer eigentlichen Aufgabe, der Vermittlung des Schulstoffes, widmen können [19].
 
[15] Presse vom 2.7., 25.10. (FDP) und 30.10.04; EDK, Jahresbericht 2004 (Bern, März 2005), S. 5 und 7 ff.; vgl. SPJ 2002, S. 254 und 2003, S. 262. Zur FDP siehe auch unten, Teil IIIa (Parteien).
[16] Presse vom 23.1. und 30.9.04; NF, 30.1.04; LT, 23.8.04.
[17] Presse vom 1.4., 3.6. und 9.9.04; LT, 1.9.04; EDK, Jahresbericht 2004 (Bern, März 2005), S. 3.
[18] NZZ und SN, 27.8.04; vgl. SPJ 2003, S. 261.
[19] SGT, 30.6.04; NZZ, 28.8.04; LT, 26.11.04; vgl. SPJ 2000, S. 255 f. Siehe dazu unten, Teil II, 6a.