Année politique Suisse 2005 : Enseignement, culture et médias / Enseignement et recherche / Hochschulen
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Universitäten und ETH
In seiner Antwort auf eine Interpellation Favre (fdp, VD) bezüglich Investitionen von Bundesmitteln in Hochschulbauten erläuterte der Bundesrat im Frühjahr, gemäss Universitätsförderungsgesetz betrage der vom Bund finanzierte Anteil je nach Finanzkraft der Universitätskantone 30% bis 55% der Aufwendungen. Nach Annahme der NFA soll künftig für alle Kantone der gleiche Höchstbeitragsatz gelten. Mit der Übertragung der Immobilien vom Bund an die ETH im Rahmen des Entlastungsprogramms 2004 (EP 04) beabsichtigte die Regierung, die Verantwortung über die Mittelverteilung zwischen Lehre und Forschung einerseits und Investitionen andererseits dem ETH-Rat zu übergeben. Anlässlich der Beratungen zum EP 04 im Sommer verweigerte das Parlament jedoch die Übertragung der Immobilien mit dem Argument, eine derart weitreichende Gesetzesänderung gehöre nicht in ein Sparprogramm, sondern erfordere eine separate Botschaft. Im Herbst lehnte der Ständerat eine Motion seiner Spezialkommission, welche vom Bundesrat eine separate Vorlage verlangte, mit der Begründung ab, die Regierung plane für 2006 eine entsprechende Botschaft [31].
2004 hatte der neue Präsident des ETH-Rates, Alexander Zehnder, für die beiden ETH das Recht gefordert, ihre Studierenden aktiv auswählen und eine auf Interviews gestützte Selektion vornehmen zu können. Im Frühling wollte der Nationalrat Hans Widmer (sp, LU) wissen, wie die Zulassung zum Studium geregelt sei. Gemäss Bundesrat bestünden sowohl für den Bachelor als auch für den Master klare Vorgaben. Ein Masterstudium setze grundsätzlich das Bachelordiplom einer Hochschule oder einen gleichwertigen Hochschulabschluss voraus. Inhaberinnen und Inhaber eines Bachelordiploms einer schweizerischen Universität würden zu den universitären Masterstudiengängen in der entsprechenden Fachrichtung ohne zusätzliche Anforderungen zugelassen. Für die Zulassung von spezialisierten Masterstudiengängen könnten die Universitäten jedoch zusätzliche, für alle Bewerberinnen und Bewerber identische Anforderungen stellen [32].
Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse hatte die fünf Spitzenuniversitäten University of California, University of Oxford, Universität Utrecht, University of Tokyo und die Tsinghua University in China evaluieren lassen, um zu erfahren, weshalb diese so erfolgreich sind. Gemäss Economiesuisse seien die Ergebnisse der Studie nicht eins zu eins auf die Schweiz übertragbar. Doch um international mitzuhalten, sollten die Schweizer Universitäten über mehr Autonomie verfügen (u.a. Freiheit in den Anstellungs- und Besoldungsregeln), ihre Studierenden selbst auswählen und die Studiengebühren erhöhen können. Letztere sollten nicht mit staatlichen Mitteln verrechnet, sondern zur Qualitätssteigerung der Lehre eingesetzt werden. Ein Darlehenssystem solle zudem allen Fähigen den Zugang zur Hochschulbildung ermöglichen [33].
Diskussionslos stimmte der Ständerat einem Postulat Fetz (sp, BS) zu, das Massnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in den Studienbereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Technik verlangt. Ebenfalls überwiesen wurde ein Postulat David (cvp, SG), das vom Bundesrat Auskunft verlangt über die getroffenen Vorkehrungen zur Qualitätssicherung der Universitäten [34].
Im Frühling unterzeichneten der Genfer Regierungsrat und Bundesrat Couchepin eine Erklärung, in der sie ihre Absicht bekundeten, die Attraktivität der internationalen Studien an der Universität Genf zu erhöhen. Geplant ist der Aufbau einer akademischen Institution mit Weltruf, die von der lokalen Konzentration internationaler Organisationen und einschlägiger Universitätsinstitute profitiert. Konkret soll bis 2008 aus dem Institut für internationale Beziehungen (HEI) und dem Institut für Entwicklungspolitik (IUED) ein Kompetenzzentrum geschaffen werden, das vertraglich eng an die Universität Genf gebunden ist. Für die Periode 2008-2011 will der Bund einen besonderen Betrag vorsehen [35].
Die Universität Bern gründete auf den Beginn des Studienjahres 2005/06 eine neue, philosophisch-humanwissenschaftliche Fakultät. Sie umfasst die Bereiche Psychologie, Pädagogik und Schulpädagogik sowie Sportwissenschaften [36].
Trotz heftigen Protesten, insbesondere auch aus dem Tessin, unterstützten Regierung und Parlament des Kantons Neuenburg das Vorhaben des Rektorats der Universität Neuenburg, den Lehrstuhl für Italienisch nicht mehr zu besetzen. Geplant ist auch die Aufhebung der Fächer Altgriechisch und Mikrobiologie [37].
 
[31] AB NR, 2005, Beilagen I, S. 437 f. (Ip.); AB SR, 2005, S. 508 und 698 ff. (Mo.); siehe auch die noch nicht behandelte Mo. 05.3259 der FDP-Fraktion. Zum 150-Jahr-Jubiläum der ETHZ siehe Sonderbeilage NZZ, 19.4.05; Presse vom 22.4.05. Zum EP 04 siehe oben, Teil I, 5 (Sanierungsmassnahmen).
[32] AB NR, 2005, Beilagen I, S. 372 f.
[33] Presse vom 9.2.05. Zu Visionen zur Zukunft der Hochschule siehe auch das Streitgespräch zwischen Georg Kohler und Bruno S. Frey in AZ, 27.6.05.
[34] AB SR, 2005, S. 1039 und Beilagen IV, S. 97 und 109.
[35] Presse vom 15.4.05; Lib., 7.9.05.
[36] NZZ, 7.2.05.
[37] 24h, 12.1., 19.1. und 16.3.05; CdT, 13.1.05; Presse vom 21.1. und 4.2.05.