Année politique Suisse 2008 : Eléments du système politique / Droits, ordre public et juridique / Strafrecht
Zu der vom Parlament verabschiedeten Vereinheitlichung der Regeln der Zwangsanwendung bei der polizeilichen Ausschaffung von illegal anwesenden Ausländern siehe unten, Teil I, 7d (Flüchtlingspolitik).
Von den Justizbehörden und der Politik wurde vermehrt Kritik am neuen Sanktionssystem im Strafgesetzbuch geäussert, das kürzere Freiheitsstrafen durch bedingt oder unbedingt ausgesprochene Geldstrafen ersetzt hat. Die Richter bestimmen dabei zuerst verschuldensabhängig die Anzahl Tage und legen dann einen Tagessatz in Franken fest, bei dem sie auf die wirtschftliche Lage der verurteilten Person Rücksicht nehmen. Diese
Tagessätze fallen für Arme wie zum Beispiel Sozialhilfeempfänger oder illegal Anwesende, die von der Nothilfe leben, so niederig aus, dass kaum mehr von einer Strafe gesprochen werden kann. Der Nationalrat beauftragte den Bundesrat mit einem Postulat Sommaruga (sp, GE), einen Bericht über allfällige unerwünschte Auswirkungen und mögliche Gegenmassnahmen vorzulegen. Die FDP hatte bereits im Sommer eine parlamentarische Initiative eingereicht, welche die Abschaffung der Geldstrafen oder die Zurückstufung auf eine Ergänzungsstrafe zu Freiheitsstrafen oder zu gemeinnützigen Einsätzen fordert. Die SVP schloss sich einen Monat später diesen Forderungen an
[38].
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AB NR, 2008, S. 1556 (Sommaruga); pa. Iv.-FDP: Geschäft 08.431;
SoZ, 6.4.08;
NZZ, 17.4. (Bundesgerichtsurteil über die Bemessung der Tagessätze) und 7.7.08;
AZ, 6.6.08;
TA, 7.6.08;
Bund, 11.7.08 (SVP).
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