Année politique Suisse 2009 : Enseignement, culture et médias / Médias
Presse
Aufgrund der Wirtschaftskrise gingen die
Inserateeinnahmen der Printmedien 2009 im Vergleich zu 2008 gemäss Angaben der Wemf um ca. einen Fünftel zurück. Besonders gross war der Rückgang bei den Stellenanzeigen (-45,3%). Im Vergleich zu 2008 verloren die meisten Pressetitel zwar an Auflage, nicht aber an Reichweite. Das heisst, sie wurden von einer etwa gleich bleibenden Anzahl Personen gelesen
[2].
Die Zeitungen Tages-Anzeiger, Bund, NZZ und Blick veränderten im Berichtsjahr ihr
Layout. Der „Blick“ kehrte zu seinem 50-jährigen Jubiläum vom Tabloidformat zum üblichen Zeitungsformat („Broadsheet“) zurück und der Sportteil befindet sich wieder in einem separaten Bund. Die NZZ hat neu nur noch drei Bünde statt deren sechs (Politik, Wirtschaft und Feuilleton). Zudem wurde die Hierarchie zwischen den Artikeln besser kenntlich gemacht, um die Lesefreundlichkeit zu erhöhen. Der Tages-Anzeiger erscheint neu mit vier statt sechs Bünden. Das neue Layout des „Bund“ gleicht dem des Tages-Anzeigers. Er kehrt zudem vom sechsspaltigen zum fünfspaltigen Umbruch zurück
[3].
Der Nationalrat überwies ein Postulat von Hans-Jürg Fehr (sp, SH), in dem ein Bericht über die
Lage der Presse in der Schweiz und ihre Zukunftsaussichten gefordert wird. Der Bericht soll sich insbesondere mit der Pressekonzentration und „Monopolisierungstendenzen“ befassen und auch Vorschläge enthalten, mit welchen Mitteln der Staat zur Pressevielfalt beitragen kann. Der Bundesrat beantragte die Annahme des Postulats, wies jedoch darauf hin, dass im Bereich der Presseförderung die Handlungsmöglichkeiten des Bundes verfassungsrechtlich beschränkt sind
[4].
In einem
„Medienpolitischen Manifest“ forderte der Verband Schweizer Presse mehr staatliche Unterstützung für die Printmedien. Er begründete dies mit dem Ziel, auch zukünftig qualitativ hochstehende und vielfältige Medienprodukte anbieten zu können. Der Verlegerverband setzt sich für eine indirekte Medienförderung ein, um die Unabhängigkeit der Presse zu wahren. Die Presse solle von der Mehrwertsteuer ganz befreit werden, Abonnemente sollen von den Steuern abgezogen werden können und die Vertriebsförderung ausgebaut werden
[5].
Im Dezember entschied das UVEK, dass die Post die
Preise für die Zustellung von Zeitungen 2010 nur der Teuerung anpassen darf. Die Post hatte den Preis für Titel der Regional- und Lokalpresse um einen Rappen pro Exemplar und für Titel der Mitgliederpresse (z.B. Verbandszeitungen) um zwei Rappen pro Exemplar erhöhen wollen
[6].
2009 kam es zu einer
Bereinigung auf dem Gratiszeitungsmarkt. Gleich vier Zeitungen wurden eingestellt: „Le Matin Bleu“ aufgrund der Übernahme von Edipresse durch Tamedia, „Cash Daily“ (zuletzt „Cash“), „.ch“ und „News“. In der Romandie ist damit „20 minutes“ das einzige verbleibende Gratisblatt. Die Gratiszeitung „Cash Daily“ hatte Ringier 2006 lanciert, sie ergänzte die damalige Wochenzeitung „Cash“. Diese wurde jedoch 2007 eingestellt und das Gratisblatt in „Cash“ umbenannt. „.ch“, das 2007 lanciert worden war, musste bereits nach weniger als zwei Jahren aufgeben. Als Grund wurde angegeben, dass die Zeitung nicht wie geplant bis 2011 die Gewinnzone hätte erreichen können. Der Versuch, sie direkt in die Haushalte zu verteilen, war bereits nach einem Jahr gescheitert. Danach war „.ch“ wie andere Gratiszeitungen in Verteilboxen aufgelegt worden. Das Tamedia-Produkt „News“ wurde ebenfalls eingestellt. Auf dem Deutschschweizer Markt sind nun mit „20 Minuten“ (Tamedia) und „Blick am Abend“ (Ringier) noch zwei Gratiszeitungen präsent. Das erfolgreiche „20 Minuten“ feierte seinen zehnjährigen Geburtstag. „Blick am Abend“ erweiterte sein Verbreitungsgebiet auf Luzern, Zug und St. Gallen
[7].
Im Juni informierte Tamedia über die
Zukunft der Berner Tageszeitung „Der Bund“. Zwei Modelle waren zur Diskussion gestanden: Eine Fusion mit der „Berner Zeitung“ oder eine enge Zusammenarbeit mit dem Zürcher „Tages-Anzeiger“. Man entschied sich für letzteres. Der „Bund“ wird zwar als eigenständiger Titel weiterbestehen, jedoch viele überregionale Inhalte vom „Tages-Anzeiger“ beziehen. Der „Bund“ betreibt die gemeinsame Bundeshausredaktion der beiden Zeitungen und deckt regionale Themen ab. Die wöchentliche Beilage „Der Kleine Bund“ verschwindet. In Bern wurde das Weiterbestehen der traditionsreichen Zeitung mit Erleichterung zur Kenntnis genommen, allerdings wurde auch kritisiert, dass der „Bund“ mit der gefundenen Lösung zu einem Beinahe-Kopfblatt des „Tages-Anzeigers“ verkomme
[8].
Der Aargauer Verleger Peter Wanner (AZ Medien AG) kaufte den Solothurner Verlag
Vogt-Schild, der die „Solothurner Zeitung“ herausgibt. Die AZ Medien AG hielt schon zuvor einen 35%-Anteil an Vogt-Schild und die „Solothurner Zeitung“ war am Verbund „Mittelland Zeitung“ beteiligt, für den die „Aargauer Zeitung“ den Mantelteil liefert. Verleger Wanner gab bekannt, vor allem Synergien im Bereich der Informatik und im Werbemarkt nutzen zu wollen. Zur „Solothurner Zeitung“ gehören die Kopfblätter „Grenchner Tagblatt“, „Langenthaler Tagblatt“ und „Berner Rundschau“. Die zu Tamedia gehörende Konkurrentin der „Solothurner Zeitung“, das „Solothurner Tagblatt“, wurde im Berichtsjahr eingestellt. Diese Regionalausgabe der BZ war vor acht Jahren gegründet worden und hatte Verluste in der Höhe von 35 Mio Fr. angehäuft
[9].
Edipresse verkaufte seinen 37,5%-Anteil an der Walliser Zeitung
„Le Nouvelliste“ an Jacques Lathion. Dieser hält nun mehr als 75% von Rhône Media, welche den „Nouvelliste“ herausgibt. Diskutiert wurde ein möglicher Einstieg des französischen Medienkonzerns „Hersant“, der bereits an den Neuenburger Zeitungen „L’Express“ und „L’Impartial“ beteiligt ist
[10].
2009 kam es bei vielen Zeitungen zu einem
Stellenabbau. Grund dafür war zum einen die voranschreitende Pressekonzentration, zum anderen die rückläufigen Inserateeinnahmen. Tamedia kündigte an, beim „Bund“ 19 und beim „Tages-Anzeiger“ 50 Redaktionsstellen abzubauen. Die Angestellten protestierten dagegen. Sie forderten die Einführung von Kurzarbeit und eine Reduktion der Zahl der Entlassungen durch Frühpensionierungen und freiwillige Pensenanpassungen. Die AZ Medien AG wollte ihre Belegschaft in Redaktionen, Verwaltung und Druck um 65 Stellen reduzieren. Edipresse kündigte im Herbst an, 100 Stellen zu streichen. Gegen die Sparpläne von Edipresse gab es Proteste der Arbeitnehmerorganisationen mit Kundgebungen von mehreren hundert Personen. Beim „Blick“ war durch die Zusammenlegung der Redaktionen von „Blick“, „Sonntags-Blick“, „Blick am Abend“ und „blick.ch“ in einem „Newsroom“ ein Stellenabbau absehbar. Auch die SDA baute 13 Stellen ab. Zu Entlassungen führte zudem die Einstellung der vier Gratiszeitungen „Cash“, „.ch“, „News“ und „Le Matin Bleu“
[11].
Im Raum Zürich und St. Gallen kam es im Berichtsjahr zu mehreren
Streiks von Zeitungsverträgern. Diese sind von der Zuvo AG angestellt, die je zur Hälfte der Tamedia und der NZZ-Gruppe gehört. Die Zuvo AG hatte angekündigt, die Löhne der Zeitungsverträger zu senken, wogegen diese mit den Streiks protestierten
[12].
[2]
NZZ, 19.8., 8.9., 2.10. und 18.12.09;
AZ, 8.9.09;
SGT, 2.10.09.
[3]
BaZ, 24.9.09;
NZZ, 30.9. und 15.-16.10.09;
SoZ, 4.10.09;
Bund, 9.10.09;
SZ, 15.10.09.
[4]
AB NR, 2009, S. 1806.
[7] „Cash“:
Bund, 18.3.09. „.ch“:
Bund und
NZZ, 5.5.09. „Blick am Abend“:
NZZ, 19.8. und 5.12.09. „News“:
SZ, 25.8.09;
NZZ, 5.12.09. „Le Matin Bleu“:
Lib., 19.9.09. „20 Minuten“:
BüZ, 14.12.09.
[8]
Bund, 26.3.09; Presse vom 15.5.09;
Bund und
NZZ, 27.5.09.
[9] Übernahme von Vogt-Schild durch AZ Medien: Presse vom 18.3.09. Solothurner Tagblatt:
Bund, 4.9.09.
[11]
Bund und
NZZ, 27.5.09;
NZZ, 25.6., 13.10. und 19.11.09;
Lib., 10.10.09;
TA, 4.11.09;
24h, 5.11.09.
[12]
NZZ und
WoZ, 27.8.09;
SGT, 12.9.09;
NZZ, 18.9.09.
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