Année politique Suisse 2011 : Eléments du système politique / Elections / Wahlen in kantonale Parlamente
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Luzern
Für die 120 Sitze im Luzerner Kantonsrat bewarben sich 158 Kandidatinnen und 417 Kandidaten. Die Zahl von insgesamt 575 Bewerberinnen und Bewerber war damit noch einmal höher als 2007, allerdings ging der Frauenanteil unter den Bewerbern von 31,3% auf 27,5% zurück. Zurückzuführen war die Zunahme der Kandidaturen auf die erstmaligen Antritte von GLP und BDP, aber auch auf die grössere Zahl von Bewerbungen aus dem links-grünen Lager. Auffallend war zudem die starke Zunahme von Kandidierenden unter 30 Jahren, deren Anzahl sich im Vergleich zu 2007 nahezu verdoppelt hatte (von 85 auf 162). Auch die SP (+13) und die Grünen (+6) stellten 19 Kandidierende mehr als noch 2007. Von den 120 Sitzen waren 24 vakant: Je acht Kantonsräte von CVP und SVP, fünf von der FDP, zwei von der SP und ein Grüner hatten ihren Rücktritt eingereicht. Während sich die Linke in Listenverbindungen fand – die SP trat zusammen mit den Grünen und Second@sPlus an – suchten die bürgerlichen Parteien inklusive GLP und BDP ihr Glück im Alleingang. Die EVP trat nicht mehr zu den Wahlen an. Aufgrund einer neuen Sitzberechnung (die ausländische Bevölkerung wurde neu mitgezählt) und der Fusion zwischen Luzern und Littau kam es zu neuen Wahlkreisgrössen, wovon insbesondere der Wahlkreis Luzern-Stadt profitierte (neu: 25 Sitze, +6), während drei ländliche der restlichen fünf Wahlkreise neu über weniger Sitze verfügten. Der Wahlkampf wurde als lau bezeichnet, da kaum Auseinandersetzungen über zentrale Themen stattfanden.
Der Ausgang der Wahlen in Luzern glich demjenigen der kantonalen Wahlen, die bereits kurz vorher in Zürich und Basel-Landschaft abgehalten wurden: Die alte Mitte musste Sitze abgeben, während die neue Mitte und die SVP zulegen konnten. Konkret büssten die CVP sieben und die FDP sechs Sitze ein. Die CVP blieb allerdings mit 39 Mandaten und 31,3% Wähleranteil (-6 Prozentpunkte) stärkste Fraktion. Die FDP musste mit 4 Prozentpunkten Verlust (neu: 18,9% Wähleranteil und 23 Mandate) ihren zweiten Platz an die SVP abgeben. Die Volkspartei machte 3,2 Prozentpunkte gut, erreichte einen Wähleranteil von 22,3% und gewann vier Sitze (neu: 27 Sitze). Zu den Gewinnerinnen gehörte auch die SP, die drei Sitze (einer davon für die Juso) gewinnen konnte (neu: 16 Sitze). Zwei davon holte sie im vergrösserten Stadt-Wahlkreis. Insgesamt kam die SP neu auf 11,0% Wähleranteil. Als eigentliche grosse Gewinnerin der Kantonsratswahlen feierte sich jedoch die GLP, die auf Anhieb 5,9% der Wählerschaft, sechs Sitze und Fraktionsstärke gewinnen konnte. Dieser Erfolg ging jedoch nicht auf Kosten der Grünen, die ebenfalls um 1,3 Prozentpunkte zulegen konnten (neu 8,7%), woraus allerdings kein Sitzgewinn resultierte. Die Grünen blieben damit auf neun Sitzen. Glücklos blieb die erstmals angetretene BDP. Sie konnte lediglich 1,7% der Luzerner Wählerschaft von sich überzeugen, woraus kein Sitzgewinn resultierte. Auch die zahlreich angetretenen Jungen konnten sich nicht durchsetzten. Das Durchschnittsalter des kantonalen Parlaments stieg im Vergleich zu 2007 sogar noch um ein Jahr an und lag neu bei 48 Jahren. Hingegen war der Frauenanteil – trotz weniger Kandidatinnen – wieder angestiegen und betrug neu 30,8% (2007: 25,8%), was einem neuen Rekord für den Luzerner Kantonsrat gleichkam. Die Frauen konnten um sieben Mandate zulegen. Auch bei der Wahlbeteiligung war ein neuer Rekord zu verzeichnen – allerdings ein negativer: Noch nie war die Wahlbeteiligung (43,5%) im Kanton Luzern so tief wie bei den Wahlen 2011 [115].
 
[115] Wahlen vom 10.4.11; Presse vom 11.4.11; www.lu.ch; Wahlkampf: NLZ, 19.2., 21.3. und 6.4.11; Neue Sitzzuteilung: Medienmitteilung der Staatskanzlei Luzern vom 1.11.10.