Verglichen mit den Prognosen kam im Wahlergebnis tatsächlich eine beachtliche Stabilität zum Ausdruck. Die bürgerlichen Bundesratsparteien erzielten zusammen mit den Liberalen gleich viele Mandate wie vier Jahre zuvor (127 Sitze). Verluste der FDP wurden durch Gewinne der SVP und der LP kompensiert, die CVP konnte ihre Stellung halten. Auf zusammen gleich viele Sitze wie 1983 kamen auch die möglichen Partner rot-grüner Allianzen (Linke und Grüne weiterhin 56, LdU/EVP/Maeder 12 Sitze). Dabei mussten allerdings die Sozialdemokraten mit 6 Sitzverlusten eine erneute Niederlage einstecken. Die Resultate der kleineren Parteien waren ebenfalls von Stabilität gekennzeichnet. Einen Rückschlag erlitt einzig die nationale Rechte (2 Mandatsverluste), war doch die Überfremdungsfrage kein Wahlthema mehr. Dafür zog neu die Autopartei mit zwei Nationalräten ins Parlament.
Wenn auch - bezogen auf die erzielten Sitzzahlen der bürgerlichen Parteien einerseits und der linken und grünen Gruppierungen andererseits - die politischen Machtverhältnisse stabil blieben, ergaben sich dennoch nicht unwesentliche Veränderungen. Ins Gewicht fiel vor allem der Krebsgang der SP, die seit 1975, als sie noch 55 Nationalräte stellte, 14 Sitze und 6,5% Wähleranteile einbüsste (gegenüber 1983 -4,4%). Sodann hielt der Trend weg von den Regierungsparteien hin zu kleinen und primär zu grünen Gruppierungen an. Die bürgerlichen Bundesratsparteien verloren zwar kaum Sitze, doch büssten auch sie seit 1975 kontinuierlich Wähleranteile ein (zusammen -3,6%, gegenüber 1983: -1,2%). Mit 53,6 Prozent wissen sie noch gut die Hälfte der Wählenden hinter sich (1983: 54,8%; 1979: 57,2%). Alle Regierungsparteien mussten somit einen erneuten Vertrauensschwund in die etablierte Politik zur Kenntnis nehmen. Sie erhielten noch von 33,6 Prozent (1983: 38,0%) aller Wahlberechtigten die Stimme, während die übrigen Parteien nun von 12,9% (1983: 10,9%) gewählt wurden. Alle Parteien zusammen (= Wahlbeteiligung): 1983: 48,9 Prozent; 1987: 46,5 Prozent; somit wählten 1983 51,1 Prozent, 1987 53,5 Prozent der Wahlberechtigten gar keine Partei bzw. blieben den Urnen fern. Nutzniesser waren vor allem die Grünen, welche ihre Vertretung im Nationalrat mehr als verdoppeln konnten. Zudem wurden auch etliche «Grüne» anderer Parteien, die von den Umweltschutzorganisationen speziell empfohlen worden waren, gewählt. Als weitere Veränderung gegenüber 1983 ist der gestiegene Anteil an Parlamentarierinnen hervorzuheben. Mit 29 gewählten National- und 5 Ständerätinnen (1983: 22 bzw. 3) erreichte der Frauenanteil 14,5 Prozent bzw. 10,9 Prozent.
Die Ständeratswahlen, die in 20 Kantonen ebenfalls am 18. Oktober stattfanden, führten primär zu einer grossen personellen Erneuerung, änderten aber kaum etwas an der parteipolitischen Zusammensetzung der kleinen Kammer. Die SP und die SVP verloren je einen Sitz, während die CVP und der LdU je einen gewannen. Mit Monika Weber konnte der Zürcher Landesring seinen 1979 an die SVP verlorenen Sitz zurückerobern und ins Stöckli zurückkehren.
Eidgenössische Wahlen 1987 Stabilität und Wahlbeteiligung
Dossier: Eidgenössische Wahlen 1987 - Überblick