Im Nationalrat war die Schaffung einer zusätzlichen Stelle für nebenamtliche Richter und Richterinnen am Bundesstrafgericht (BStGer) zu Beginn der Frühjahrssession 2024 umstrittener als noch eine Session zuvor im Ständerat. Die neunköpfige, der SVP-Fraktion angehörende Minderheit der RK-NR plädierte nämlich auf Nichteintreten. Jean-Luc Addor (svp, VS), der sowohl für seine Fraktion als auch für die Kommissionsminderheit das Wort ergriff, begründete diesen Antrag damit, dass das System von nebenamtlichen Richterinnen und Richtern ganz grundsätzlich überdacht werden müsse. Es brauche hier dringend eine Reorganisation und keine Aufstockung. Die Sprechenden der RK-NR, Simone Gianini (fdp, TI) und Maya Bally (mitte, AG) hatten in ihren Voten zuvor darauf verwiesen, dass eine entsprechende Diskussion in Planung sei, ein Bericht der Verwaltungskommission aber erst Mitte 2025 vorliegen werde. So lange dürfe aber mit der jetzt geplanten geringfügigen Aufstockung nicht zugewartet werden, weil sonst die Bearbeitung von Fällen italienischer Sprache – das zusätzlich zu besetzende Nebenamt war für eine Person italienischer Muttersprache vorgesehen – noch weiter verzögert werde. Nachdem alle Fraktionssprechenden für Eintreten plädiert hatten und Justizminister Beat Jans für die Erhöhung des Handlungsspielraums «bei der Bildung des Spruchkörpers in italienischsprachigen Fällen» am BStGer geworben hatte, wurde der Minderheitenantrag mit 117 zu 60 Stimmen abgelehnt. Nach diesem Eintretensentscheid, gegen den neben der geschlossenen SVP-Fraktion auch ein SP-Fraktionsmitglied stimmte, schritt die grosse Kammer direkt zur Gesamtabstimmung. Die 64 Gegenstimmen stammten nun ausschliesslich von der SVP-Fraktion, standen jedoch gegen die 125 befürwortenden Voten auf verlorenem Posten.
In den am Ende der Frühjahrssession 2024 stattfindenden Schlussabstimmungen wurde die revidierte Verordnung «über die Richterstellen am Bundesstrafgericht» mit 125 zu 66 Stimmen (0 Enthaltungen) und mit 37 zu 5 Stimmen (2 Enthaltungen) angenommen. In beiden Kammern stammten die Gegenstimmen einzig aus dem geschlossenen SVP-Lager.
Dossier: Anzahl Richterinnen- und Richterstellen an den eidgenössischen Gerichten