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Im August wurde bekannt, dass der 107 jährige freisinnige «Freie Rätier» sein Erscheinen auf das Jahresende 1974 einstellen werde. Er ging im Nachfolgeblatt der demokratischen «Neuen Bündner Zeitung», der parteiunabhängigen «Bündner Zeitung», auf. Im Bereich der christlich-demokratischen Presse erweiterte das Luzerner «Vaterland» sein Kopfblattsystem. Im August wurde das schon vorher mit dem CVP-Blatt verbundene «Glarner Volksblatt» durch eine Regionalausgabe des «Vaterland» ersetzt. Im Dezember wurde vereinbart, die CVP-Blätter «Aargauer Volksblatt» (Baden), «Basler Volksblatt» und «Nordschweiz» (Laufen, BE) neu als Kopfblätter des «Vaterland» erscheinen zu lassen.

Wettbewerbs- und Entwicklungsschwierigkeiten der Printmedien und Zeitungssterben

Ende Juni ging das «Luzerner Tagblatt» in die Hände der Werbegesellschaft Publicitas über. Die Sanierungsbemühungen des bisherigen Mehrheitsaktionärs, Nationalrat A. C. Brunner, der das Blatt 1972 erworben hatte, waren offensichtlich gescheitert. Der Ringier-Verlag – bereits Besitzer der «Luzerner Neuesten Nachrichten» – lehnte ein Verkaufsangebot mit der Begründung ab, aus grundsätzlichen Überlegungen keine weitere politische Tageszeitung mehr erwerben zu wollen. Der Einstieg der mächtigen Inseratenverwalterin Publicitas ins Zeitungsverlagsgeschäft schien in vielen Augen die redaktionelle Unabhängigkeit zu gefährden. Die Inseratenagentur bezeichnete sich jedoch als «Aktionär auf Zeit» und wies auf geschäftspolitische Interessen hin, die sie zur Übernahme bewogen hätten (Aufrechterhaltung des Inseratenpools «Luzerner Tagblatt »/«Vaterland»).

Wettbewerbs- und Entwicklungsschwierigkeiten der Printmedien und Zeitungssterben

In der Presse forderten Konzentrationen und Zeitungssterben trotz beschwörenden Aufrufen zur Rettung des «Bannwaldes der Demokratie» weiterhin prominente Opfer. Im Gegensatz dazu kamen die Arbeiten zu den erstmals 1967 geforderten Förderungsmassnahmen nur mühsam voran. Der Eindruck verdichtet sich, dass diese kaum mehr die geographisch und politisch vielfältige Presse vorfinden werden, die zu fördern ihnen zugedacht ist.

Wettbewerbs- und Entwicklungsschwierigkeiten der Printmedien und Zeitungssterben

Neben den Abbaumassnahmen der PTT standen einmal mehr die weiterhin expandierenden Gratisanzeiger zur Diskussion. Die Schweizerische Kartellkommission untersuchte die Wirkungen dieser Blätter, die wegen ihrer dichten räumlichen Streuung von den Inserenten bevorzugt werden und damit – neben dem Werbefernsehen – den Anteil der politischen Presse am lebenswichtigen Werbekuchen stark eingeschränkt haben. Das geltende Recht bietet kaum Handhabe, um diesen «Piratenblättern» entgegenzutreten. Der Beschluss des Zürcher Stadtrates, das «Tagblatt der Stadt Zürich» als Gratisanzeiger herauszugeben, wurde nicht nur von den Zürcher Tageszeitungen heftig kritisiert. Ihr Rekurs an den Zentralvorstand des Schweizerischen Zeitungsverlegerverbandes wurde abgelehnt. Zusammen mit dem zweimal wöchentlich erscheinenden «Züri Leu» erhielten die 180'000 Haushalte des Stadtgebiets damit acht Gratisanzeiger pro Woche.

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Zu Beginn des Jahres stellte das als grösstes Jugendmagazin der Schweiz bekannte «team» wegen Problemen in der Inseratenakquisition sein Erscheinen ein. Der Schweizerische Katholische Jugendverband als bisheriger Träger konnte später im «Beobachter» einen neuen Partner finden. Ende Januar erschien die letzte Nummer des SVP-Organs «Neue Berner Zeitung», deren Verlagsrechte vom sich neu «Berner Zeitung» nennenden, parteipolitisch neutralen «Emmenthaler Blatt» übernommen worden waren. Ende August stellte die bisher im Walter-Verlag Olten erschienene, um einen gepflegten Illustriertenstil bemühte Wochenzeitung «Woche» ihr Erscheinen ein. Ihre Abonnenten wurden mit der «Schweizer Illustrierten» des Ringier-Konzerns beliefert. Der Zofinger Verlag schluckte im August mit dem Verlag C. J. Bucher auch das grösste Druck- und Verlagshaus der Zentralschweiz und dessen politische Tageszeitung «Luzerner Neueste Nachrichten». Seine Marktstellung und Expansionspolitik gaben damit erneut zu kritischen Betrachtungen Anlass. In der zweiten Jahreshälfte fanden eine weitere Umstrukturierung und der teilweise Untergang der sozialdemokratischen Blätter der Deutschschweiz ein grosses Echo. Der Verwaltungsrat der Genossenschaftsdruckerei Zürich beschloss Ende August, angesichts der namhaften Defizite die «Zürcher AZ» nur noch bis zum Jahresende erscheinen zu lassen. Er gefährdete damit auch alle übrigen Tageszeitungen des 1969 geschaffenen «AZ»-Rings. Da er den Beschluss bei ausreichender Unterstützung durch Bund und Partei rückgängig machen wollte, setzte eine breitangelegte, aber letztlich erfolglose Rettungskampagne ein, in die auch die Schriftsteller Adolf Muschg und Max Frisch eingriffen. Den Untergang des 75-jährigen Blattes, für dessen Nachfolge eine Wochenzeitung vorgesehen wurde, besiegelten nicht zuletzt auch parteiinterne Differenzen; der aggressive Linkskurs der Redaktion vermochte nicht in allen Lagern der Partei die gleiche Opferbereitschaft zu erwecken. Der Grossteil der restlichen Mitglieder des «AZ»-Rings konnte sich seine Existenz bis auf weiteres durch den Zusammenschluss zu Regionalpools sichern. Auf das Jahresende verschwand auch das vierzehntäglich erschienene Organ der Genfer Sozialisten «Le Point», das zusammen mit dem «Domaine public» die Tageszeitung «Le Peuple – La Sentinelle» ersetzt hatte.

Wettbewerbs- und Entwicklungsschwierigkeiten der Printmedien und Zeitungssterben

Im Zusammenhang mit der Informationspolitik verwies die Landesregierung in ihren Richtlinien auf die wachsenden finanziellen Schwierigkeiten der politischen Presse, insbesondere der lokalen Tageszeitungen. Die Pressekonzentration begann 1972 ein alarmierendes Tempo anzunehmen. Parteiorgane wie die «Neue Berner Zeitung» (SVP) und die «Zentralschweizer AZ» (SP) gingen ein. Der AZ-Ring musste umgestaltet werden, und in verschiedenen Formen wurde eine Zusammenarbeit zwischen einzelnen Blättern eingeführt. Mit dem «Schweizer Spiegel» verschwand auch ein kulturelles Organ, das jahrzehntelang von Bedeutung gewesen war, und mit dem «Sonntags-Journal» das erste Schweizer Magazin; beide wurden von der «Weltwoche» aufgekauft. Diese Entwicklung bestärkte weite Kreise in der Auffassung, dass die Funktion der politischen Tagespresse in der Demokratie ein Abweichen vom schrankenlosen Wettbewerb rechtfertige. Direkte staatliche Subventionen, wie sie einzelne europäische Staaten kennen, wurden jedoch abgelehnt. In verschiedenen parlamentarischen Vorstössen wurde der Bundesrat aufgefordert, indirekte Hilfsmassnahmen vorzuschlagen. Dieser erklärte indessen, dass er solche Vorschläge von den interessierten Kreisen (Parteien, Zeitungsverleger) erwarte.

Wettbewerbs- und Entwicklungsschwierigkeiten der Printmedien und Zeitungssterben

Die Konzentrationsbewegung nahm in der Welschschweiz eine schnellere Gangart an. Vor allem das Eingehen der einzigen sozialdemokratischen Tageszeitung (Le Peuple-La Sentinelle) gab zu Bedenken Anlass. Als Teilersatz wurde vorgesehen, das vierzehntäglich erscheinende Blatt «Domaine public» zu einer Wochenzeitung umzugestalten. Auch die christlich-demokratische Presse verlor mehrere Lokalblätter; andere konnten dagegen Jubiläen langjährigen Erscheinens feiern. Für die Schweiz neue Wege beschritt das «Sonntags-Journal», das zur Magazinform überging. Die schwierige Frage einer Umschreibung der Pressefreiheit wurde durch eine Interpellation erneut aufgeworfen, nachdem die sozialdemokratische Initiative für ein Verbot der Pressezensur von 1935 in Vergessenheit geraten war. Der Bundesrat erklärte sich bereit, die für die Revision von Art. 55 BV 1953 eingesetzte Expertenkommission wieder zu aktivieren.

Wettbewerbs- und Entwicklungsschwierigkeiten der Printmedien und Zeitungssterben

Der Presse, die durch die Kostenexplosion der vergangenen Jahre und durch die Konkurrenz der Massenmedien in Bedrängnis geraten war, drohten weitere Kostensteigerungen. Einerseits kündigte der Verein der Schweizer Presse das Badener Abkommen, das die Arbeitsverhältnisse der Redaktoren und Journalisten der deutschen Schweiz und des Tessins gegenüber dem Zeitungsverlegerverband regelt, und verlangte vor allem eine materielle Besserstellung, zusätzlich aber auch eine Regelung des Mitspracherechts, die Einführung eines Bildungsurlaubs und den Ausbau der Altersvorsorge. Anderseits riefen Pläne der PTT, die Zeitungstaxen massiv zu erhöhen, wodurch sich namentlich die kleinen Lokalblätter in ihrer Existenz gefährdet sahen, den Protest der Presse hervor.

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