Année politique Suisse 1975 : Infrastruktur und Lebensraum / Energie
 
Erdöl und Gas
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Erdöl
Augenfälliges Indiz für den weiterhin rückläufigen Konsum von Erdöl war die vorübergehende Produktionseinstellung bei der Raffinerie Cressier (NE). Die Firmenleitung begründete ihren Entscheid vor allem mit dem « anhaltend stokkenden Absatz » [37]. Der Abnahme des Verbrauchs entsprach eine relative Beruhigung an der Preisfront [38]. Gegen das Frühjahr hin kündigten die Erdölgesellschaften eine Anpassung an die veränderte Marktsituation an und verfügten einen Benzinpreisabschlag von 2 Rp. pro Liter. Im selben Verhältnis und mit Zustimmung der Preisüberwachungsstelle erfolgte allerdings bereits im Sommer eine Heraufsetzung des Benzinhöchstpreises [39]. Die von der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) beschlossene Erhöhung des Rohölpreises blieb indes ohne unmittelbare Konsequenzen auf das schweizerische Höchstpreisniveau [40].
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Erdgas
Die Bemühungen um einen Weiterausbau der Versorgung mit Gas, durch den die Diversifikation der Energieträger gefördert werden soll, waren hauptsächlich durch zwei Tendenzen gekennzeichnet : einerseits Ergänzungen in der regionalen gaswirtschaftlichen Infrastruktur, anderseits Bestrebungen, zusätzliche Erdgasmengen von ausländischen Quellen zu beschaffen [41]. So weilte Bundesrat Ritschard zu sondierenden Gesprächen über sowjetische Erdgaslieferungen in Moskau [42], Mit der Unterzeichnung eines Erdgas-Liefervertrages für 20 Jahre zwischen der deutschen Ruhrgas AG und der Swissgas fand die Gaswirtschaft einen zweiten europäischen Lieferanten [43]. Dagegen zogen sich die Verhandlungen um Grossbezüge von Erdgas aus Algerien, die zusammen mit einem europäischen Konsortium geführt werden, weiter in die Länge [44]. Wie schon in Zürich und Winterthur wurden nun auch in Basel der Gaspreis sowie Fragen der Eigenwirtschaftlichkeit der öffentlichen Gasversorgung zum politischen Streitobjekt. Gegen einen Grossratsbeschluss zur Erhöhung des Gaspreises ergriff die äusserste Linke das Referendum. Ein Zufallsmehr entschied in der Abstimmung zugunsten der Preiserhöhung [45].
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F. P.
 
[37] Zum Erdölverbrauch vgl. oben (Energieversorgung). Cressier : 24 Heures, 23, 29.1.75 ; LNN, 23, 29.1.75 ; TLM, 44, 13.2.75.
[38] Zu den Volksabstimmungen über die Treibstoff- und Heizöl-Zollzuschläge vgl. oben, Teil I, 5 (Massnahmen zur Verbesserung des Bundeshaushaltes). Zu einer Untersuchung der Kartellkommission über die « Wettbewerbsverhältnisse auf dem Markt für flüssige Treib- und Brennstoffe » vgl. oben, Teil I, 4a (Wettbewerb). Vgl. überdies N. Undritz, « L'Europe face au pétrole », in Revue économique et sociale, 33/1975, S. 235 ff.
[39] Preisabschlag : NZZ, 51, 52, 55, 56, 3.-8.3.75. Höchstpreis : 24 Heures, 142, 21.6.75 ; NZZ, 141, 21.6.75 ; TA, 141, 21.6.75.
[40] 24 Heures, 217, 18.9.75 ; MG, 227, 30.9.75 ; NZZ (sda), 226, 30.9.75.
[41] VO, 17, 22.1.75 ; TA, 133, 12.6.75 ; NZZ, 255, 3.11.75. Zum Infrastrukturausbau vgl. auch BBI, 1975, I, Nr. 14, S. 1280 ff.
[42] TA, 112, 17.5.75 ; 113, 20.5.75.
[43] TA, 164, 18.7.75. Zur Lieferung holländischen Erdgases durch eine italienische Gesellschaft vgl. SPJ, 1971, S. 99 f. ; 1974, S. 91.
[44] TA, 133, 12.6.75 ; Bund, 202, 31.8.75 ; vgl. auch SPJ, 1973, S. 86 ; 1974, S. 91. VgI. ferner E. Giorgis, « L'Europe du gaz naturel », in Revue économique et sociale, 33/1975, S. 245 ff.
[45] Zürich und Winterthur : SPJ, 1973, S. 86 f. ; 1974, S. 91. Beschluss : NZ, 299, 26.9.75. Referenda der PdA und der POCH : NZZ (sda), 270, 20.11.75. Abstimmung : BN, 286, 8.12.75 (18 114 Ja : 17 842 Nein). Vgl. auch unten, Teil II, 4a.