Année politique Suisse 1986 : Grundlagen der Staatsordnung / Wahlen
 
Kommunalen Wahlen
Tabellen: siehe elections_ccc_1986.pdf
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Zürich
Die kommunalen Wahlen in der Stadt Zürich brachten bedeutende Verschiebungen des politischen Kräfteverhältnisses im Gemeinderat (Legislative). Der Bürgerblock verlor insgesamt 12 Sitze und damit die absolute Mehrheit. Die massivsten Einbussen verzeichnete dabei mit 9 Sitzverlusten die FDP. Aber auch die Linke musste Mandate abtreten, die SP drei und die POCH trotz gleichbleibendem Wähleranteil einen Sitz. Wahlsieger waren die NA und die Grüne Partei (GP): Die Grünen schafften mit 5 Abgeordneten den Einzug ins Stadtparlament gleich in Fraktionsstärke, und die NA, die ihre Mandatszahl von 2 auf 11 steigern konnte, rückte zur viertstärksten Partei auf. Dabei gewann die NA in allen Wahlkreisen, in welchen sie Listenverbindungen mit der SVP eingegangen war, einen Sitz, wogegen die SVP von diesem heftig kritisierten Bündnis nicht profitierte. Als dritter Gewinner erhielt der LdU dank Listenverbindungen mit der EVP und der GP zwei zusätzliche Mandate zugesprochen, obwohl sein Wähleranteil weiter rückläufig war. Im neugewählten Stadtparlament sind ein Fünftel der Abgeordneten Frauen [35]. Einen Rückschlag erlitten die Freisinnigen auch bei den Stadtratswahlen: Mit der Wegwahl von Hugo Fahrner, der als Bauvorstand von den Wählenden die Quittung für die massiven Kostenüberschreitungen beim Kongresshausbau präsentiert bekam, verlor die FDP ihren dritten Sitz in der Exekutive. Die 1982 wiedergewonnene bürgerliche Mehrheit im Zürcher Stadtrat konnte jedoch mit der Wahl von Wolfgang Nigg, der für die CVP einen zweiten Sitz eroberte, gesichert werden. Einen persönlichen Erfolg verbuchten die vom Gewerkschaftsbund portierten bisherigen Sozialdemokraten Emilie Lieberherr und Jürg Kaufmann, welche die Rangliste der Gewählten anführten. Dagegen wurde von der offiziellen Dreierliste der SP nur Ursula Koch gewählt, während Bruno Kammerer zwar das absolute Mehr erreichte, jedoch als überzählig ausschied [36].
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Winterthur
Auch in Winterthur erlitt die FDP eine Niederlage. Nach dem Rücktritt des zum Flüchtlingsdelegierten gewählten Peter Arbenz gelang es den Freisinnigen nicht, ihren dritten von 7 Stadtratssitzen zu verteidigen. Diesen errang die SP mit Heinrich Vogt, so dass die Sozialdemokraten nach 20 Jahren nun wieder drei Stadträte stellen. Eine Wahlschlappe musste zudem der langjährige freisinnige Stadtpräsident Urs Widmer einstecken, der mit dem schlechtesten Ergebnis aller Bisherigen wiedergewählt wurde und — obwohl einziger Kandidat — als Stadtpräsident erst in einem zweiten Wahlgang bestätigt wurde. Ein ähnliches Resultat wie im Kantonshauptort zeigten die Wahlen für den Grossen Gemeinderat. Die NA ging als Hauptgewinnerin hervor und kehrte mit 5 Abgeordneten ins Parlament zurück. Auf Anhieb eroberte die Grüne Partei 3 Sitze, während die EVP und die POCH je ein Mandat zulegen konnten. Der Wahlerfolg der kleinen Parteien ging auch hier auf Kosten der FDP, die 4 Sitze einbüsste, sowie der übrigen Regierungsparteien. Einen grossen Sprung vorwärts machten die Frauen, die neu einen Fünftel aller Abgeordneten stellen (1982: 8,3%) [37].
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K.H.
 
[35] Wahlen vom 2.3.1986 (Presse vom 3. und 4.3.86). Wahlkampf: TA, 10.1.86; 20.1.86; 3.2.86; 18.2.86; NZZ, 30.1.86; 31.1.86; 18.2.86; 19.2.86; Vr, 24.2.86. Analysen: TA, 5.3.86; 28.4.86; NZZ, 23.4.86.
[36] Wahlen vom 2.3.1986 (Presse vom 3.-5.3.86). Ursula Koch ersetzte den zurückgetretenen Gewerkschafter Max Bryner (sp). Als moralischer Sieger galt Rudolf Aeschbacher (evp), der als Verantwortlicher für die umstrittene städtische Verkehrspolitik trotz massiver Anfeindungen komfortabel in seinem Amt bestätigt wurde. Der von Handels- und Gewerbekreisen gegen Aeschbacher portierte Freisinnige Walter Knabenhans musste hingegen eine Schlappe einstecken. Walhkampf: NZZ, 27.12.85; 15.1.86; 11.2.86; TA, 3.1.86; 7.1.86;16.1.86; 14.2.86; Zürcher Presse vom 8. und 14.1.86. Analysen: Ww, 10, 6.3.86; NZZ, 8.3.86; TA, 10.3.86.
[37] Wahlen vom 2.3.1986 (Zürcher Presse vom 3. und 4.3.86; NZZ, 2.4.86; TA, 20.5.86). Wahlkampf: NZZ, 7.1.86; 14.1.86; TA, 22.2.86. Zweiter Wahlgang für das Stadtpräsidium: 6.4.1986 (TA, 20.3.86; 7.4.86).