Année politique Suisse 1980 : Partis, associations et groupes d'interêt / Partis
 
Evangelische Volkspartei
In der Evangelischen Volkspartei (EVP) war ein Bestreben zu verzeichnen, stärker auf die Landespolitik einzuwirken [32]. Die Fraktionsgemeinschaft mit dem Landesring stiess zwar unter den Mitgliedern teilweise auf Kritik; das Zentralsekretariat betonte aber eine Übereinstimmung der beiden Parteien in manchen Grundfragen. Zurückhaltung zeigte die EVP gegenüber dem Vorstoss gegen das SRG-Monopol; die vom LdU unterstützte «Mitenand»-Initiative lehnte sie vollends ab [33]. Obwohl in ihr nahestehenden fundamentalistischen Kreisen gewisse Vorbehalte gegenüber den Landeskirchen bestehen, wandte sie sich auch gegen das Volksbegehren für eine Trennung derselben vom Staat [34].
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Liberale Partei
Die Liberale Partei (LP) spielt in der Bundespolitik gleichfalls eine sekundäre Rolle, da sie nur in wenigen Kantonen verankert ist. Ihr ausgeprägter Föderalismus und Individualismus erschwert auch ein geschlossenes Auftreten; so ergaben die beiden Landeskongresse weder zum SRG-Monopol noch zum UNO-Beitritt eine einigermassen einheitliche Haltung [35]. Eine Verstärkung erfuhr die liberale Position im Kanton Neuenburg, indem der nach dem Ersten Weltkrieg in den oberen Bezirken gegründete Parti progressiste national in den Landesverband aufgenommen wurde; im Kanton bleiben jedoch vorderhand die beiden bisherigen Organisationen nebeneinander bestehen [36]. Ansätze zu Neugründungen in den Kantonen Freiburg und Jura verfolgte die Landespartei einstweilen abwartend, um sich nicht auf ephemere Unternehmungen einzulassen [37]. An einer vom Liberalen Institut in Zürich veranstalteten Tagung wurde das Verhältnis zwischen FDP und LP — mindestens für Genf— damit charakterisiert, dass der Liberalismus der ersten spontaner und gefühlsmässiger, derjenige der zweiten dagegen reflektierter und profilierter sei [38].
 
[32] So wurden neue Parteikommissionen (z.B. für Wirtschaft- und Finanzpolitik und fürGesellschaftspolitik) gebildet (Evangelische Woche, 33, 14.8.80; 49, 4.12.80).
[33] Fraktionsgemeinschaft: Evangelische Woche, 36, 4.9.80; vgl. SPJ, 1979, S.199. SRG: Evangelische Woche, 20, 14.5.80: « Mitenand»-Initiative: ebenda, 40, 2.10.80; vgl. dazu NR Alder (ldu, BL) in Amtl. Bull. NR, 1980, S. 1174 sowie oben, Teil I, 7d (Politique à l'égard des étrangers).
[34] Evangelische Woche, 7-9, 14.—28.2.80. Über die religiöse Zugehörigkeit der Mitglieder vgl. LNN, 34, 11.2.80. Vgl. dazu oben, Teil I, 8 b (Kirche).
[35] JdG, 98, 28.4.80 (SRG); 233, 6, 10.80 (UNO).
[36] JdG, 40, 18.2.80; Mitteilungsblatt/LPS, No 13, Frühjahr 1980, S. 10 ff.
[37] Ebenda, No 15, Herbst 1980, S. 4 f.; No 17, Frühjahr 1981, S. 8. Vgl. zu FR: Lib., 264, 16.8.80; TLM, 241, 28.8.80; zu JU: TLM, 262, 18.9.80; vgl. auch SPJ, 1976, S. 178.
[38] NZZ, 70, 24.3.80. Das Liberale Institut ist eine mit der FDP der Stadt Zürich verbundene Stiftung.