Mit der Wahl von Benjamin Mühlemann (GL, fdp) in den Ständerat ergab sich in der fünfköpfigen Glarner Regierung eine Vakanz, die mit Ersatzwahlen im März 2024 beendet werden sollte. Die FDP hatte sich das Ziel gesteckt, ihren Sitz im Regierungsrat zu verteidigen und nominierte deshalb noch im Oktober 2023 den Glarner Landrat, stellvertretenden Geschäftsführer und Projektleiter Roger Schneider (GL, fdp), der gemäss eigener Aussage gegenüber der Südostschweiz Glarus (SGL) als ehemaliger Gemeinderat die momentan fehlende Exekutiverfahrung in die Regierung einbringen wolle.
Der vakante Sitz wurde den Freisinnigen jedoch nicht konkurrenzlos überlassen: Die SVP gab im Dezember bekannt, mit dem bisherigen Landrat, Vizepräsidenten der kantonalen Sektion und Anlagespezialisten Thomas Tschudi (GL, svp), der in der Presse als «hartnäckig und angriffig» sowie als «polterige[r] Oppositionspolitiker» (SGL) bezeichnet wurde, ins Rennen zu gehen und damit einen zweiten Regierungssitz anzustreben. Auch die Mitte wagte einen Versuch, den vakanten Sitz für sich zu gewinnen, wie sie Anfang Januar 2024 eröffnete. Sie nominierte die Vizepräsidentin des Glarner Landrats, Daniela Bösch-Widmer (GL, mitte). Die Heilpädagogin wurde als «stille Schafferin» beschrieben, die jedoch bei Ungerechtigkeiten «auch mal Zähne zeige[n]» (SGL) könne. Als einzige Regierungspartei lancierte die SP keine Kandidatur und entschloss sich zudem, auf eine Wahlempfehlung zu verzichten. Insbesondere die beiden rechtsbürgerlichen Parteien seien nicht wählbar, so die Sozialdemokraten in ihrer Stellungnahme. Sowohl die Grünen als auch die Grünliberalen empfahlen der Stimmbevölkerung die Mitte-Kandidatin zur Wahl.

Nach einem Wahlkampf, den die SGL als «so flau, dass er diese Bezeichnung nicht verdient hat» beschrieb, kam es am Sonntag, 3. März, zu einer rein bürgerlichen Kampfwahl um den freien Regierungsratssitz. Bei einer Wahlbeteiligung von 46.9 Prozent (2022: 35.9%) erreichte Daniela Bösch-Widmer mit 4'587 Stimmen das beste Resultat, gefolgt von Thomas Tschudi mit 4'268 Stimmen und Roger Schneider mit 2'436 Stimmen. Damit hatten alle kandidierenden Personen das absolute Mehr von 5'810 Stimmen verpasst. Nach der klaren Niederlage von Schneider gab die FDP noch am Sonntagabend bekannt, ihre Kandidatur zurückzuziehen und damit ihren zweiten Regierungsratssitz aufzugeben. Zum ersten Mal in der Geschichte des Kantons werde die FDP somit nur einen Sitz in der kantonalen Exekutive besetzen, so die SGL.

Der zweite Wahlgang fand am 24. März statt. Im Rennen verblieben waren somit die Kandidierenden der Mitte und der SVP. Mit einer Wahlbeteiligung von 39.7 Prozent und lediglich 74 Stimmen Vorsprung setzte sich schliesslich Thomas Tschudi (5'167 Stimmen) gegen Daniela Bösch-Widmer (5'093 Stimmen) durch, sicherte sich so die Nachfolge von Benjamin Mühlemann und bescherte der SVP einen zweiten Regierungsratssitz. Wie die SGL ausführte, sei diese Wahl mit einer Differenz von nur 0.7 Prozent zwischen den Kandidierenden als Zufallsentscheid und damit als «Weiss nicht» seitens der Stimmbevölkerung zu werten.

Dossier: Kantonale Wahlen - Glarus
Dossier: Kantonale Regierungsratswahlen 2024