Bei den Nationalratswahlen 2023 im Kanton Basel-Landschaft bewarben sich 178 Kandidatinnen und Kandidaten, verteilt auf 27 Listen, für einen der sieben Baselbieter Sitze. Sowohl die Anzahl an Personen als auch an Listen hatte sich damit gegenüber den Wahlen von 2019 erhöht (2019: 144 Kandidierende, 20 Listen), nicht jedoch der Frauenanteil unter den Kandidierenden: Er lag mit gut 42 Prozent leicht tiefer als bei den letzten nationalen Wahlen (2019: 41.0%) und nahe dem Schweizer Durchschnitt (45.0%).

Für die Baselbieter Vertretung im Nationalrat wurden kaum Veränderungen erwartet: Seit 20 Jahren war die Verteilung der Nationalratssitze im Halbkanton gleich geblieben – je zwei Sitze für SVP und SP, je ein Sitz für FDP, Mitte und Grüne. Und auch die Landratswahlen vom März 2023 hatten keine grossen Veränderungen bei den Wählendenanteilen mit sich gebracht. Zudem stellten sich alle sieben bisherigen Nationalrätinnen und Nationalräte zur Wiederwahl, sodass die Medien dieselben sieben Gesichter für die neue Legislatur erwarteten. Einzig die Grünliberalen hegten nach ihrem gestärkten Ausgang aus den kantonalen Wahlen (neu 8.4% statt bisher 4.5% Wählendenanteile) Hoffnungen, an einem der sieben Sitze rütteln zu können.

Für die SVP traten unter anderem die bisherigen Mitglieder des Nationalrats Thomas de Courten (svp, BL) und Sandra Sollberger (svp, BL) an. Das Anrecht der Volkspartei auf zwei der sieben Sitze galt im Vorfeld als unbestritten und die Wiederwahl der beiden Kandidierenden als gesichert. Auch aus den Landratswahlen war die SVP zuvor als stärkste Kraft hervorgegangen.
Die SP trat erneut mit Eric Nussbaumer (sp, BL) und Samira Marti (sp, BL) an, deren Wahl als sicher oder zumindest sehr wahrscheinlich erachtet wurde. Einzig die potenziellen Wahlverluste der Grünen als Listenpartnerin sowie die Ambitionen der GLP auf einen Sitz hätten Samira Marti, die 2018 in den Nationalrat nachgerückt und bei den Wahlen 2019 bestätigt worden war, gefährlich werden können, mutmasste die Basler Zeitung. Eine prominente Vertreterin, die auf der SP-Liste hätte antreten wollen, was parteiintern jedoch für Kontroversen gesorgt hatte, war die SP-Landrätin und die ehemalige Juso-Präsidentin Ronja Jansen (BL, sp). Sie schaffte es schliesslich aufgrund der SP-internen Geschlechterquote nicht auf die Liste.
Für die Mitte trat erneut Elisabeth Schneider-Schneiter (mitte, BL) an, die sich gemäss der Basler Zeitung ebenfalls vor der GLP fürchten musste: Aufgrund der Listenverbindung von Mitte, GLP und EVP bestand nämlich die Gefahr, dass sie als Stimmenlieferantin einer GLP-Kandidatin oder einem GLP-Kandidaten zur Wahl verhelfen könnte.
Eine Bestätigung des FDP-Sitzes galt hingegen als sicher. Im Wahlkampf wurde allerdings darüber spekuliert, ob die seit 2011 in der grossen Kammer sitzende Daniela Schneeberger (fdp, BL) allenfalls von ihrer Parteikollegin Saskia Schenker (BL, fdp), die bereits 2019 bei den Nationalratswahlen auf dem zweiten Platz der FDP-Liste gelandet war, überholt werden könnte.
Schliesslich galten auch der Sitzanspruch der Grünen und die Wiederwahl von Florence Brenzikofer (gps, BL) als wahrscheinlich. Falls Wähleranteile bei den Grünen verloren gingen, würde dies wohl eher auf Kosten der Listenpartnerin SP und des Sitzes von Samira Marti gehen, so die Medien im Vorfeld. Zu Unbehagen innerhalb der Grünen Partei führte indes die angestrebte Kandidatur der Landrätin und Corona-Massnahmenkritikerin Laura Grazioli (BL, gps), da die Partei einen Imageschaden befürchtete. Die Parteileitung schloss Grazioli deshalb von ihrer Liste aus.
Für die GLP kandidierten unter anderem der kantonale Parteipräsident Thomas Tribelhorn sowie die ehemalige Landratspräsidentin Regula Steinemann.

Für Schlagzeilen sorgten im Wahlkampf die grosse «Plakatflut» entlang der Strassen im Halbkanton sowie die unterschiedlich langen Spiesse der Wahlkampfbudgets der Parteien. Gemäss der Basellanschaftlichen Zeitung habe die SP mit gut CHF 205'000 am meisten finanzielle Mittel aufbringen können, gefolgt von den Grünen (CHF 158'000), der FDP (CHF 145'000), der SVP (CHF 100'000), der Mitte (CHF 80'000) und der GLP (CHF 60'000). Diese Zahlen gelte es jedoch gemäss Medienberichten zu relativieren, da einzelne Kandidatinnen und Kandidaten auch eigene Wahlkampfkassen führten und die Mittel gleichzeitig auch dem Ständeratswahlkampf galten.

Der Wahlsonntag brachte wie erwartet keine Veränderungen: Alle bisherigen Nationalrätinnen und Nationalräte wurden wiedergewählt und die «Baselbieter Zauberformel», wie sie die Basler Zeitung nannte, blieb bestehen. Als Wahlgewinnerinnen gingen die beiden Polparteien SVP und die SP hervor. Die Volkspartei konnte ihren Wähleranteil um 3.8 Prozentpunkte auf 28.9 Prozent steigern, die SP um 2.9 Prozentpunkte auf 24.7 Prozent. Die meisten Stimmen holten die beiden SP-Kandidierenden Eric Nussbaumer (33'859 Stimmen) und Samira Marti (32'885 Stimmen). Zulegen konnte zudem die Mitte (plus 0.9 Prozentpunkte auf 10.6%), obwohl Elisabeth Schneider-Schneiter (18'747 Stimmen) von allen Wiedergewählten am wenigsten Stimmen erzielte. Ihre eigenen Ambitionen nicht erfüllen konnte die GLP, die zwar 1.7 Prozentpunkte hinzugewann (neu: 7.0% Wählendenanteil), jedoch den Anspruch auf einen Sitz klar verpasste. Als grosse Verlierer gingen die Grünen aus den Wahlen hervor, ihr Wählendenanteil sank um ganze 8 Prozentpunkte auf 10.0 Prozent. Dass Florence Brenzikofer die Wahl erneut gelang, verdankten die Grünen dem guten Abschneiden der Listenpartnerin SP. Ebenfalls zu den Wahlverlierern zählten die FDP (minus 2.3 Prozentpunkte auf 14.2%) sowie die EVP (minus 0.9 Prozentpunkte auf 2.6%). Die Wahlbeteiligung betrug 45.1 Prozent, war damit leicht höher als vor vier Jahren (42.5%) und entsprach ungefähr dem Schweizer Durchschnitt (2023: 46.7%).

Für Diskussionen am Wahlsonntag sorgte die ungewöhnlich lange Auszähldauer der Behörden – die Ergebnisse der Nationalratswahlen im Halbkanton wurden erst gegen 20.30 Uhr abends kommuniziert. Verschiedene Stimmen sprachen in diesem Zusammenhang gegenüber den Medien von einem «Gewurstel» bei der Staatskanzlei, da diese mit Softwareproblemen zu kämpfen hatte und dabei nur ungenügend kommuniziert habe.