Im Mai 2024 kam es an verschiedenen Schweizer Hochschulen zu Protesten aufgrund des neu eskalierten Konflikts im Nahen Osten, nachdem es einige Wochen zuvor auch in Hochschulen in den USA zu ähnlichen Aktionen gekommen war. Die Protestierenden, die sich laut Tagesanzeiger aus Studierenden, «palästinensische[n] Aktivisten», «Linksautonome[n]» sowie Personen aus Gewerkschaftskreisen, NGO und Parteien zusammensetzten, forderten an allen betroffenen Hochschulen quasi dieselben Punkte: Die Hochschulen sollen jegliche Zusammenarbeit mit israelischen Bildungsinstitutionen abbrechen und den «Genozid» in Gaza verurteilen. Die Studierenden wollten ihre Besetzungen so lange fortsetzen, bis die Hochschulleitungen auf ihre Forderungen eingegangen sind. Während die Resonanz unter den Studierenden nicht sonderlich gross war – die Proteste wurden an keiner Hochschule zu einem Massenphänomen – war das Medienecho auf diese Ereignisse enorm. Die Zeitungen berichteten zum einen über die Resonanz der Proteste bei den Leitungen der Hochschulen sowie auch beim akademischen Personal. Sie berichteten dabei über die unterschiedlichen Reaktionen zwischen den Hochschulen in der Romandie und der Deutschschweiz: So ging die Universität Lausanne teilweise auf die Forderungen der Protestierenden ein und schuf Transparenz bezüglich der Kooperationen mit israelischen Hochschulen. Die Universität Neuchâtel richtete eine Kommission ein, um über die Kriterien zu diskutieren, welche bei einer institutionellen Zusammenarbeit mit israelischen Institutionen eingehalten werden müssen. Die ETHZ hingegen liess das Protestcamp rasch polizeilich räumen, ohne dabei auf die Forderungen der Demonstrierenden einzugehen. Ähnlich reagierten die Leitungen der Universitäten Basel und Bern, in denen es jeweils zwei Mal zu einer Besetzung gekommen war. Die NZZ am Sonntag sinnierte über die Gründe für die unterschiedlichen Reaktionen und kam zum Schluss, dass die Universitäten in der Romandie diverser aufgestellt seien und mehr Studierende muslimischen Glaubens beherbergten. Dies führe zu «unterschiedlichen Denkmustern» bezüglich des Israel-Palästina-Konflikts. Zudem hätten die Lehrenden an den französischsprachigen Hochschulen ein anderes Selbstverständnis und neigten eher zu einem intellektuellen und öffentlichen Engagement. Zum anderen gab es in den Zeitungen zahlreiche Meinungsartikel, welche die Proteste allgemein einschätzten, und diese oft als antisemitisch motiviert taxierten. SP-Ständerat Daniel Jositsch (ZH) bezeichnete die Forderungen der Studierenden als bestürzend und attestierte zudem eine «fehlende inhaltliche Substanz der aktuellen Proteste» (Blick). Eine weitere politische Stellungnahme lag auch seitens der SVP vor, welche gemäss Medienberichten bereits zwei Vorstösse betreffend die Aufarbeitung der Besetzungen eingereicht hatte. Aus den zahlreichen kritischen Berichten stach einzig die WOZ mit einer positiven Berichterstattung hervor. Die Wochenzeitung kritisierte, dass die Medien die Protestierenden pauschal als antisemitisch einstuften, womit diese Personen im vornherein delegitimiert und ihre teilweise berechtigten Anliegen nicht ernst genommen würden.
Nach einigen Wochen waren schliesslich alle Besetzungen vorbei. Diejenigen, die sich nicht selber aufgelöst hatten, waren von den Hochschulleitungen und der Polizei beendet worden.