Personalgeschäfte, Europapolitik und kantonale Wahlen: die Parteien im Jahr 2025
In der Medienberichterstattung über die Parteien dominierten 2025 nebst den kantonalen Wahlen vor allem Personalfragen und die Europapolitik. Diese Themen bescherten insbesondere der Mitte und der FDP viel Aufmerksamkeit. Alle übrigen Parteien waren in den Medien 2025 weniger präsent als in den Jahren davor (vgl. Abbildungen 1 und 2 der APS-Zeitungsanalyse).
Die SVP stellte auch 2025 konsequent ihre Kernthemen «Europa» und «Migration» ins Zentrum. Sie positionierte sich als einzige grössere Partei gegen das Vertragspaket mit der EU und für ein obligatorisches Referendum mit doppeltem Mehr. Mit ihrer Nachhaltigkeitsinitiative, die im Parlament behandelt wurde, und der Grenzschutzinitiative, die sie im Berichtsjahr zustande brachte, konnte sie Europa- und Migrationsthema gleichzeitig in den Mittelpunkt stellen. Milder als die anderen Parteien reagierte die SVP auf den «Zollhammer» aus den USA.
Bei den kantonalen Parlamentswahlen konnte die SVP von allen Parteien am stärksten zulegen. In Solothurn gelang ihr erstmals der Einzug in die Regierung. Für Schlagzeilen sorgte auch, dass die SVP in einer schweizweiten Wahlumfrage zu den Nationalratswahlen 2027 über 30 Prozent erreichte, was an der Urne einen neuen Rekordwert bedeuten würde. Nach dem Beschluss der FDP zugunsten der Bilateralen III meldeten verschiedene SVP-Kantonalparteien eine Beitrittswelle, wobei offen blieb, inwieweit es sich dabei um ehemalige FDP-Mitglieder handelte.
Vor allem im Kanton Zürich wurden im Berichtsjahr mehrere SVP-Anlässe zum Ziel von Störaktionen und Sachbeschädigungen. Ebenfalls in Zürich kam ein Gericht zum Schluss, die Kantonalpartei habe in einer Medienmitteilung gegen die Anti-Rassismus-Strafnorm verstossen, der damalige Parteipräsident könne aber nicht persönlich dafür verantwortlich gemacht werden.
Die SP verlor im Berichtsjahr ihren Schaffhauser Ständeratssitz, konnte aber in allen kantonalen Parlamentswahlen und in zwei Kantonsregierungen Sitzgewinne feiern; in der jurassischen Kantonsregierung verfügt sie damit neu über eine absolute Mehrheit. In der Presse wurden die Wahlerfolge vor allem auf die fortgesetzte Fokussierung der Partei auf soziale Themen wie Krankenkassenprämien, Kaufkraft und Mieten zurückgeführt. Auch ihre Kampagnenstärke und ihr Status als Gegenpol zur SVP wurden genannt.
Mediale Aufmerksamkeit zog die SP auch mit sicherheits- und aussenpolitischen Themen auf sich: Parteiintern wurde das Ziel einer Armeeabschaffung im Parteiprogramm in Frage gestellt. Viel zu reden gab die Positionierung der Partei zum Krieg in Gaza; regelmässig wurde dabei der Vorwurf geäussert, Teile der SP folgten antisemitischen Positionen. Europapolitisch bezog die SP letztlich klar Position für die Bilateralen III, mit der Bedingung, dass das Parlament das Lohnschutzpaket nicht mehr aufschnüre. Sie beschloss zudem eine Krankenkassen-«Prämien-Rabatt-Initiative» zu lancieren und kündigte eine Initiative für Massnahmen gegen Femizide an. Wenig erfolgreich verlief das SP-Jahr bei den Volksabstimmungen, wobei vor allem die Abschaffung des Eigenmietwerts und das deutliche Nein zur «Zukunfts-Initiative» der Juso ins Gewicht fielen.
Die FDP wurde nach dem Rücktritt von Thierry Burkart zur ersten bürgerlichen Bundespartei mit einem Co-Präsidium. Die Doppelspitze aus Susanne Vincenz-Stauffacher und Benjamin Mühlemann, die letztlich konkurrenzlos ins Amt kam, deckt unterschiedliche Strömungen der Partei ab. Für ihre Vernehmlassungsantwort zu den Bilateralen III befragte die FDP als einzige Partei ihre Delegierten, was für eine monatelange, auch in den Medien ausgetragene Debatte sorgte. Letztlich gab es ein deutliches Ja zum Vertragspaket und ein Nein zum Ständemehr. Im Übrigen profilierten sich die Freisinnigen etwa mit Forderungen nach Sparmassnahmen, einer entschlossenen Aufrüstung oder einem Personalstopp bei der Bundesverwaltung; in die gleiche Richtung zielt die von den Jungfreisinnigen beschlossene Volksinitiative für eine «Verwaltungsbremse».
In den kantonalen Wahlen büsste die FDP Parlamentsmandate und zwei Regierungsratssitze ein. Positiv stand die Eroberung eines Ständeratssitzes in Schaffhausen zu Buche. Vor dem Hintergrund des Abwärtstrends wurde in den Medien regelmässig die Frage verhandelt, wie lange die FDP ihre Doppelvertretung im Bundesrat noch halten könne. Als Erklärungen für die Schwierigkeiten bei Wahlen wurden etwa die Zerreissprobe bei den Bilateralen III und generell die Uneinigkeit in vielen Fragen, die «Sandwichposition» mit offenen Flanken sowohl zur SVP als auch zur GLP sowie ein anhaltendes Image als Bankenpartei genannt.
Bei der Mitte gaben innerhalb weniger Tage sowohl Bundesrätin Viola Amherd als auch Parteipräsident Gerhard Pfister ihre Rücktritte bekannt. Das Rennen um die Bundesratsnachfolge wurde lange von den zahlreichen, auch überraschenden Absagen möglicher Kandidierender sowie von parteiinternen Konflikten dominiert; erst in letzter Minute konnte die Partei ein Zweier-Ticket präsentieren, was ihr als Schwäche und auch als schlechte Werbung für ihren Wunsch nach einem zweiten Bundesratssitz ausgelegt wurde. Am Ende setzte sich mit Martin Pfister ein Überraschungskandidat durch. Ruhiger verlief das Auswahlprozedere zum Parteipräsidium, wo dem favorisierten Philipp Bregy letztlich keine Gegenkandidatur erwuchs. Dieser versprach den Kurs seines Vorgängers fortzuführen. Komplettiert wurde das Sesselrücken auf den Spitzenposten der Mitte mit einer neuen Fraktionschefin und einem neuen Generalsekretär.
Nach der Klärung der Personalfragen beruhigte sich der Diskurs um die Partei; davor hatten manche Medien Zerfallserscheinungen, einen mangelhaft verdauten Abschied vom christlichen Etikett der CVP und – ohne den dominanten Gerhard Pfister – ein programmatisches Vakuum geortet. Bei der Vernehmlassung zu den Bilateralen III entschied sich die Parteispitze für ein Ja zu den Verträgen, Einwände zur inländischen Umsetzung und eine Vertagung der Positionierung zur Frage des Ständemehrs. Bei den kantonalen Parlamentswahlen wies die Mitte eine leicht positive Bilanz auf. In den Kantonsregierungen hielt sie ihre Sitze.
Die Grünen waren wie schon im Vorjahr die Partei mit den stärksten Verlusten bei den kantonalen Parlamentswahlen. Als Haupterklärung dafür dominierte in den Medien der Bedeutungsrückgang von Klima und Umwelt in der öffentlichen Wahrnehmung. Bei den Regierungsratswahlen hielten sich ein Sitzgewinn in Neuenburg und ein Verlust in Solothurn die Waage. An der Abstimmungsurne blieb die Umweltverantwortungsinitiative der Jungen Grünen chancenlos. Als Erfolg konnte die Partei das Zustandekommen ihrer Solarinitiative verbuchen.
Die Grünen sprachen sich deutlich zugunsten der Bilateralen III aus, wobei sie die Schutzklausel und die inländische Umsetzung des Stromabkommens ablehnten. In Zusammenhang mit den US-Zöllen forderten sie eine stärkere Ausrichtung auf Europa und Gegenmassnahmen gegen die USA. Mit teils markiger Kritik am Bundesrat suchten sich die Grünen als «grösste Oppositionspartei» zu profilieren.
Der GLP waren an den Wahlurnen 2025 keine Erfolge beschieden. Im Jura fiel sie gar ganz aus dem Kantonsparlament. Einen zusätzlichen Sitz erhielt sie dagegen im Nationalrat durch den Parteiwechsel des vormaligen Freisinnigen Matthias Jauslin. Derweil trat Sanija Ameti aus der GLP aus und kam damit einem möglichen Parteiausschluss zuvor, den die Partei aufgrund eines umstrittenen Instagram-Posts der Politikerin prüfte.
Gründe für den fehlenden elektoralen Zuspruch orteten Medienkommentare vor allem in der Themenkonjunktur, einem kopflastig-emotionsarmen Stil, einem elitären Image und in der öffentlichen Wahrnehmung als blosse Europa- und Umweltpartei. In der Tat vermochten sich die Grünliberalen auch 2025 vor allem als Europapartei zu profilieren, indem sie sich am frühsten und eindeutigsten von allen Parteien zugunsten der Bilateralen III positionierten. Sie waren zudem nebst der EVP die einzige Partei, welche die – letztlich sehr deutlich gescheiterte – Service-Citoyen-Initiative unterstützte.
Im Berichtsjahr traten auch einige neue Kleinparteien auf den Plan. Konflikte in der Piratenpartei führten zur Abspaltung und Gründung der Partei «Digitale Integrität Schweiz». Der Vertretung der Interessen von Muslimen in der Schweiz hat sich die neugegründete Partei «Gemeinsame Starke Schweiz» verschrieben. Am äusseren rechten Rand des Parteienspektrums gerieten das Rassemblement romand patriote sowie die Nationalpartei erstmals in den Fokus der Medien.
Dossier: Rétrospective annuelle 2025