Regierungsratswahlen St. Gallen 2024

Dossier: Elections cantonales - Saint-Gall

Mit Ablauf der Legislatur wählte die St. Galler Stimmbevölkerung im März 2024 den Regierungsrat. Für die Wahl des siebenköpfigen kantonalen Exekutivgremiums warfen insgesamt dreizehn Kandidierende ihren Hut in den Ring – sechs davon Frauen. Aus dem bisherigen Gremium stellten sich die Sozial- und Kulturdirektorin Laura Bucher (SG, sp), Gesundheitsdirektor Bruno Damann (SG, mitte), Bau- und Umweltdirektorin Susanne Hartmann (SG, mitte), Finanzdirektor Marc Mächler (SG, fdp) und Volkswirtschaftsdirektor Beat Tinner (SG, fdp) zur Wiederwahl auf. Mit dem Rücktritt der beiden bisherigen Regierungsräten Fredy Fässler (SG, sp) und Stefan Kölliker (SG, svp), galt es für die SP und die SVP, ihren jeweiligen Sitz zu verteidigen.

Bei der SP setzte sich im parteiinternen Nominierungsverfahren die Kantonsrätin, Fraktionspräsidentin und Anwältin Bettina Surber (SG, sp) gegen weitere Interessierte durch. Als langjährige Politikerin sei Surber äusserst vernetzt und habe sich «parteiübergreifend Respekt erarbeitet», wobei ihr Wort als «medial meistzitierte Frau im bürgerlich-männlich dominierten Kantonsrat» Gewicht habe, so ihr Portrait im St. Galler Tagblatt (SGT).
Nachdem die St. Galler SVP bei den Nationalratswahlen im Oktober 2023 Erfolge verbuchen konnte, fasste sie in der kantonalen Regierung nicht nur die Verteidigung ihres Sitzes sondern auch die Eroberung eines zweiten Sitz auf Kosten der SP ins Auge. Die Partei nominierte auf ihrem gemischten Zweierticket die wegen der Corona-Pandemie bekannt gewordene ehemalige Kantonsärztin und politisch weitgehend unbekannte Danuta «Dana» Zemp (SG, svp). Laut NZZ gelte Dana Zemp als eher untypische SVP-Kandidatin, denn ihre «Werte liegen irgendwo in der Schnittmenge von SVP und Mitte» und sie sei der Partei erst im Herbst 2023 beigetreten. Den zweiten Platz auf dem Ticket besetzte der Kantonsrat und Anlagekundenberater Christof Hartmann (SG, svp), der zumeist auf Parteilinie politisiere und sich im Winter 2024 noch vor dem Kreisgericht wegen Amtsmissbrauchs hatte verantworten müssen. Die SVP habe in der St. Galler Regierung allerdings jeweils sowieso einen schweren Stand, berichtete das SGT im Vorfeld der Wahlen, denn die wählerstärkste Partei des Kantons sei bis zur Wahl von Kölliker im Jahr 2008 im Regierungsrat nie vertreten gewesen.
Die bisherigen Regierungsratsparteien wurden von verschiedenen Seiten herausgefordert. Die Grünen, die ihr Wahlpotenzial bereits vor vier Jahren mit dem guten Resultat von Rahel Würmli (SG, gp) unter Beweis gestellt hatten, wagten einen neuen Anlauf, Einzug in die Regierung zur erhalten und nominierten dazu ihren Parteipräsidenten und Kantonsrat Daniel Bosshard (SG, gp). Der Umweltwissenschaftler gelte als sachorientiert und wirke über die Grenzen seiner Partei hinaus, beschrieb ihn die SGT. Ein Angriff kam auch vonseiten der GLP, die seit den Regierungsratswahlen 2008 nicht mehr kandidiert hatte; sie nominierte die Kantonsrätin und Lehrerin Sarah Noger-Engeler (SG, glp). Einen Anlauf startete auch der Edelmetallhändler, sowie Mitbegründer und Präsident der Partei Aufrecht, Patrick Jetzer (SG, aufrecht), der erst kürzlich in den Kanton St. Gallen gezogen war. Im vorherigen Jahr hatte Jetzer bereits erfolglos für den Zürcher Regierungsrat, den Nationalrat und den Ständerat kandidiert. Der Ansicht, dass die «St. Gallerinnen und St. Galler eine Auswahl haben sollen» (SGT) war die parteilose «Gewerblerin» (SGT) und Kandidatin Sarah Bösch (SG, parteilos). Nicht zuletzt stellte sich auch der parteilose Theologe Alfred Tobler (SG, parteilos) für das Amt zur Verfügung, «[d]enn der Druck auf die Bevölkerung hat zugenommen», weshalb es gut sei, wenn «jemand aus der Theologie und Seelsorge Aufgaben für die Allgemeinheit übernehmen würde», zitierte ihn die SGT.

Am Wahlsonntag, dem 3. März 2024, fanden 46.8 Prozent der St. Gallerinnen und St. Galler ihren Weg an die Urne. Wie von der Presse prognostiziert worden war, passierten alle Bisherigen das absolute Mehr von 73'182 Stimmen problemlos. Das beste Resultat erzielte dabei die Mitte-Regierungsrätin Susanne Hartmann (90'728 Stimmen), gefolgt von den beiden FDP-Regierungsräten Marc Mächler (87'772) und Beat Tinner (84'102), der SP-Regierungsrätin Laura Bucher (82'435) und schliesslich dem Mitte-Regierungsrat Bruno Damann (81'841), der 2020 noch den ersten Platz besetzt hatte in der Zwischenzeit aber Kritik an seiner kantonalen Spitalpolitik ausgesetzt war. Für Überraschung sorgten hingegen die Anwärterinnen und Anwärter für die beiden vakanten Sitze, denn die beiden SVP-Kandidierenden Dana Zemp (58'653 Stimmen) und Christof Hartmann (58'059) lagen um über 10'000 Stimmen vor der SP-Kandidatin Bettina Surber (48'457), hatten damit aber das absolute Mehr verpasst. Die Rangliste wurde von Daniel Bosshard (45'587), Sarah Bösch (39'522), Sarah Noger-Engeler (38'959), Alfred Tobler (17'580) und Patrick Jetzer (12'917) beschlossen.

Für die zweiten Wahlrunde werde besonders entscheidend sein, wie sich die FDP und die Mitte positionierten, denn die SVP setzte zur Erreichung ihres Ziels auf eine bürgerliche Allianz, wie die Aargauer Zeitung prognostizierte. Eine rot-grün(liberale) Klima-Allianz bildete sich auf der anderen Seite, als Daniel Bosshard und Sarah Noger-Engler ihre Kandidatur zugunsten der SP im Kampf gegen den zweiten SVP-Sitz sowie zur Verteidigung der ökologischen Werte im Gremium zurückzogen. Im Feld der Kandidierenden verblieben damit Dana Zemp, Christof Hartmann, Bettina Surber, Sarah Bösch und Alfred Tobler.
Der zweite Wahlgang fand am 14. April 2024 statt. Mit einer Wahlbeteiligung von 30.52 Prozent nahm Bettina Surber (47'674 Stimmen) nach einer «fulminante[n] Aufholjagd» (SGT) den Spitzenplatz ein, wurde in den St. Galler Regierungsrat gewählt und verteidigte damit den SP-Sitz – dies hatte sie vermutlich auch ihrer Heimatstadt St. Gallen und anderen urbanen Gebieten zu verdanken, die ihr viele Stimmen beschert hätten, mutmasste die SGT. Den zweiten Rang nahm Christof Hartmann (svp, 45'117 Stimmen) ein, der das siebenköpfige Gremium damit komplettierte. Dana Zemp (svp, 41'127 Stimmen), Sarah Bösch (parteilos, 24'009 Stimmen) und Alfred Tobler (parteilos, 9'136 Stimmen) verpassten hingegen die Wahl in den Regierungsrat.

Wie die SGT im Nachgang der Wahl schrieb, habe Surber weit über die Parteigrenzen hinaus bis in die FDP mobilisiert, womit die von der SVP erhoffte «bürgerliche Geschlossenheit» nicht funktioniert habe. An den parteipolitischen Verhältnissen änderte sich in der kantonalen Regierung somit nichts, hingegen konnte der Frauenanteil mit der Wahl Surbers leicht erhöht werden – gleichzeitig hatte der Regierungsrat mit der Wahl Hofmanns eine erstmalige Frauenmehrheit verfehlt.

Regierungsratswahlen Uri 2024

Dossier: Elections cantonales - Uri

Im März 2024 fanden die Gesamterneuerungswahlen für den Urner Regierungsrat statt. Aus dem bisherigen siebenköpfigen Gremium stellten sich Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti (UR, sp), Volkswirtschaftsdirektor und Landesstatthalter Urban Camenzind (UR, cvp), Justizdirektor Daniel Furrer (UR, cvp), Finanzdirektor und Landammann Urs Janett (UR, fdp) und Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektor Christian Arnold (UR, svp) für eine Wiederwahl zur Verfügung. Mit den Rücktritten von Roger Nager (UR, fdp) und Beat Jörg (UR, cvp) ergaben sich für die FDP und die CVP jeweils ein zu verteidigender Sitz, zu deren Neubesetzung insgesamt sieben Kandidaturen eingingen.

Die Urner CVP hoffte, der Bevölkerung mit zwei Kandidierenden bei der Besetzung der vakanten Sitze eine Auswahl bieten zu können und nominierte dazu die seit 12 Jahren im Landrat sitzende Juristin Céline Huber (UR, cvp) sowie den ehemaligen Silener Gemeindepräsidenten und Versicherungsexperten Hermann Epp (UR, cvp). Laut einem Portrait in der Urner Zeitung (URZ) sei Hubers Ziel in der kantonalen Exekutive, den Sparkurs des Kantons zu halten, ohne jedoch zukunftsträchtige Investitionen zu verhindern, weitere Problematiken wie Überalterung und Langzeitpflege anzugehen und mehr Profit aus den Energiebezugsrechten zu ziehen. Epp interessiere sich hingegen insbesondere für Energiethemen und zeige sich auch bereit, neben der Unterstützung von Wasserkraft auch Alternativen wie Windparks zu prüfen. Er wolle sich im Regierungsrat zudem stärker für Kinderbetreuungsmodelle, ein soziales Bildungssystem und eine dezentrale Gesundheitsversorgung einsetzen, so die URZ über den zweiten CVP-Kandidaten.
Die FDP nominierte auf ihrem Dreierticket neben ihrem Bisherigen die Anwältin und ehemalige Zuger Kantonsrätin Petra Mulheim Quick (UR, fdp), die sich für die Schaffung innovativer Arbeitsplätze, ein duales Bildungssystem und ein generationenübergreifendes Zusammenleben in einem attraktiven Lebensraum und Wirtschaftsstandort einsetzen wolle, so das Portrait der URZ. Weiter schickten die Freisinnigen den Anwalt und Notar Georg Simmen (UR, fdp), der bereits vor vier Jahren erfolglos für das Amt kandidiert hatte, ins Rennen um die frei werdenden Sitze. Wie die URZ schrieb, wolle Simmen mit seiner Kandidatur dafür sorgen, dass das Urner Oberland weiterhin in der Exekutive vertreten sei. Er setze sich für die Stauproblematik inklusive Ausweichverkehr, eine Stabilisierung der Finanzen sowie eine «kluge[n] Wirtschaftspolitik» ein. Darüber hinaus wolle er die Standortattraktivität für Familien und Unternehmen steigern und den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern.
Einen Anspruch auf einen zweiten Sitz erhob schliesslich auch die SVP, die den langjährigen Landrat und Unternehmer Hansueli Gisler (UR, svp) auf ihr Ticket setzte. Gisler hatte in der Vergangenheit bereits verschiedene Exekutivämter besetzt und betrachte seine Kandidatur nicht als Kritik an der aktuellen Regierung, so die URZ. Seine Schwerpunkte lägen bei der West-Ost-Verbindung im Kanton, der Stauthematik und der Umsetzung des Energiegesetzes. Er betrachte sich nicht als Hardliner, habe jedoch ein typisches SVP-Profil und sei insbesondere bei der Familienpolitik auf voller Parteilinie.
Auch die GLP wagte erstmals einen Versuch, in die Urner Regierung aufgenommen zu werden und nominierte dazu Luzia Gisler (UR, glp). Das ehemalige SP-Mitglied wolle als Urnerin in Entscheidungen einbezogen werden, den Frauenanteil in der Regierung erhöhen und inhaltlich die Standortattraktivität des Kantons mit verbesserten Betreuungs- und Arbeitsbedingungen stärken, so Gisler im Interview mit der URZ. Wichtig seien ihr auch die Digitalisierung und die Verkehrspolitik sowie Umweltverträglichkeit und eine nachhaltige Energiepolitik.
Nicht zuletzt kandidierte auch der parteilose Sämi Gisler (UR, parteilos) für die Regierung. Er sei in der Urner Politik kein Unbekannter, so die URZ, und habe in der Vergangenheit bereits verschiedene erfolgreiche Kampagnen hinter sich gebracht. Er wolle sich für eine restriktive Finanzpolitik einsetzen und den Urner Staat trimmen.

Am 3. März stand der Wahlsonntag an. Das absolute Mehr lag bei 6'966 Stimmen und die Stimmbeteiligung bei 54 Prozent (2020: 44.2%). Mit 9'768 Stimmen wählte die Urner Bevölkerung den bisherigen Landammann Urs Jannett mit dem zum zweiten Mal in Folge besten Resultat, sowie den bisherigen Sozial- und Umweltdirektor Christian Arnold mit 9'730 Stimmen wieder. Auf dem dritten Rang folgte die mit einem «glanzvoll[en]» (URZ) Resultat von 8'158 Stimmen neu in die Exekutive gewählte Céline Huber, die damit ihre beiden bisherigen Parteigenossen überholte. Hinter Huber wurden im ersten Wahlgang auch die beiden Bisherigen Urban Camenzind mit 7'555 Stimmen und Daniel Furrer mit 7'487 Stimmen wiederwählt. Um 84 Stimmen verpasste Hermann Epp das absolute Mehr (6'882 Stimmen) und dem bisherigen Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti fehlten rund 800 Stimmen für eine Wiederwahl. Die Wahl in den Regierungsrat verfehlten aber auch Georg Simmen (6'985 Stimmen), Petra Mulheim Quick (4'766), Luzia Gisler (3'996), Hansueli Gisler (2'677) und Sämi Gisler (2'417).

Nach dem ersten Wahlgang entschloss sich die CVP aufgrund des guten Resultats von Epp parteiintern einstimmig dazu, eine absolute Mehrheit in der Regierung anzustreben und Hermann Epp daher auch für den zweiten Wahlgang zu portieren. Im Rennen um die beiden noch nicht besetzten Sitze verblieben zudem der Bisherige Dimitri Moretti, welcher die sozialdemokratische Stimme in der Urner Regierung erhalten wollte und sich zuversichtlich zeigte, dass die Urner Bevölkerung die Konkordanz beibehalten möchte, sowie Georg Simmen, der noch einmal den zweiten FDP-Sitz verteidigen wollte.
Am 21. April fand der zweite Wahlgang statt. Bei einer Stimmbeteiligung von 43.5 Prozent und mit 6'895 erhaltenen Stimmen verteidigte Georg Simmen den vakanten FDP-Sitz. Mit dem zweitbesten Resultat von 6'082 Stimmen wurde der zweite noch freie Sitz schliesslich mit Hermann Epp besetzt, der damit eine absolute Mehrheit der Urner CVP begründete, die es seit 2000 nicht mehr gegeben hatte. Besonders schmerzhaft und überraschend endete der Wahlsonntag für Dimitri Moretti, der nach acht Jahren als Regierungsrat mit 5'032 Stimmen der CVP unterlag und nicht wiedergewählt wurde – im Kanton Uri eine Seltenheit, wenn man «als Bisheriger nicht einen Bock geschossen habe» (NZZ) wobei die «Abwahl» (URZ) eines amtierenden Regierungsratsmitglieds zuletzt 2004 erfolgt war.

Zeitgleich mit den Regierungsratswahlen fanden die Wahl für den Landammann sowie den Landesstatthalter statt. Gemäss Anciennitätsprinzip war vorgesehen, dass Dimitri Moretti Urs Jannett im Amt des Landammanns nachfolgen und Christian Arnold das Amt des Landesstatthalters von Urban Camenzind beerben würden. Nach seiner Niederlage im ersten Wahlgang, woraufhin gemäss Gesetz alle für ihn abgegebenen Stimmen ihre Gültigkeit verloren, verzichtete Moretti allerdings auf eine erneute Kandidatur im zweiten Wahlgang. Die SVP Uri schlug daraufhin Christian Arnold, welcher im ersten Wahlgang bereits zum Landesstatthalter gewählt worden war und das Amt des Landammanns im Jahr darauf hätte übernehmen sollen, vor. Im zweiten Wahlgang von 21. April wurde Arnold mit 6'493 Stimmen bei einer Stimmbeteiligung von 34.8 Prozent dann auch zum Landammann gewählt. Zur Besetzung des damit erneut freigewordenen Sitzes des Landesstatthalters fand am 9. Juni eine Ersatzwahl statt, in welcher der nun Mitte-Regierungsrat Daniel Furrer mit einer 23.9-prozentigen Beteiligung und 3'469 Stimmen gewählt wurde.

Die Urner Wahlen 2024 brachten damit einige Neuerungen: Nachdem der Kanton Uri in den vergangenen vier Jahren rein männlich regiert worden war, waren die Urner Frauen in der kommenden Legislatur mit Céline Huber im Regierungsrat wieder vertreten. Verschiebungen gab es auch bei der parteipolitischen Zusammensetzung. Wie die NZZ mit «neu regiert CVP» betitelte, werde die CVP nun aus einer absoluten Mehrheitsposition im ausschliesslich bürgerlichen Exekutivgremium wirken können – eine absolute Regierungsmacht einer Partei bestehe gegenwärtig einzig in den Kantonen Graubünden und Neuchâtel, so Aargauer Zeitung und Republik. Die kantonale CVP versprach im Nachgang der Wahlen freilich, dass es trotz dieser Übermacht «keinen Einheitsbrei» (Republik) geben werde, denn auch die vier CVP-Regierungsratsmitglieder seien sich bei den Einzelfragen nicht immer einig, berichtete die NZZ. «[L]inks der Mitte ist künftig die Opposition», lautete das Fazit der NZZ, denn für die Urner Linken endeten die Wahlen mit den Verlusten im Regierungsrat sowie im Landrat besonders bitter.

Regierungsratswahlen Schwyz

Dossier: Elections cantonales - Schwytz

Im März 2024 fanden im Kanton Schwyz die Wahlen für den Regierungsrat statt. Bereits früh war klar, dass alle sieben bisherigen Mitglieder der rein bürgerlichen Schwyzer Exekutive wieder antreten würden. So stieg die Mitte mit ihren beiden Bisherigen ins Rennen und nominierte den Umweltdirektor Sandro Patierno (SZ, mitte) und den Landesstatthalter und Bildungsdirektor Michael Stähli (SZ, mitte). Auch die FDP stellte erwartungsgemäss die bisherige Volkswirtschaftsministerin Petra Steimen-Rickenbacher (SZ, fdp) und den Gesundheitsdirektor Damian Meier (SZ, fdp) auf. Die SVP entsandte mit dem Baudirektor André Rüegsegger (SZ, svp), dem Finanzminister Herbert Huwiler (SZ, svp) und dem Sicherheitsdirektor Xaver Schuler (SZ, svp) ebenfalls ihre drei bisherigen Regierungsräte in den Wahlkampf.

Im November 2023 äusserten verschiedene Interessierte ihr Bestreben nach einer neuen Regierungsratskonstellation: So wagte die SP, die seit ihrer Niederlage vor zwölf Jahren nicht mehr in der kantonalen Regierung vertreten war, einen Angriff und nominierte dazu den Goldauer Kantonsratspräsidenten Jonathan Prelicz (SZ, sp). Die kantonale Parteisektion fand, dass die aktuelle Zusammensetzung der Exekutiven unausgeglichen sei, da die soziale und ökologische Wählerschaft nicht vertreten sei. Gemäss Preliczs Portrait im Boten der Urschweiz (BU) gelte der Opernsänger und Musikschullehrer als fleissiger Kantonsrat und Brückenbauer. Mit seinem bereits dritten Anlauf für eine Wahl in den Regierungsrat trat auch der Rothenturmer Landwirt Peter Abegg (SZ, parteilos) wieder an, weil er der Ansicht war, dass «in der Regierung [...] heute alle sieben Mitglieder grün [sind]» (BU) und er der Wählerschaft eine Alternative bieten wolle.

Die beiden Angreifer rechneten sich insbesondere aufgrund des neuen Wahlsystems Chancen aus, welches keine gemeinsamen Listen mehr erlaubte, wie sie bei den Regierungsratswahlen im 2020 noch für Furore gesorgt hatten. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger erhielten neu nur noch einen einzigen Wahlzettel, der alle Kandidaturen umfasste. Eine weitere Neuerung der Wahlen 2024 war das mittlerweile in Kraft getretene kantonale Transparenzgesetz, gemäss welchem die Kandidierenden ihre beruflichen und politischen Interessenbindungen sowie die Finanzierung ihrer Wahlkampagnen noch vor der Wahl offenlegen mussten.

Am Wahlsonntag, dem 3. März 2024, fanden 54.4 Prozent der Schwyzer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger ihren Weg an die Urne, womit sich die Wahlbeteiligung im Vergleich zu den Wahlen 2020 (33.6 %) deutlich erhöht hatte. Mit absoluter Klarheit gab die Stimmbevölkerung dabei zu erkennen, dass sie beim Status Quo verbleiben möchte und wählte sämtliche bisherige Regierungsratsmitglieder wieder. Das beste Resultat erzielte Damian Meier (38'103 Stimmen), der vor rund einem Jahr ins Gremium gewählt worden war, gefolgt von André Rüegsegger (37'989), Petra Steimen-Rickenbacher (37'698), Herbert Huwiler (37'183), Sandro Patierno (36'295), Michael Stähli (36'217) und Xaver Schuler (36'026). Das Absolute Mehr lag bei 21'047 Stimmen. Die Bisherigen waren also sehr komfortabel bestätigt worden. Für die grösste Überraschung bei diesen Wahlen habe gemäss Boten der Urschweiz jedoch der nicht gewählte parteilose Peter Abegg gesorgt, der mit 17'880 Stimmen den SP-Kandidaten Jonathan Prelicz (17'253 Stimmen) um über 600 Stimmen überflügelte. Nachdem die Schwyzer SP bei den National- und Ständeratswahlen vom Oktober 2023 keine Sitze hinzugewinnen konnte, erlosch auch die Hoffnung der Sozialdemokraten, wieder in der kantonalen Regierung Einsitz zu nehmen. Anders als in den zugleich stattfindenden Kantonsratswahlen, bei welchen der Frauenanteil leicht gesteigert werden konnte, bleibt die Schwyzer Kantonsregierung in der nächsten Legislatur weiterhin stark männlich dominiert.

Ersatzwahl für den Glarner Regierungsrat

Dossier: Elections cantonales - Glaris

Mit der Wahl von Benjamin Mühlemann (GL, fdp) in den Ständerat ergab sich in der fünfköpfigen Glarner Regierung eine Vakanz, die mit Ersatzwahlen im März 2024 beendet werden sollte. Die FDP hatte sich das Ziel gesteckt, ihren Sitz im Regierungsrat zu verteidigen und nominierte deshalb noch im Oktober 2023 den Glarner Landrat, stellvertretenden Geschäftsführer und Projektleiter Roger Schneider (GL, fdp), der gemäss eigener Aussage gegenüber der Südostschweiz Glarus (SGL) als ehemaliger Gemeinderat die momentan fehlende Exekutiverfahrung in die Regierung einbringen wolle.
Der vakante Sitz wurde den Freisinnigen jedoch nicht konkurrenzlos überlassen: Die SVP gab im Dezember bekannt, mit dem bisherigen Landrat, Vizepräsidenten der kantonalen Sektion und Anlagespezialisten Thomas Tschudi (GL, svp), der in der Presse als «hartnäckig und angriffig» sowie als «polterige[r] Oppositionspolitiker» (SGL) bezeichnet wurde, ins Rennen zu gehen und damit einen zweiten Regierungssitz anzustreben. Auch die Mitte wagte einen Versuch, den vakanten Sitz für sich zu gewinnen, wie sie Anfang Januar 2024 eröffnete. Sie nominierte die Vizepräsidentin des Glarner Landrats, Daniela Bösch-Widmer (GL, mitte). Die Heilpädagogin wurde als «stille Schafferin» beschrieben, die jedoch bei Ungerechtigkeiten «auch mal Zähne zeige[n]» (SGL) könne. Als einzige Regierungspartei lancierte die SP keine Kandidatur und entschloss sich zudem, auf eine Wahlempfehlung zu verzichten. Insbesondere die beiden rechtsbürgerlichen Parteien seien nicht wählbar, so die Sozialdemokraten in ihrer Stellungnahme. Sowohl die Grünen als auch die Grünliberalen empfahlen der Stimmbevölkerung die Mitte-Kandidatin zur Wahl.

Nach einem Wahlkampf, den die SGL als «so flau, dass er diese Bezeichnung nicht verdient hat» beschrieb, kam es am Sonntag, 3. März, zu einer rein bürgerlichen Kampfwahl um den freien Regierungsratssitz. Bei einer Wahlbeteiligung von 46.9 Prozent (2022: 35.9%) erreichte Daniela Bösch-Widmer mit 4'587 Stimmen das beste Resultat, gefolgt von Thomas Tschudi mit 4'268 Stimmen und Roger Schneider mit 2'436 Stimmen. Damit hatten alle kandidierenden Personen das absolute Mehr von 5'810 Stimmen verpasst. Nach der klaren Niederlage von Schneider gab die FDP noch am Sonntagabend bekannt, ihre Kandidatur zurückzuziehen und damit ihren zweiten Regierungsratssitz aufzugeben. Zum ersten Mal in der Geschichte des Kantons werde die FDP somit nur einen Sitz in der kantonalen Exekutive besetzen, so die SGL.

Der zweite Wahlgang fand am 24. März statt. Im Rennen verblieben waren somit die Kandidierenden der Mitte und der SVP. Mit einer Wahlbeteiligung von 39.7 Prozent und lediglich 74 Stimmen Vorsprung setzte sich schliesslich Thomas Tschudi (5'167 Stimmen) gegen Daniela Bösch-Widmer (5'093 Stimmen) durch, sicherte sich so die Nachfolge von Benjamin Mühlemann und bescherte der SVP einen zweiten Regierungsratssitz. Wie die SGL ausführte, sei diese Wahl mit einer Differenz von nur 0.7 Prozent zwischen den Kandidierenden als Zufallsentscheid und damit als «Weiss nicht» seitens der Stimmbevölkerung zu werten.