Mitte August 2023 publizierte Tamedia Resultate einer vom eigenen Recherchedesk durchgeführten Befragung unter den rund 20'000 Personen, die auf Kommunal-, Kantonal- oder Bundesebene ein Parlamentsmandat inne haben. 58 nationale, 594 kantonale und 1'402 kommunale Parlamentsmitglieder sendeten den Fragebogen zurück – die Resultate seien entsprechend nicht repräsentativ, warnte der Tages-Anzeiger. Zwar beschreibe eine Mehrheit die Arbeit in der Legislative als konstruktiv, jedoch gaben 26.7 Prozent der Befragten an, persönliche Angriffe durch Bürgerinnen und Bürger oder andere Parlamentsmitglieder erlebt zu haben; etwa in Form von anonymen Briefen, Beleidigungen, Beschimpfungen oder gar Morddrohungen. Als Hauptgrund für den «Hass» gegen Parlamentsmitglieder machte der Tages-Anzeiger die zunehmende «Polarisierung» aus. «Die Verhärtung in den Parlamenten» sei ein «Abbild der Verhärtungen in der Gesellschaft» so ein Kommentar dazu. Eine Mehrheit der Befragten insgesamt fand, dass die Polarisierung in den letzten 10 Jahren zugenommen habe, allerdings nicht auf Gemeindestufe, wo eine Mehrheit der Befragten eher keine Zunahme feststellte.
Fast 40 Prozent der Antwortenden gaben zudem an, schon mal in Interessenskonflikte verstrickt gewesen zu sein oder diese akzeptiert zu haben. «Mauscheleien» und «Vetternwirtschaft» müssten konsequenter mit strengeren Ausstandsvorschriften und einer Offenlegung von Interessenbindungen bekämpft werden, so die Forderung eines weiteren Kommentars im Tages-Anzeiger.
In der Westschweizer Zeitung «24heures» wurde darüber hinaus die immer schwieriger werdende Besetzung öffentlicher Ämter auf Kommunalstufe diskutiert. Während auf nationaler Ebene die Zahl der Kandidierenden bei Wahlen ständig zunehme, fänden sich in kleinen Gemeinden kaum genügend Menschen, die ein Gemeindeamt ausüben wollten, beobachtete die Zeitung. Die Mobilität, aber auch die geringe Attraktivität von kommunalen im Vergleich zu nationalen Ämtern und die abnehmende Wertschätzung wurden als Gründe für dieses Phänomen diskutiert. Eine bessere Entschädigung, aber auch strukturelle Änderungen in der Parlamentsarbeit (z.B. Anpassung von Sitzungszeiten) wurden als mögliche Hebel für eine Steigerung der Attraktivität kommunaler politischer Ämter erörtert.