Im Sommer 2024 gab eine Umfrage des LCH und des SER Anlass zu einer Debatte über den integrativen Unterricht. Im Rahmen der Umfrage wurden über 15'000 Lehrpersonen aus der Deutschschweiz und der Romandie nach ihrer Arbeitszufriedenheit befragt. Während die teilnehmenden Lehrpersonen in der Deutschschweiz die Arbeitszufriedenheit durchschnittlich mit der Note 4.2 bewerteten, lag diese in der Romandie bei 3.9. Als Quellen für die Zufriedenheit nannten die Lehrkräfte insbesondere die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, die Zusammenarbeit im Team und die Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten, die der Beruf bietet. Bei den Ursachen für den Unmut wurden interessanterweise ebenfalls die Beziehungen im Kollegium, aber auch zur Schulleitung, zu den Kindern und deren Erziehungsberechtigten genannt. Die Interaktionen wurden also sowohl positiv als auch negativ beurteilt. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Unzufriedenheit bestand im Nicht-gerecht-Werden der eigenen Ansprüche hinsichtlich der Qualität des Unterrichts und der angemessenen Förderung der Schülerinnen und Schüler. Dies wurde in der Studie auf die Arbeitsbelastung, die administrativen Arbeiten und den Mangel an Ressourcen für die individuelle und integrative Förderung zurückgeführt.
Die Medien griffen aus der Umfrage insbesondere die Herausforderungen im Zusammenhang mit der integrativen Förderung heraus. Einige Pressestimmen schlugen als Lösungsansätze mehr Ressourcen, insbesondere geeignetere Räumlichkeiten, mehr Fachkräfte und auch eine schnellere Bedarfsabklärung bei den Kindern vor. In anderen Zeitungsartikeln wurden Stimmen laut, welche sich für die Wiedereinführung von separat geführten Sonder- oder Kleinklassen aussprachen. Dies hatte auch die FDP in einem Papier gefordert und in einzelnen Kantonen waren in diesem Zusammenhang bereits politische Vorstösse eingereicht worden, etwa im Kanton Zürich mit der sogenannten Förderklassen-Initiative. Die Initiantinnen und Initianten erhofften sich gemäss Aargauer Zeitung durch ein Mehr an Durchlässigkeit zwischen den Regelklassen und den Förderklassen eine Entlastung der Lehrkräfte sowie eine bessere Förderung der Kinder nach ihren je eigenen Bedürfnissen. Wasser auf die Mühlen der Gegnerinnen und Gegner des integrativen Unterrichts waren auch die Resultate einer Umfrage des Vereins Starke Schule beider Basel von Ende September 2024, an welcher Eltern, Lehrpersonen, Schulleiterinnen sowie Bildungspolitiker teilnahmen. Bei dieser Erhebung befürwortete eine grosse Mehrheit die Wiedereinführung der Sonderklassen, weil sich Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen und Lernbehinderungen in der Regelklasse oft nicht wohl fühlten und weil dadurch zu viele Lehrpersonen «verschlissen» würden.