Die Kantone Uri, Ob- und Nidwalden sowie Schwyz entschieden, vom Schuljahr 2005/06 an ab der dritten Klasse Englisch als erste Fremdsprache unterrichten zu lassen. An den Tessiner Schulen wird Englisch künftig obligatorisch; Priorität im Fremdsprachenunterricht behalten aber Französisch und Deutsch. Die Ostschweizer Kantone beschlossen, Frühenglisch koordiniert einzuführen, liessen den Zeitpunkt aber noch offen; die Nordwestschweizer Kantone bleiben bei Französisch als erster Fremdsprache, wollen den Beginn des Fremdsprachenunterrichts aber ebenfalls vorziehen. Übereinstimmend betonten die regionalen Erziehungsdirektorenkonferenzen (EDK) der Deutschschweiz, es sei dringender, die Konsequenzen aus der PISA-Studie im Bereich der Muttersprache zu ziehen als Ressourcen in den frühen Fremdsprachenunterricht zu investieren.

Im Zusammenhang mit HarmoS verabschiedete die EDK einen Strategiebeschluss zur Koordination des Sprachenunterrichts. Höchste Priorität habe als Erstsprache die lokale Landessprache. An der Primarschule würden zwei Fremdsprachen unterrichtet, darunter eine Landessprache; die andere sei in der Regel Englisch. Der Fremdsprachenunterricht beginne im dritten und fünften Schuljahr. Die Wahl der Einstiegssprache sei den Kantonen freigestellt, werde aber regional koordiniert. Am Ende der obligatorischen Schulzeit (9. Schuljahr) müssten alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Lernziele erreicht haben. Dem EDK-Beschluss stimmten 24 Kantone zu, nur Luzern und Appenzell-Innerrhoden enthielten sich der Stimme; in Luzern ist das Frühfranzösisch umstritten, während Appenzell-Innerrhoden das Französisch vor zwei Jahren zu Gunsten des Englischen an die Oberstufe delegierte. In mehreren Kantonen regte sich Widerstand gegen die Einführung von zwei Fremdsprachen auf Primarstufe; in Zürich, Thurgau und Graubünden sind entsprechende Volksinitiativen hängig. Die Ost- und die Zentralschweizer Bildungsdirektoren sprachen sich für Englisch als erste Fremdsprache aus, während jene der sechs Kantone entlang der Sprachgrenze (BE, BL, BS, FR, SO, VS) für Französisch optierten.

Die Auseinandersetzung um den Fremdsprachenunterricht ging 2005 weiter: Ein Komitee aus Lehrpersonen und Politikern aus der Ost- und Zentralschweiz (SG, TG, SH, ZH, ZG, OW, NW, SZ) machte sich gegen die Einführung einer zweiten Fremdsprache auf Primarschulstufe stark und sprach sich damit indirekt gegen das Französische aus, weil in all diesen Kantonen Englisch als erste Fremdsprache gelehrt werden soll. Das Nidwaldner Parlament entschied, Englisch ab dem dritten und Französisch ab dem siebten Schuljahr (und damit erst in der Oberstufe) zu unterrichten. Damit setzte sich der Kanton als zweiter nach Appenzell Innerrhoden über die Empfehlungen der EDK (Beginn des Fremdsprachenunterrichts im dritten und fünften Schuljahr) hinweg. Die Freiburger Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot(cvp) hingegen erklärte, eine allfällige Abschaffung des Französischunterrichts in den Primarschulen Zürichs, wo eine entsprechende Initiative hängig ist, nicht hinnehmen zu wollen, und im Tessin erwog die Vereinigung «Coscienza svizzera» die Lancierung eines eidgenössischen Volksbegehrens, das als erste Fremdspracheeine Landessprache verlangt. Der Nationalrat verlängerte die Frist zur Behandlung einer parlamentarischen Initiative Berberat (sp, NE; Pa.Iv. 00.425), welche von den Kantonen als erste Fremdsprache den Unterricht in einer Amtssprache des Bundes verlangt, bis zum Abschluss der Beratungen des Sprachengesetzes.

In vier Kantonen fanden Urnengänge zum Thema Fremdsprachenunterricht statt: Schaffhausen, Thurgau und Zürich lehnten je eine Volksinitiative ab, welche in der Primarschule nur eine Fremdsprache vorsah, Zug sprach sich gegen ein Begehren aus, das statt Französisch Englisch als erste Fremdsprache einführen wollte.