Der Kampf um die Ständeratswahlen 2023 im Kanton Glarus nahm medial bereits früh Fahrt auf, da klar war, dass nach 2019 erneut ein neugewählter Kandidat oder eine neugewählte Kandidatin für Glarus in die kleine Kammer einziehen würde. Thomas Hefti (fdp, GL), der amtierende FDP-Ständerat, durfte aufgrund seines Alters nämlich kein weiteres Mal zur Wahl antreten. Grund dafür war die Altersguillotine für Mitglieder des Regierungsrates und des Ständerats, die der Kanton Glarus seit 1988 kennt und die bereits die Amtszeit seines Vaters Peter Hefti als Ständerat beendet hatte. Im Oktober 2022, kurz nachdem Heftis erzwungener Verzicht auf eine weitere Kandidatur medial bekannt gegeben worden war, brachte sich der amtierende Regierungsrat und Landammann Benjamin Mühlemann (GL, fdp) als Kandidat für dessen Nachfolge ins Spiel.

Die Grünen nominierten Anfang Januar 2023 mit Mathias Zopfi (gp, GL) den zweiten amtierenden Ständerat zur Wiederwahl. Damit war Zopfi der einzige Glarner Bundesparlamentarier, der sich 2023 erneut zur Wahl stellte, denn Mitte-Nationalrat Martin Landolt verzichtete aus eigenen Stücken auf eine mögliche Wiederwahl in die grosse Kammer.

Die SVP kündigte an, nach dem guten Abschneiden bei den kantonalen Wahlen 2022 mindestens einen Kandidaten oder eine Kandidatin für einen der beiden frei gewordenen Sitze zu portieren. Im Falle einer Kandidatur für den Ständerat wollte die Partei den Sitz von Mathias Zopfi angreifen, der 2019 den SVP-Ständerat Werner Hösli (svp, GL) beerbt hatte. Im Juni gab die SVP gar eine Doppelkandidatur bestehend aus Peter Rothlin für den Ständerat und Markus Schnyder für den Nationalrat bekannt. Da auch die SP (mit Sabine Steinmann) und die Mitte (mit Andrea Trummer) um den einzigen Nationalratssitz buhlten, bewarben sich also je drei Kandidaten und Kandidatinnen aus insgesamt fünf Parteien für die drei Glarner Sitze im National- und Ständerat – nur die GLP verzichtete auf eine Kandidatur. Aus diesem Grund gab es keine klaren Allianzen zwischen den Parteien, wenngleich die SVP eine ungeteilte bürgerliche Standesstimme anstrebte und wie angekündigt den Sitz von Matthias Zopfi angreifen wollte.

Bis kurz vor den Wahlen wurde in den Medien darüber spekuliert, ob die SVP mit ihrem Kandidaten den Sitz von Matthias Zopfi gefährden könne. Der Wahlsonntag brachte dann aber Resultate mit sich, die nur in ihrer Deutlichkeit überraschend waren. Während Benjamin Mühlemann seinen Parteikollegen Thomas Hefti beerben konnte und mit einem eigentlichen Glanzresultat (8'704 Stimmen) gewählt wurde, liess Zopfi (7'286 Stimmen) seinen Konkurrenten Peter Rothlin (5'483 Stimmen) klar hinter sich. Damit hätte der SVP-Kandidat sogar das absolute Mehr von 5'721 Stimmen verpasst. Grund dafür waren wohl die vielen Stimmen, die an die Kandidatinnen und Kandidaten für den Nationalrat oder an Personen, die für keinen der drei Sitze kandidierten, gingen. Matthias Zopfi wurde nach gelungener Wiederwahl bereits eine mögliche Kandidatur für die Bundesratswahlen im Dezember 2023 zugetraut, während die Wahl von Benjamin Mühlenmann eine Vakanz in der Kantonsregierung entstehen liess und Ersatzwahlen nötig machte.