Die Delegierten des VCS entschieden sich im Juni 2024 für ein neues Verbandspräsidium. In einer knappen Kampfwahl verdrängten dabei Jelena Filipovic und David Raedler den bisherigen Verbandspräsidenten Ruedi Blumer.
Während der VCS selbst die Nichtwiederwahl des 67-jährigen Blumer nach sechsjähriger Amtszeit zurückhaltend kommunizierte und den Generationenwechsel zur 32-jährigen Filipovic und dem 37-jährigen Raedler in den Vordergrund stellte, war in der Presse von einem «Putsch» (AZ) die Rede, der vor allem auch partei- und regionalpolitisch motiviert gewesen sei. So sei es kein Zufall, dass der St. Galler SP-Politiker Blumer durch die Bernerin Filipovic und den Waadtländer Raedler ersetzt worden sei, die beide für die Grünen politisieren. Blumer selbst hatte sich 2018 in einer Kampfwahl knapp gegen den Grünen-Politiker Michael Töngi durchgesetzt, was gemäss AZ bei den Grünen damals «für Misstöne sorgte». Laut der Presseberichterstattung war es seither im Verband immer wieder zu «Rivalitäten» zwischen SP- und Grünen-Mitgliedern gekommen. Dass zwei Grüne nun offensiv einen SP-Vertreter vom Präsidium des im linksgrünen Spektrum wichtigen VCS verdrängt hätten, interpretierte die AZ als Teil des «neuen Machtanspruchs», den die Grünen gerade auch gegenüber ihrer grösseren linksgrünen Partnerpartei seit einiger Zeit vermehrt stellten – etwa im Zusammenhang mit ihrer Vertretung im Bundesrat oder mit ihrer Kampfkandidatur für einen bisherigen SP-Sitz im Regierungsrat Basel-Stadt. Im VCS jedenfalls übernahmen die Grünen nicht nur das Präsidium, sondern bauten gleichentags auch ihre Vormacht im elfköpfigen Zentralvorstand aus, in dem sie neu mit neun Mitgliedern gegenüber einer Sozialdemokratin vertreten sind.
Gleichzeitig stieg das Gewicht der Westschweiz mit neu fünf Zentralvorstandsmitgliedern, während Zürich und die Ostschweiz neu nicht mehr in dem Gremium vertreten sind. Blumer selbst kritisierte seine Abwahl deshalb auch als regionalpolitisch verfehlten Schachzug und wies gegenüber der Presse darauf hin, dass die Westschweizer Delegierten an der Versammlung in Delémont im Unterschied zu den Deutschschweizer Delegierten vollzählig vertreten gewesen seien, was beim knappen Entscheid den Ausschlag gegeben haben könnte.
Die AZ zitierte indessen Quellen, wonach in grünen Kreisen nicht nur aus parteipolitischen Motiven gegen Blumer mobil gemacht worden sei, sondern auch wegen Vorbehalten zu dessen persönlicher Eignung für das Amt. Demnach habe der VCS unter Blumers Führung «sein Potenzial nicht ausgeschöpft» und dem neuen Co-Präsidium sei es eher zuzutrauen, den für den VCS zentralen Abstimmungskampf gegen den Ausbau des Autobahnnetzes im Herbst 2024 siegreich zu gestalten.