Im März 2024 fanden die Gesamterneuerungswahlen für den Urner Regierungsrat statt. Aus dem bisherigen siebenköpfigen Gremium stellten sich Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti (UR, sp), Volkswirtschaftsdirektor und Landesstatthalter Urban Camenzind (UR, cvp), Justizdirektor Daniel Furrer (UR, cvp), Finanzdirektor und Landammann Urs Janett (UR, fdp) und Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektor Christian Arnold (UR, svp) für eine Wiederwahl zur Verfügung. Mit den Rücktritten von Roger Nager (UR, fdp) und Beat Jörg (UR, cvp) ergaben sich für die FDP und die CVP jeweils ein zu verteidigender Sitz, zu deren Neubesetzung insgesamt sieben Kandidaturen eingingen.
Die Urner CVP hoffte, der Bevölkerung mit zwei Kandidierenden bei der Besetzung der vakanten Sitze eine Auswahl bieten zu können und nominierte dazu die seit 12 Jahren im Landrat sitzende Juristin Céline Huber (UR, cvp) sowie den ehemaligen Silener Gemeindepräsidenten und Versicherungsexperten Hermann Epp (UR, cvp). Laut einem Portrait in der Urner Zeitung (URZ) sei Hubers Ziel in der kantonalen Exekutive, den Sparkurs des Kantons zu halten, ohne jedoch zukunftsträchtige Investitionen zu verhindern, weitere Problematiken wie Überalterung und Langzeitpflege anzugehen und mehr Profit aus den Energiebezugsrechten zu ziehen. Epp interessiere sich hingegen insbesondere für Energiethemen und zeige sich auch bereit, neben der Unterstützung von Wasserkraft auch Alternativen wie Windparks zu prüfen. Er wolle sich im Regierungsrat zudem stärker für Kinderbetreuungsmodelle, ein soziales Bildungssystem und eine dezentrale Gesundheitsversorgung einsetzen, so die URZ über den zweiten CVP-Kandidaten.
Die FDP nominierte auf ihrem Dreierticket neben ihrem Bisherigen die Anwältin und ehemalige Zuger Kantonsrätin Petra Mulheim Quick (UR, fdp), die sich für die Schaffung innovativer Arbeitsplätze, ein duales Bildungssystem und ein generationenübergreifendes Zusammenleben in einem attraktiven Lebensraum und Wirtschaftsstandort einsetzen wolle, so das Portrait der URZ. Weiter schickten die Freisinnigen den Anwalt und Notar Georg Simmen (UR, fdp), der bereits vor vier Jahren erfolglos für das Amt kandidiert hatte, ins Rennen um die frei werdenden Sitze. Wie die URZ schrieb, wolle Simmen mit seiner Kandidatur dafür sorgen, dass das Urner Oberland weiterhin in der Exekutive vertreten sei. Er setze sich für die Stauproblematik inklusive Ausweichverkehr, eine Stabilisierung der Finanzen sowie eine «kluge[n] Wirtschaftspolitik» ein. Darüber hinaus wolle er die Standortattraktivität für Familien und Unternehmen steigern und den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern.
Einen Anspruch auf einen zweiten Sitz erhob schliesslich auch die SVP, die den langjährigen Landrat und Unternehmer Hansueli Gisler (UR, svp) auf ihr Ticket setzte. Gisler hatte in der Vergangenheit bereits verschiedene Exekutivämter besetzt und betrachte seine Kandidatur nicht als Kritik an der aktuellen Regierung, so die URZ. Seine Schwerpunkte lägen bei der West-Ost-Verbindung im Kanton, der Stauthematik und der Umsetzung des Energiegesetzes. Er betrachte sich nicht als Hardliner, habe jedoch ein typisches SVP-Profil und sei insbesondere bei der Familienpolitik auf voller Parteilinie.
Auch die GLP wagte erstmals einen Versuch, in die Urner Regierung aufgenommen zu werden und nominierte dazu Luzia Gisler (UR, glp). Das ehemalige SP-Mitglied wolle als Urnerin in Entscheidungen einbezogen werden, den Frauenanteil in der Regierung erhöhen und inhaltlich die Standortattraktivität des Kantons mit verbesserten Betreuungs- und Arbeitsbedingungen stärken, so Gisler im Interview mit der URZ. Wichtig seien ihr auch die Digitalisierung und die Verkehrspolitik sowie Umweltverträglichkeit und eine nachhaltige Energiepolitik.
Nicht zuletzt kandidierte auch der parteilose Sämi Gisler (UR, parteilos) für die Regierung. Er sei in der Urner Politik kein Unbekannter, so die URZ, und habe in der Vergangenheit bereits verschiedene erfolgreiche Kampagnen hinter sich gebracht. Er wolle sich für eine restriktive Finanzpolitik einsetzen und den Urner Staat trimmen.
Am 3. März stand der Wahlsonntag an. Das absolute Mehr lag bei 6'966 Stimmen und die Stimmbeteiligung bei 54 Prozent (2020: 44.2%). Mit 9'768 Stimmen wählte die Urner Bevölkerung den bisherigen Landammann Urs Jannett mit dem zum zweiten Mal in Folge besten Resultat, sowie den bisherigen Sozial- und Umweltdirektor Christian Arnold mit 9'730 Stimmen wieder. Auf dem dritten Rang folgte die mit einem «glanzvoll[en]» (URZ) Resultat von 8'158 Stimmen neu in die Exekutive gewählte Céline Huber, die damit ihre beiden bisherigen Parteigenossen überholte. Hinter Huber wurden im ersten Wahlgang auch die beiden Bisherigen Urban Camenzind mit 7'555 Stimmen und Daniel Furrer mit 7'487 Stimmen wiederwählt. Um 84 Stimmen verpasste Hermann Epp das absolute Mehr (6'882 Stimmen) und dem bisherigen Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti fehlten rund 800 Stimmen für eine Wiederwahl. Die Wahl in den Regierungsrat verfehlten aber auch Georg Simmen (6'985 Stimmen), Petra Mulheim Quick (4'766), Luzia Gisler (3'996), Hansueli Gisler (2'677) und Sämi Gisler (2'417).
Nach dem ersten Wahlgang entschloss sich die CVP aufgrund des guten Resultats von Epp parteiintern einstimmig dazu, eine absolute Mehrheit in der Regierung anzustreben und Hermann Epp daher auch für den zweiten Wahlgang zu portieren. Im Rennen um die beiden noch nicht besetzten Sitze verblieben zudem der Bisherige Dimitri Moretti, welcher die sozialdemokratische Stimme in der Urner Regierung erhalten wollte und sich zuversichtlich zeigte, dass die Urner Bevölkerung die Konkordanz beibehalten möchte, sowie Georg Simmen, der noch einmal den zweiten FDP-Sitz verteidigen wollte.
Am 21. April fand der zweite Wahlgang statt. Bei einer Stimmbeteiligung von 43.5 Prozent und mit 6'895 erhaltenen Stimmen verteidigte Georg Simmen den vakanten FDP-Sitz. Mit dem zweitbesten Resultat von 6'082 Stimmen wurde der zweite noch freie Sitz schliesslich mit Hermann Epp besetzt, der damit eine absolute Mehrheit der Urner CVP begründete, die es seit 2000 nicht mehr gegeben hatte. Besonders schmerzhaft und überraschend endete der Wahlsonntag für Dimitri Moretti, der nach acht Jahren als Regierungsrat mit 5'032 Stimmen der CVP unterlag und nicht wiedergewählt wurde – im Kanton Uri eine Seltenheit, wenn man «als Bisheriger nicht einen Bock geschossen habe» (NZZ) wobei die «Abwahl» (URZ) eines amtierenden Regierungsratsmitglieds zuletzt 2004 erfolgt war.
Zeitgleich mit den Regierungsratswahlen fanden die Wahl für den Landammann sowie den Landesstatthalter statt. Gemäss Anciennitätsprinzip war vorgesehen, dass Dimitri Moretti Urs Jannett im Amt des Landammanns nachfolgen und Christian Arnold das Amt des Landesstatthalters von Urban Camenzind beerben würden. Nach seiner Niederlage im ersten Wahlgang, woraufhin gemäss Gesetz alle für ihn abgegebenen Stimmen ihre Gültigkeit verloren, verzichtete Moretti allerdings auf eine erneute Kandidatur im zweiten Wahlgang. Die SVP Uri schlug daraufhin Christian Arnold, welcher im ersten Wahlgang bereits zum Landesstatthalter gewählt worden war und das Amt des Landammanns im Jahr darauf hätte übernehmen sollen, vor. Im zweiten Wahlgang von 21. April wurde Arnold mit 6'493 Stimmen bei einer Stimmbeteiligung von 34.8 Prozent dann auch zum Landammann gewählt. Zur Besetzung des damit erneut freigewordenen Sitzes des Landesstatthalters fand am 9. Juni eine Ersatzwahl statt, in welcher der nun Mitte-Regierungsrat Daniel Furrer mit einer 23.9-prozentigen Beteiligung und 3'469 Stimmen gewählt wurde.
Die Urner Wahlen 2024 brachten damit einige Neuerungen: Nachdem der Kanton Uri in den vergangenen vier Jahren rein männlich regiert worden war, waren die Urner Frauen in der kommenden Legislatur mit Céline Huber im Regierungsrat wieder vertreten. Verschiebungen gab es auch bei der parteipolitischen Zusammensetzung. Wie die NZZ mit «neu regiert CVP» betitelte, werde die CVP nun aus einer absoluten Mehrheitsposition im ausschliesslich bürgerlichen Exekutivgremium wirken können – eine absolute Regierungsmacht einer Partei bestehe gegenwärtig einzig in den Kantonen Graubünden und Neuchâtel, so Aargauer Zeitung und Republik. Die kantonale CVP versprach im Nachgang der Wahlen freilich, dass es trotz dieser Übermacht «keinen Einheitsbrei» (Republik) geben werde, denn auch die vier CVP-Regierungsratsmitglieder seien sich bei den Einzelfragen nicht immer einig, berichtete die NZZ. «[L]inks der Mitte ist künftig die Opposition», lautete das Fazit der NZZ, denn für die Urner Linken endeten die Wahlen mit den Verlusten im Regierungsrat sowie im Landrat besonders bitter.