elternlobby.schweiz „für eine echte freie Schulwahl“

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Ende des Berichtsjahres reichte der Verein elternlobby.schweiz in Bern eine Petition «für eine echte freie Schulwahl» ein mit dem Ziel, die Chancengleichheit in der Grundausbildung zu fördern. Dorn im Auge der elternlobby.schweiz war die Tatsache, dass Erziehende, die ihre Kinder in eine Privatschule schicken, doppelt zur Kasse gebeten werden – und zwar sowohl über die Kosten für die Privatschule als auch über Steuerbeiträge an die Mitfinanzierung der staatlichen Schule. Die Petition fordert die staatliche Unterstützung jener privaten Schulen, die mindestens den Anforderungen der kantonalen Schulgesetzgebung entsprechen. Fachleute warnten jedoch vor einer Privatisierung und Individualisierung des Bildungssystems, in deren Zug der Staat zur reinen Umverteilungsmaschine verkomme. Zudem ziele die Petition eher auf eine Zunahme der sozialen Ungleichheit denn auf Chancengleichheit, sei es doch offensichtlich, dass private, qualitativ hoch stehende Schulen vorwiegend von privilegierten Bevölkerungsschichten gegründet würden.

Für weitere Aufregung im Bildungsbereich sorgte im Berichtsjahr der Verein Elternlobby mit seiner Idee einer freien Schulwahl für alle. In den Kantonen Basel-Stadt, Schaffhausen, Solothurn und Thurgau wurden 2008 Initiativen zur freien Schulwahl lanciert; in sechs weiteren Kantonen (AG, AR, LU, SG, VD, ZH) waren gleichlautende Volksbegehren in Vorbereitung. Im Kanton Basel-Landschaft war eine entsprechende Initiative bereits 2006 eingereicht worden. Die Initianten möchten es den Eltern ermöglichen, frei zwischen den einzelnen staatlichen Volksschulen und privaten Bildungseinrichtungen zu wählen. Finanziert würden die Schulen in freier Trägerschaft durch Kostenbeiträge, die sich an den Durchschnittskosten der öffentlichen Schulen orientieren. Von den Steuergeldern könnten nur jene Privatschulen profitieren, welche die vom Kanton formulierten Bildungsanforderungen erfüllten. Die Schulen müssten sich zudem verpflichten, alle Kinder unabhängig ihrer Herkunft und Religion aufzunehmen und von den Eltern keine zusätzlichen Mittel zu fordern.

SP, CVP und Grüne sprachen sich gegen das Anliegen aus. Sie befürchten durch die freie Schulwahl eine Verstärkung der Ungleichheiten und eine Verteuerung der Grundschulbildung . Die Delegierten der FDP beschlossen im April die freie Schulwahl in ihr Parteiprogramm aufzunehmen. Abweichend vom Verein Elternlobby möchte die FDP die Wahlfreiheit aber auf staatliche Schulen begrenzen.

Mit einem «Ja, aber» äusserte sich der Verband Schweizer Privatschulen zum Anliegen der freien Schulwahl. Vorab religiöse Privatschulen bekunden Mühe mit dem Initiativtext, weil zum Beispiel eine katholische Privatschule gezwungen werden könnte ein muslimisches Kind aufzunehmen. Die Privatschulen befürchten auch einen Verlust an Autonomie, weil der Staat bei der Gestaltung der Lehrpläne oder in ökonomischen Belangen stärker mitreden könnte. Klar abgelehnt wird das Initiativbegehren aus diesen Gründen vom Zürcher Ableger des Verbands.

Am 30. November fand im Kanton Basel-Landschaft die erste Volksabstimmung über die freie Schulwahl statt. Das Ergebnis fiel überraschend deutlich aus, die Initiative wurde mit 79 Prozent der Stimmen abgelehnt. Allerdings wird der Staatsbeitrag für private Schulen von CHF 2'000 auf CHF 2'500 pro Schüler und Jahr erhöht. Die Stimmbürger hiessen einen entsprechenden Gegenvorschlag gut. Der Verein Elternlobby liess sich von diesem Misserfolg nicht beirren und verfolgte das Anliegen der freien Schulwahl in den übrigen Kantonen weiter.

Die Forderung der «Elternlobby Schweiz» nach der freien Schulwahl ist, ob als generelles Anliegen oder beispielsweise auf die Oberstufe beschränkt, schweizweit nach wie vor nicht mehrheitsfähig. Nach gescheiterten Plebisziten in den Kantonen Basel-Landschaft und Thurgau sowie dem Rückzug einer entsprechenden Initiative in Solothurn, nahmen im Februar des Berichtsjahrs auch 82.5 Prozent der Stimmbevölkerung im Kanton St. Gallen klar Stellung gegen das Anliegen.