Auch auf Stufe Fernsehen bliesen Private zum Angriff auf die SRG. Im Dezember vergangenen Jahres hatte die SRG dem Bundesrat erneut eine Konzessionsänderung für die vierte Fernsehkette beantragt. Diese sollte nach dem Konkurrenzprogramm «S Plus» und dem Mischprogramm «Schweiz 4/Suisse 4/Svizzera 4» innerhalb von weniger als vier Jahren zum dritten Mal, als ergänzendes Fernsehprogramm neu konzipiert und regionalisiert werden. Das Neukonzept stiess aber insbesondere in der Deutschschweiz auf Kritik. Der Verband Schweizerischer Regionalfernsehen «Telesuisse» kritisierte das entstehende nationale «Doppelmonopol» der SRG und forderte einen jährlichen Anteil an den SRG-Gebühreneinnahmen von vorab CHF 30 Mio. der rund CHF 800 Mio. In dieselbe Richtung zielten Stellungnahmen des Zeitungsverlegerverbands Schweizer Presse (VSP), des Bunds Schweizer Werbeagenturen (BSW), der Lokalradios und des «Hofer-Clubs». Auch der Ständerat unterstützte die Forderung eines stärkeren Gebührensplittings im Grundsatz. Er überwies ein Postulat (Po. 97.3009) seiner Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF-SR), das vom Bundesrat verlangt, privaten Fernsehveranstaltern, die eine regelmässige Informations- und Kulturleistung von öffentlichem Interesse im regionalen Bereich erbringen, einen «angemessenen» Anteil am Ertrag der Empfangsgebühren zukommen zu lassen. Die SRG meldete Widerstand gegen eine Kürzung ihrer Gelder an.
Ende März genehmigte der Bundesrat die Neuausrichtung und damit die sprachregionale Aufsplitterung der vierten Fernsehkette der SRG. Er verband die Konzessionsänderung aber mit der ausdrücklichen Verpflichtung der SRG, den nationalen Zusammenhalt mit Programminhalten sicherzustellen. Um zu beweisen, dass sie ihrer Integrationsaufgabe nachleben will und im Hinblick auf das Jubiläumsjahr 1998 hatte die SRG kurz zuvor ihr Konzept «SRG SSR Idée Suisse» skizziert. Die Projekte reichen von dreisprachigen «Arena»-Debatten bis zu einer «Seifenoper» schweizerischer Prägung und sollen die Verständigung zwischen den Sprachgruppen fördern. Ein Teil der Projekte soll über die Mehreinnahmen aus der vierten Senderkette finanziert werden.