Ein Postulat Candinas (mitte, GR) wollte den Bundesrat beauftragen aufzuzeigen, inwiefern Anreize zum anteilsmässigen Ausbau des öffentlichen Verkehrs beim Verkehrsvorkommen im Einkaufs-, Freizeit- und Tourismusbereich beitragen könnten. Jon Pult (sp, GR) vertrat das Postulat im Namen des Ratspräsidenten Candinas vor der Volkskammer. Insbesondere der Personalverkehr stelle einen grossen Teil der inländischen CO2-Emmissionen dar und es sollten raumplanerische Grundlagen geschaffen werden, um speziell den freizeitbasierten Personenverkehr, welcher 40 Prozent des Individualverkehrs ausmache, zu reduzieren. Da sich dieser jedoch nicht unbedingt an Kantonsgrenzen halte, schwebte Pult in der parlamentarischen Debatte eine «einheitliche schweizerische Konzeption» vor, weshalb in erster Linie eine Auslegeordnung ausgearbeitet werden solle.
Genau dieser gesamtschweizerische Lösungsansatz war dagegen FDP-Nationalrat Peter Schilliger (fdp, LU), welcher das Postulat in der Herbstsession 2022 bekämpft hatte, ein Dorn im Auge. Er machte sich stark dafür, dass die raumplanerische Freiheit der Kantone nicht eingeschränkt wird. Weiter argumentierte Schilliger, dass der öffentliche Verkehr bereits zur Genüge subventioniert werde. Zusätzlich äusserte er die Befürchtung, dass das Postulat in einem Sachplan ohne politische Legitimation münden könnte, wie das bereits beim Sachplan Verkehr aus dem Jahre 2020 der Fall gewesen sei. Der Bundesrat beschwichtigte die grosse Kammer, dass auf das Postulat lediglich ein Bericht folgen würde und beantragte das Postulat zur Annahme. Diesem Antrag kam der Nationalrat in der Frühjahrssession 2023 nach und nahm das Postulat mit 118 zu 73 Stimmen (bei 3 Enthaltungen) an. Allein die geschlossen stimmende SVP-Fraktion und einige Mitglieder der FDP-Fraktion sprachen sich gegen den Vorstoss aus.