Das inoffizielle Parteiorgan der Lega, «Il Mattino della domenica», behandelte im Sommer die amerikanisch-schweizerischen Auseinandersetzungen um Raubgold und nachrichtenlose Konten aus der Nazizeit mit antisemitischen Tönen. In der Ausgabe vom 14. Juni wurde in einem von Lega-Präsident Giuliano Bignasca gezeichneten Artikel behauptet, die Emissäre der Volcker-Kommission, welche die Tessiner Kantonalbank nach nachrichtenlosen Konten durchforschten, seien auf ihr Verlangen hin und auf Kosten der Bank in einem Luxushotel untergebracht worden. Dazu kommentierte Giuliano Bignasca zynisch: «Diesen Herren [...] müsste man zwei Wochen Urlaub im Hotel Buchenwald in Dachau bezahlen, das von einem sympathischen Herrn mit Schnäuzchen geführt wird». Um jedem Missverständnis vorzubeugen, gaben Giuliano Bignasca, Lega-Nationalrat Flavio Maspoli sowie Lega-Regierungsrat Marco Borradori in einer späteren Erklärung bekannt, dass die Lega niemals antisemitisch sei, sie wehre sich allerdings gegen die Erpressungsversuche und Attacken einer «gewissen jüdischen Lobby». Die Tessiner Untersuchungsbehörden ermittelten gegen Giuliano Bignasca wegen Verstössen gegen das Antirassismus-Gesetz und verurteilten ihn zu einer Busse von CHF 7'000.
- Schlagworte
- Datum
- 22. Dezember 1998
- Prozesstyp
- Positionspapier und Parolen
- Akteure
- Quellen
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- BaZ, 4.7.98; CdT, 7.7.98; Sonntags-Blick 12.7. und 19.7.98; TA, 13.7.98; NZZ, 15.7.98; TG, 20.7.98; WoZ, 23.7.98; LT, 7.12. und 22.12.98.
von Urs Beer
Aktualisiert am 28.02.2025
Aktualisiert am 28.02.2025