Bei den Ständeratswahlen 2023 im Kanton Luzern versuchten die übrigen Parteien, die historische Dominanz der Mitte und der FDP zu sprengen. Im Gegensatz zu den Wahlen 2019 erwarteten die Medien aber kaum einen anderen Wahlausgang als üblich. Die Mitte und die FDP setzten auf das bisherige Zweiergespann bestehend aus Damian Müller (fdp) und Andrea Gmür (mitte), welches den Kanton Luzern seit den letzten Wahlen im Stöckli vertrat. Bereits im April 2022 gab Damian Müller seine Kandidatur für eine dritte Legislatur in der kleinen Kammer bekannt und wurde im darauffolgenden August auch von der Luzerner FDP nominiert. Auch die Zusammenarbeit mit seiner Ständeratskollegin Andrea Gmür funktioniere bestens, erklärte Damian Müller gegenüber der Luzerner Zeitung. Die Mitte-Ständerätin Andrea Gmür wurde im August 2022 ebenfalls von ihrer Partei für die Wahlen nominiert.
Die SVP tat sich hingegen schwer damit, eine geeignete Kandidatin oder einen geeigneten Kandidaten für den Ständerat zu finden, da weder ihre Nationalratskandidierenden noch das kantonale Präsidium der Volkspartei Interesse an einem Sitz im Stöckli bekundeten. Erst im Juli 2023 gab Dieter Haller, Präsident der Stadtluzerner SVP, seine gleichzeitige Kandidatur für den Stände- und den Nationalrat bekannt. Seine Bewerbung begründete er unter anderem damit, dass die SVP als landesweit stärkste Partei beabsichtige, in allen Kantonen zu den Ständeratswahlen antreten zu wollen. Ebenfalls für beide Kammern kandidierte David Roth von der SP. Der Luzerner Parteipräsident und Kantonsrat wollte es nach seiner verpassten Wahl 2019 ein zweites Mal versuchen und kündigte seine Kandidatur über ein Jahr vor den Wahlen an. Die GLP trat mit ihrem amtierenden Nationalrat, Roland Fischer, an, zumal die GLP endlich wieder in beiden Parlamentskammern mitwirken wolle – 2015 hatte die GLP ihren einzigen Ständeratssitz verloren, nachdem Verena Diener (glp, ZH) nicht mehr zur Wahl angetreten war. Die Luzerner Kantonsrätin Laura Spring kandidierte für die Grünen, wobei ihr besonders die «sehr einseitige Vertretung» im Ständerat Sorgen mache, wie sie gegenüber der Luzerner Zeitung erklärte. Mit Hanspeter Regli und Yannick Hagmann komplettierten zwei Parteilose das Feld der Kandidierenden für die zwei Luzerner Sitze im Stöckli.
Für Furore im Wahlkampf sorgte die Listenverbindung zwischen der Mitte und der FDP, welche mit einer Aufführung beider Kandidierenden in den jeweiligen Wahlempfehlungen der Parteien einherging. GLP-Kandidat Fischer empfand dieses Vorgehen laut der Luzernen Zeitung als «Unsitte», während sie David Roth als Mittel zur Wahrung des «Machtkartells» bezeichnete und als wettbewerbsverzerrend kritisierte.
Am Wahlsonntag konnten sich die beiden bisherigen Mitglieder des Ständerats freuen. Sowohl Damian Müller (72'978 Stimmen) als auch Andrea Gmür (69'578 Stimmen) erreichten das absolute Mehr (68'616 Stimmen) und wurden bereits im ersten Wahlgang gewählt – das erste Mal seit rund zwei Jahrzehnten, dass kein zweiter Wahlgang nötig war. Den dritten Platz belegte der SVP-Kandidat Dieter Haller (32'292 Stimmen). Dahinter reihte sich der Stadtluzerner SP-Präsident David Roth (30'359 Stimmen) ein, dicht gefolgt von Laura Spring (29'049 Stimmen) der Grünen. Sowohl der GLP-Kandidat Roland Fischer (9'875 Stimmen) als auch die beiden Parteilosen Peter Regli (2'531 Stimmen) und Yannick Hagmann (1'090 Stimmen) wurden von weniger als 10'000 Luzernerinnen und Luzernern gewählt. Nach der Niederlage kündigten die unterlegenen Parteien gegenüber der Luzerner Zeitung bereits an, die Mitte-FDP-Vertretung im Ständerat auch bei den nächsten eidgenössischen Wahlen angreifen zu wollen. Ein weiterer Kandidat konnte sich trotz einer Niederlage bei den Ständeratswahlen freuen: David Roth zog in den Nationalrat ein.