Im Oktober 2023 waren die St. Galler Wahlberechtigten schon zum zweiten Mal im laufenden Jahr dazu aufgerufen, ihre Vertretenden im Stöckli zu bestimmen – im April war bereits Esther Friedli (svp) als Nachfolgerin des Ende 2022 nach 36 Jahren Bundespolitik zurückgetretenen Paul Rechsteiner (sp) gewählt worden.
Für die Ständerats-Gesamterneuerungswahlen im Oktober 2023 stellte sich Esther Friedli genauso wie Benedikt Würth (mitte) zur Wiederwahl.
Die SP trat an, ihren im April verlorenen Sitz zurückzuerobern, setzte dabei aber nicht mehr auf Barbara Gysi, die bei den Ständeratsersatzwahlen 25'000 Stimmen weniger geholt hatte als Esther Friedli, sondern auf Arbër Bullakaj. Der Unternehmer und Nationalratskandidat aus Wil hatte durch sein Amt als Präsident der Aktion Vierviertel sowie als Mit-Initiator der Demokratie-Initiative nationale Bekanntheit erlangt.
Auch die Grünen setzten nicht mehr auf ihre Kandidatin der Ersatzwahlen, Franziska Ryser, sondern nominierten die 28-jährige Meret Grob, die persönliche Mitarbeiterin von Parteichef Balthasar Glättli (gp, ZH) für den Angriff auf den SVP-Sitz.
Während die St. Galler Grünliberalen im Frühling noch auf eine Ständeratskandidatur verzichtet hatten, stellten sie nun den 31-jährigen Kantonsrat Andrin Monstein als Kandidaten auf. Wie Meret Grob sollte auch der grünliberale Nachhaltigkeitsmanager eines Versicherungskonzerns und Vizepräsident der Kantonspartei die Zusatzplattform für den Nationalratswahlkampf nutzen.
Nach Absagen von Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher (fdp) und Nationalrat Marcel Dobler (fdp) nominierte die St. Galler FDP den Kantonsrat Oskar Seger als Ständeratskandidaten.
Ebenfalls in den Ständeratswahlkampf stiegen Patrick Jetzer von Aufrecht St. Gallen und Stefan Hubschmied für die Gruppierung Parteifrei SG. Somit bewarben sich insgesamt acht Personen um die zwei St. Galler Sitze im Stöckli. Das grösste Wahlkampfbudget – erstmals mussten Kandidierende und Parteien ihre Budgets und Geldgebenden für den Wahlkampf offenlegen – wiesen dabei die beiden Bisherigen Esther Friedli und Benedikt Würth mit je CHF 100'000 auf.
Im Vorfeld deutete gemäss Medien alles auf einen zweiten Wahlgang, wie er seit 2003 immer nötig gewesen war, hin: die Vielzahl an Kandidierenden, die damit einhergehende Stimmenzersplitterung sowie die Tatsache, dass die angreifenden Parteien nicht mit ihren bekanntesten Exponentinnen und Exponenten ins Rennen stiegen. Jedoch erreichten die beiden Bisherigen bei einer Wahlbeteiligung von 48.5 Prozent (2019: 36.1%) das absolute Mehr von 77'363 Stimmen bereits im ersten Wahlgang – und das deutlich: Benedikt Würth erhielt 88'888 Stimmen, dicht gefolgt von Esther Friedli mit 88'134 Stimmen, die mit ihrem «Hammerresultat», wie das St. Galler Tagblatt titelte, alle überraschte. Ein zweiter Wahlgang erübrigte sich somit. Spannend war der Kampf um den dritten Platz, den Arbër Bullakaj (24'373) knapp vor Meret Grob (24'004) erreichte. Oskar Seger landete mit 21'560 Stimmen auf dem fünften Platz, gefolgt von Andrin Monstein (19'244), Patrick Jetzer (5’685) und Stefan Hubschmid (4'094).