Wenige Monate nach ihrem Amtsantritt als Direktorin von HotellerieSuisse kündigte Nicole Brändle im Herbst 2024 bereits wieder ihren Rückzug per Juni des Folgejahres an. Der Auslöser für den ungewöhnlichen Schritt war die in der Zwischenzeit erfolgte Wahl von Brändles Ehemann, Martin Schlegel, zum neuen Präsidenten der Nationalbank. In der Presse war daraufhin die Frage aufgekommen, inwieweit die beiden Ämter zu Interessenkonflikten bei Schlegel und Brändle führen könnten, zumal die Hotellerie von den währungspolitischen Entscheiden der SNB direkt betroffen sei – vor allem vom Frankenkurs, der Einfluss auf die Attraktivität der Schweiz für ausländische Gäste habe. Zwar verneinte HotellerieSuisse-Präsident Martin von Moos das Vorhandensein eines tatsächlichen Interessenkonflikts, und auch die NZZ kam zum Schluss, dass die Ämterkombination aus juristischer Sicht zulässig wäre. Da aber schon der Anschein eines potenziellen Interessenkonflikts in der öffentlichen Wahrnehmung problematisch wäre, habe sich Brändle für den Rücktritt entschieden.
Die NZZ fand den Entscheid aus Brändles Sicht «nachvollziehbar», zeigte sich aber besorgt, dass die künftige Suche nach qualifizierten Persönlichkeiten für die SNB-Spitze erschwert werde, wenn sich faktisch ein Anspruch etabliere, dass deren Partnerinnen oder Partner auf eine eigenständige Karriere verzichten müssten. Denn letztlich fälle das SNB-Präsidium «derart weitreichende Entscheide», dass davon mehr oder weniger direkt «alle Wirtschaftssektoren betroffen sind».