Im eigentlichen Strauss an Vorstössen, die, wie so oft nach eidgenössischen Wahlen, auch im Nachgang zu den nationalen Wahlen im Oktober 2023 mit Vorschlägen zu Wahlrechtsreformen eingereicht wurden (vgl. Mo. 23.4220; Mo. 23.4477; Mo. 23.4083; Mo. 23.4355 und 23.4356, sowie Pa.Iv. 23.481, Pa.Iv. 23.482), fand sich auch eine parlamentarische Initiative von Marc Jost (evp, BE), die ein einfaches und faires Wahlsystem für die Nationalratswahlen anstrebte. Konkret forderte der Initiant die Einführung des doppelten Pukelsheim. Dabei müsse aber mit einer «Majorzbedingung» sichergestellt werden, dass in jedem Kanton die grösste Partei mindestens einen Sitz erhalte – eine ähnliche Regel kennt der Kanton Graubünden. In der Tat ist es aufgrund der Sitzberechnung mit der doppeltproportionalen Divisormethode mit Standardrundung – so die korrekte Bezeichnung des «doppelten Pukelsheim» – möglich, dass in einem Kanton nicht die wählendenstärkste Partei einen Sitz holt, sondern aufgrund der wahlkreisübergreifenden Berechnungen die zweitstärkste Partei. Das heutige System, so Jost in seiner Begründung, weise «demokratiepolitische Mängel» auf, weil es in kleinen Wahlkreisen grosse Parteien bevorteile. Das Bundesgericht habe für kantonale Wahlen entschieden, dass das momentan für die Nationalratswahlen geltende Hagenbach-Bischoff-Verfahren verfassungswidrig sei, wenn ein Wahlkreis weniger als neun Sitze zu verteilen habe. Würde man dies auf die nationale Ebene übertragen, so Jost, würden gerade mal sieben Kantone diese Bedingung erfüllen. Mit dem aktuellen Verfahren würden zudem Fehlanreize gesetzt, weil zahlreiche Listen- und Unterlistenverbindungen eingegangen würden. Auch in den Medien waren die zahlreichen Listen und Unterlisten auf grosse Kritik gestossen. Die NZZ am Sonntag sprach gar von Wahlen «an der Grenze zur Zumutung» und die Südostschweiz forderte: «Weniger Listen, bitte!»
Im April 2024 entschied sich die erstberatende SPK-NR die Initiative Jost zu sistieren, bis die eigene Kommissionsinitiative für eine umfassende Wahlrechtsreform vorgelegt wird.