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  • Lindauer, Ursula Louise (SZ, glp/pvl)

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Auf 27 Listen traten 103 Kandidierende zu den Nationalratswahlen 2023 im Kanton Schwyz an, die Medien sprachen von einer «Kandidatenflut», zumal damit der Rekord von vor vier Jahren (84 Personen auf 21 Listen) erneut überboten wurde. Ebenfalls eine deutliche Steigerung erfuhr der Frauenanteil der Kandidierenden, dieser kletterte um 11 Prozentpunkte auf 45 Prozent – ebenfalls ein neuer Rekord.

Schon vor der Wahl war klar, dass es zu personellen Veränderungen kommen würde, zumal zwei von vier Bisherigen nicht zur Wiederwahl antraten. Nach zwölf Jahren als Mitglied des Nationalrats verzichtete Alois Gmür (mitte, SZ) auf eine erneute Kandidatur. Um seinen Sitz zu verteidigen, setzte seine Partei – die Mitte – auf den Enkel der ersten Nationalratspräsidentin Elisabeth Blunschy: Dominik Blunschy (SZ, mitte) entstammt nicht nur einer bekannten Politikfamilie, sondern war auch bestgewählter Schwyzer Kantonsrat bei den Wahlen 2020. Als zweiter Bisheriger verzichtete Pirmin Schwander (svp, SZ) auf eine erneute Kandidatur für den Nationalrat und setzte somit alles auf seine Ständeratskandidatur. Mit Marcel Dettling verblieb jedoch ein prominenter Nationalrat auf der Liste der SVP; Dettling leitete überdies den Wahlkampf der nationalen SVP. Als weitere Bisherige trat auch die ehemalige Präsidentin der FDP Schweiz, Petra Gössi, erneut zur Nationalratswahl an. Gleichzeitig kandidierte sie jedoch auch für den Ständerat.

Die FDP machte von sich reden, indem sie gleich sieben Wahllisten präsentierte; diese umfassen neben der Hauptliste je eine Liste der Jungfreisinnigen, der Frauen und der «Boomers» sowie Listen mit spezifischen Themen, namentlich Gewerbe, Gesunde Finanzen und Innovation + Nachhaltigkeit. Die FDP verzichtete auf Listenverbindungen mit anderen Parteien. Die SP wollte ihren 2015 verlorenen Sitz zurückholen und die linke Minderheit des rechts-bürgerlich geprägten Kantons wieder in Bern vertreten. Dazu setzte sie vor allem auf das Thema «Kaufkraft» und lancierte eine entsprechende kantonale Volksinitiative. Mit den Grünen und zwei gewerkschaftsnahen Listen ging sie eine Listenverbindung ein, wobei es sich bei den gewerkschaftsnahen Listen um eine Liste des Gesundheits- und Pflegepersonals, sowie eine sogenannte «Liste für die Vielfalt» handelte. Die Mitte ging eine Listenverbindung mit der GLP und der EVP ein. Dabei nominierten die Grünliberalen den Bündner alt-Nationalrat Josias Gasser (glp, GR) als Spitzenkandidat, nachdem Ursula Lindauer (SZ, glp) «aus persönlichen Gründen» den ersten Listenplatz mit Gasser getauscht hatte. Die Medien spekulierten im Vorfeld darüber, ob die erstmals zu eidgenössischen Wahlen antretende Gruppierung Mass-Voll, die sich auch gegen die Corona-Massnahmen eingesetzt hatte, die SVP Stimmen kosten könnte. Um Verluste von SVP-nahen Wählendenstimmen an massnahmenkritische Kandidierende zu minimieren, ging der parteilose IT-Unternehmer und bekannte Massnahmenkritiker Josef Ender für seine «Freie Liste» – mit ihm als einzigem Kandidaten – mit der SVP eine Listenverbindung ein. Hingegen verzichtete die SVP im Kanton Schwyz auf eine Listenverbindung mit der Liste von Mass-Voll.

Den Wahlkampf liessen sich die Parteien einiges kosten, wie die aufgrund der neuen Transparenzregelungen bei der EFK zum ersten Mal offengelegten Budgets zeigen. Am meisten budgetierte im Kanton Schwyz die FDP mit CHF 170'000. Nur knapp dahinter folgte die SP mit CHF 167'000, wobei darin sowohl die Gelder für den National- als auch für den Ständeratswahlkampf zusammengefasst waren. Der Mitte standen CHF 120'000 für die Kampagne zur Verfügung, die SVP investierte CHF 114'000 in den Wahlkampf. Die Freie Liste von Josef Ender wies ein Budget von CHF 67'000 aus. Über deutlich weniger finanzielle Mittel verfügten die Grünliberalen und die Grünen mit CHF 20'500 respektive CHF 19'500.

Bei einer vergleichsweise hohen Wahlbeteiligung von 54.6 Prozent (+6 Prozentpunkte) wurden drei neue Nationalräte gewählt. Am meisten Wählendenanteile erzielte die SVP mit 35.9 Prozent (-1 Prozentpunkt) und verteidigte damit ihre zwei Sitze. Neben dem wiedergewählten Marcel Dettling (30'922 Stimmen) – der mit Abstand das beste Resultat aller Kandidierenden im Kanton Schwyz erreichte – wurde neu auch der SVP-Kantonalpräsident Roman Bürgi (svp, SZ) in den Nationalrat gewählt. Ihren zweiten Sitze verdankte die SVP auch der Listenverbindung mit Josef Ender und seiner Freien Liste, die aus dem Stand auf 8.9 Prozent der Wählendenstimmen kam. Die FDP erzielte einen Wählendenanteil von 19.6 Prozent und verlor damit 3.5 Prozentpunkte gegenüber den letzten Nationalratswahlen. Dennoch konnte sie ihren Sitz verteidigen; dieser wird neu von Heinz Theiler (fdp, SZ) besetzt, da Petra Gössi den Sprung in den Ständerat schaffte. Auch die Mitte konnte ihren Sitz verteidigen; sie erzielte 17.6 Prozent der abgegebenen Stimmen (-1.4 Prozentpunkte) und wird in der kommenden Legislatur von Neo-Nationalrat Dominik Blunschy in Bundesbern vertreten. Erfolglos blieben die übrigen Parteien. Die SP verlor weiter an Wählendenanteilen und kam noch auf 10.9 Prozent (-2.9 Prozentpunkte), womit sie ihr Ziel von einem linken Schwyzer Nationalratssitz deutlich verfehlte. Bei der GLP Schwyz war das Abflauen der grünen Welle zu spüren, sie erreichte noch 3.3 Prozent (-1.3 Prozentpunkte). Die Grünen (2.7 Prozent; +0.1 Prozentpunkte) und die EVP (0.5 Prozent; -0.2 Prozentpunkte) konnten ihre Anteile ungefähr halten. Die zum ersten Mal angetretene Liste von Mass-Voll (0.6 Prozent) schnitt eher bescheiden ab. Somit wird der Kanton Schwyz, trotz des rekordhohen Frauenanteils unter den Kandidierenden, in der 52. Legislatur von einer reinen Männerdelegation im Nationalrat vertreten.

Nationalratswahlen Schwyz

Mit Finanzdirektor Kaspar Michel (SZ, fdp) und Volkswirtschaftsdirektor Andreas Barraud (SZ, svp) gaben in Schwyz zwischen April und Mai 2022 innerhalb von einem Monat gleich zwei amtierende Regierungsmitglieder ihren vorzeitigen Rücktritt bekannt. Während Michel unter anderem wegen einem konkreten beruflichen Angebot zurücktrat, begründete der 64-jährige Barraud seinen Rücktritt mit gesundheitlichen Überlegungen.

Aufgrund des doppelten Rücktritts wurden in Schwyz Regierungsratsersatzwahlen nötig, welche die Regierung auf den 25. September 2022 ansetzte. Ein allfälliger zweiter Wahlgang sollte am 26. November stattfinden. Die FDP schickte den Schwyzer Polizeikommandanten Damian Meier (SZ, fdp) ins Rennen, um den Sitz von Kaspar Michel zu verteidigen. Meier setzte sich bei der Nominationsversammlung klar gegen Kantonsrat Sepp Marty (SZ, fdp) durch. Ähnlich klar war die Sache bei der SVP: Diese portierte den Schwyzer Gemeindepräsidenten Xaver Schuler (SZ, svp), der sich ebenfalls deutlich gegen Thomas Haas (SZ, svp) und Fredi Kälin (SZ, svp) durchsetzte. Komplizierter gestaltete sich die Nomination bei der SP, welche einen der beiden freien Sitze erobern wollte. Die Sozialdemokraten nominierten zwar schlussendlich deutlich den ehemaligen Präsidenten der SP-Kantonsratsfraktion und aktuellen Einsiedler Bezirksrat Patrick Notter (SZ, sp). Doch die Nomination ging nicht kritiklos über die Bühne. Notter setzte sich gegen die politisch unerfahrenere Diana de Feminis (SZ, sp) durch. De Feminis und ein Teil der SP zeigten sich darüber enttäuscht – insbesondere, weil die SP damit zu wenig mache, um den Frauenanteil in der Schwyzer Regierung zu erhöhen. Zum Zeitpunkt des Doppelrücktritts sass mit Petra Steimen-Rickenbacher (SZ, fdp) nur eine Frau im siebenköpfigen Gremium. Auch die GLP startete einen Angriff auf einen Regierungssitz. Sie nominierte die Leiterin des kantonalen Rechtsdienstes, Ursula Louise Lindauer (SZ, glp). Lindauer, die bis 2018 noch Mitglied der SP gewesen war, erhielt unter anderem auch Unterstützung der Schwyzer Gleichstellungskommission sowie vom Frauennetz Kanton Schwyz, das von der unterlegenen SP-Kandidatin Diana de Feminis präsidiert wird. Auch die Mitte empfahl Lindauer zur Wahl, eine zweite Empfehlung gab die Partei nicht ab. Auf eine eigene Kandidatur hatte die Mitte ebenfalls verzichtet, da sie mit Michael Stähli (SZ, mitte) und Sandro Patierno (SZ, mitte) bereits zweimal in der Regierung vertreten war und keinen zusätzlichen Sitzanspruch erhob. Schliesslich kandidierten auch noch zwei Parteilose für die Regierung: Landwirt Peter Abegg, der bereits bei den Regierungsratswahlen 2020 sowie bei den Bezirksgerichtswahlen 2021 kandidiert hatte, sowie der Unternehmer, Covid-19-Massnahmenkritiker und Anhänger der Bewegung Aufrecht Schweiz, Jürg Rückmar. Dass gleich sechs Personen bei einer Regierungsersatzwahl kandidieren, habe es laut dem Schwyzer Staatsschreiber Mathias Brun seit 1972 nicht mehr gegeben. Die Ersatzwahlen waren auch deshalb speziell, weil dies die ersten Wahlen waren, bei denen das neue Schwyzer Transparenzgesetz angewendet wurde. Das Gesetz geht zurück auf eine Initiative der Juso, welche die kantonale Stimmbevölkerung 2018 angenommen hatte. Es schreibt vor, dass Kandidierende ihre Interessenbindungen und Wahlkampfbudgets offenlegen müssen. Gemäss Angaben der Parteien lagen ihre Kampagnenbudgets für den ersten Wahlgang der Ersatzwahlen zwischen CHF 80'000 (FDP) und gut CHF 30'000 (GLP). Die SVP gab an, ihr Budget betrage CHF 51'500, während die SP ihre geplanten Wahlkampfausgaben auf rund CHF 60'000 bezifferte.

Am Wahlsonntag nach dem ersten Wahlgang konnte erst einer der Kandidierenden jubeln. Der SVP-Kandidat Xaver Schuler holte 17'083 Stimmen und übertraf damit das absolute Mehr von 17'080 Stimmen um drei Stimmen. An zweiter Stelle lag FDP-Anwärter Damian Meier, der 16'667 Stimmen erhalten hatte, das absolute Mehr und damit eine Wahl im ersten Wahlgang aber um 333 Stimmen verpasste. Dahinter platzierte sich Ursula Louise Lindauer (12'570 Stimmen) von der GLP etwas überraschend vor dem Sozialdemokraten Patrick Notter (12'167). Der parteilose Peter Abegg (6'914) und Jürg Rückmar (2'916) von Aufrecht Schweiz blieben chancenlos. Die Wahlbeteiligung lag bei 43.2 Prozent. Das Resultat und insbesondere der Rückstand auf Lindauer bewogen Notter zum Rückzug vor dem zweiten Wahlgang. Somit verblieben noch vier Kandidierende im Rennen um den zweiten freien Sitz. Die Mitte beschloss, auch im zweiten Wahlgang Lindauer zu unterstützen und auch die Grüne Partei empfahl die GLP-Kandidatin zur Wahl. Die SP konnte sich nicht für eine Wahlempfehlung für ihr ehemaliges Parteimitglied Lindauer durchringen und beschloss Stimmfreigabe. Meier bekam derweil Unterstützung von der SVP. Wie den Angaben der Parteien unter dem Transparenzgesetz zu entnehmen war, gab die FDP für den zweiten Wahlgang nochmals etwa CHF 65'000 aus, die GLP noch CHF 20'000.

Wie schon im ersten Wahlgang holte Damian Meier auch am 26. November mehr Stimmen als Ursula Louise Lindauer – 16'125 gegenüber 11'787 – und sicherte sich mit komfortablem Vorsprung den letzten freien Sitz. Peter Abegg (5'842 Stimmen) und Jürg Rückmar (1'045) konnten Meier ebenfalls nicht gefährden. Die Wahlbeteiligung im zweiten Wahlgang betrug noch 32.9 Prozent.

Die Wahl von Schuler und Meier löste auch eine Rochade in den Departementen aus: Herbert Huwiler (SZ, svp) übernahm das bisher von Kaspar Michel geführte Finanzdepartement. Das dadurch freigewordene Sicherheitsdepartement übernahm Huwilers Parteikollege Schuler. Das Volkswirtschaftsdepartement, dem Barraud vorgestanden war, übernahm Petra Steimen-Rickenbacher, welche wiederum ihr bisheriges Departement des Inneren dem neugewählten Damian Meier überliess.

Regierungsratsersatzwahlen Schwyz 2022
Dossier: Kantonale Wahlen - Schwyz
Dossier: Kantonale Regierungsratswahlen 2022