Im Mai 2020 – und somit nachdem der Bundesrat die ersten Lockerungen der Massnahmen zur Bekämpfung des Covid-19-Virus vorgenommen hatte – wehrte sich die SVP-Fraktion mittels einer Motion gegen das Corona-bedingte Notrecht. Die Fraktion verlangte die Beendigung der ausserordentlichen respektive der besonderen Lage gemäss Epidemiengesetz (EpG) und einen Verzicht auf weitere auf dem EpG basierenden Massnahmen. Zudem soll der Bundesrat auf dringliche Kredite, Verordnungen und soweit möglich auf restriktive Massnahmen verzichten und stattdessen die «Eigenverantwortung der Bürger in den Vordergrund [...] stellen». Wichtig sei jetzt vor allem die Krisenvorsorge für eine «befürchtete zweite Welle», die strikte Kontrolle der Landesgrenze sowie ein strikter Inländervorrang. Es sei «im Grundsatz unbestritten, dass der Schutz der Bevölkerung ohne massive Staatseingriffe und unter Wiederherstellung der verfassungsmässigen Ordnung gewährleistet werden kann», argumentierte die Fraktion und verwies überdies auf die Kosten der Einschränkungen in der Höhe von wöchentlich CHF 6 Mrd. Die Gefährlichkeit der Pandemie sei überdies überschätzt worden, wie sich etwa an den Infektionszahlen, am Bedarf an Intensivstationsplätzen oder an den Todesfällen zeige. Der Bundesrat betonte einerseits, dass eine vollständige Aufhebung der Massnahmen zu diesem Zeitpunkt nicht möglich sei, dass er diese aber auf eine gesetzliche Grundlage stellen wolle. Er betonte, dass die «ausserordentliche Lage» in der Zwischenzeit durch die «besondere Lage» ersetzt worden sei und verwies auf die bereits erfolgten Lockerungsschritte sowie auf die Quarantänepflicht für Einreisende und auf die Stellenmeldepflicht für die Arbeitgebenden als Antwort auf die letzten beiden Forderungen. Mangels Handlungsbedarf empfahl er die Motion folglich zur Ablehnung. In der Herbstsession 2020 lehnte der Nationalrat die Motion mit 140 zu 54 Stimmen (bei 1 Enthaltung) ab. Die befürwortenden Stimmen sowie die Enthaltung stammten von den Mitgliedern der SVP-Fraktion und einem Mitglied der FDP.Liberalen-Fraktion.

Dossier: Vorstösse für weitergehende Lockerungen der Covid-19-Massnahmen