Mutterschutz vor der Niederkunft (Mo. 21.3283)

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Ein im Jahr 2018 in Erfüllung eines Postulats Maury Pasquier (sp, GE) erschienener Bericht motivierte Elisabeth Baume-Schneider (sp, JU) zur Lancierung einer Motion, mit welcher sie die Einführung eines dreiwöchigen, vorgeburtlichen Mutterschaftsurlaubs forderte. Ebenso wie der bestehende Mutterschaftsurlaub nach der Niederkunft soll dieser über die Erwerbsersatzordnung finanziert werden. Die zur Erstellung des Berichts durchgeführte Umfrage bei rund 3'000 zufällig ausgewählten Frauen habe ergeben, dass nur jede sechste Frau bis zum Geburtstermin arbeite. «Die Erwartung, dass Frauen bis zur Geburt arbeiten sollen, ist gesundheitlich nicht sinnvoll und in der Realität kaum möglich», so die Begründung der jurassischen SP-Nationalrätin weiter. Sie betonte nicht zuletzt auch, dass das Fehlen eines vorgeburtlichen Mutterschaftsurlaubs die Schweiz zu einem europäischen Sonderfall mache.
Der Bundesrat beantragte die Ablehnung der Motion. Er sah keinen Handlungsbedarf; im Regelfall würden die vorgeburtlichen Arbeitsausfälle durch den Arbeitgebenden bereits ausreichend gedeckt. Bei «[a]llenfalls bestehende[n] Kollektivtaggeldversicherungen» würden dem Arbeitgebenden jeweils auch 80 Prozent oder mehr der Kosten zurückerstattet. Der Anteil an schwangeren Frauen, die wegen vorgeburtlicher Absenzen keinen Lohn erhielten, bewege sich gemäss Studie lediglich im einstelligen Prozentbereich. Im Falle der Annahme der Motion würden die zusätzlichen Kosten für die EO in der Höhe von CHF 200 Mio. eine Erhöhung des Beitragssatzes nach sich ziehen; mit der Einführung des Vaterschaftsurlaubs sei dieser jedoch bereits auf das gesetzliche Maximum erhöht worden.
Auf einen Ordnungsantrag Bauer (fdp, NE) hin beschloss der Ständerat in der Sommersession, die Motion seiner SGK-SR zur Vorberatung zuzuweisen. Der Neuenburger Ständerat hatte darauf hingewiesen, dass diese Problematik insbesondere Grenzregionen betreffe.

Nachdem die SGK-SR die Motion Baume-Schneider (sp, JU) mit der Forderung nach Einführung eines dreiwöchigen vorgeburtlichen Mutterschaftsurlaubs vorberaten hatte, kam sie mehrheitlich zum Schluss, dass ein solcher nicht eingeführt werden solle. Bereits heute bestehe die Möglichkeit, dass sich schwangere Frauen vor der Geburt krank schreiben liessen. Die Einführung eines dreiwöchigen vorgeburtlichen Mutterschaftsurlaubs würde die Erwerbsersatzordnung mit untragbaren Kosten belasten, wurde argumentiert. Eine Kommissionsminderheit, die sich für Annahme der Motion einsetzte, bedauerte, dass die Schwangerschaft damit wie eine Krankheit behandelt werde. In ihren Augen bedeutete der vorgeschlagene vorgeburtliche Urlaub einen Schutz, damit sich die Frauen «in Ruhe auf die Geburt ihres Kindes vorbereiten» können. Nach Kenntnisnahme des Kommissionsberichts folgte der Ständerat mit 26 zu 12 Stimmen seiner Kommissionsmehrheit und schickte den Vorstoss damit bachab.