Nach eidgenössischen Wahlen hat der Alterspräsident im Nationalrat jeweils die Aufgabe, eine neue Legislatur zu eröffnen, den neuen Nationalrat zu konstituieren und zu vereidigen und die Wahl des neuen Nationalratspräsidiums zu leiten. Gerhard Pfister (mitte, ZG) kam diese Rolle in der ersten Sitzung der 52. Legislatur zu. Turnusgemäss wurde dabei der amtierende Vizepräsident zum Präsidenten gewählt: Eric Nussbaumer (sp, BL) erhielt 180 Stimmen. Ausgeteilt worden waren 199 Wahlzettel, wovon 4 leer blieben, 3 ungültig waren und 12 auf Diverse entfielen. Diese Stimmenzahl lag ziemlich weit über dem langjährigen Durchschnitt von 156 Stimmen (die Parlamentsdienste weisen diesen Schnitt seit 1960 aus), aber auch unter der Rekordstimmenzahl von 193, die Isabelle Moret (fdp, VD) bei ihrer Wahl 2019 erhalten hatte. Mit 63 Jahren war der Baselbieter etwas älter als alle bisherigen 15 Präsidentinnen und 187 Präsidenten bei Amtsantritt (52.5 Jahre). Seit 16 Jahren im Nationalrat war er aber auch erfahrener als alle bisherigen Präsidentinnen und Präsidenten im Schnitt (14.3 Jahre im Rat). Zum 25. Mal (seit 1919) stellte mit Nussbaumer die SP das Präsidium und zum fünften Mal stammt der Nationalratspräsident aus dem Kanton Baselland – am meisten Präsidien stammten bis zu diesem Zeitpunkt aus den Kantonen Bern (28) und Zürich (24), noch nie kam der höchste Schweizer oder die höchste Schweizerin aus den Kantonen Obwalden und Jura. In den Medien wurde hervorgehoben, dass mit Eric Nussbaumer und Eva Herzog (sp, BS), die gleichentags zur Ständeratspräsidentin gekürt wurde, zwei Basler Genossen an der Spitze des Parlaments stünden.
Nachdem der neue Präsident auf dem Stuhl des Alterspräsidenten Platz genommen hatte, bedankte sich Eric Nussbaumer einerseits beim neu konstituierten Nationalrat für das «entgegengebrachte Vertrauen» und andererseits beim scheidenden Nationalratspräsidenten Martin Candinas (mitte, GR) für das vergangene Präsidialjahr und die gute Zusammenarbeit mit «Grazia fitg». In den drei anderen Landessprachen wies er anschliessend darauf hin, wie wichtig das Vertrauen der Bevölkerung in die Institutionen sei. Sein Motto für das Präsidialjahr sei «Grenzen überschreiten – Horizont erweitern». Es sei zwar schwierig, die eigene Position in Frage zu stellen, es lohne sich aber, weil so politische Lösungen gefunden werden könnten. Schliesslich begrüsste der neue Präsident alle neu gewählten Ratsmitglieder und forderte sie auf, «frischen Wind und Unbekümmertheit» in den grossen Ratssaal zu bringen.
In der Folge übernahm der frischgebackene Präsident die Leitung der Wahl für die restlichen Mitglieder des Präsidiums. Zur ersten Vizepräsidentin stieg auch hier turnusgemäss die bisherige zweite Vizepräsidentin, Maja Riniker (fdp, AG), auf. Sie erhielt 177 von 195 gültigen Stimmen; von den eingelangten 198 Stimmen blieben 3 leer und 18 entfielen auf Diverse. Riniker wird damit voraussichtlich das Präsidium 2024/2025 übernehmen. Zum zweiten Vizepräsidenten wurde anschliessend Pierre-André Page (svp, FR) gewählt. Der Angehörige der SVP-Fraktion – er wird voraussichtlich 2025/2026 als sechster Freiburger das Präsidium übernehmen – hatte sich Mitte November 2023 fraktionsintern gegen Lars Guggisberg (svp, BE) durchgesetzt. Er erhielt von der grossen Kammer 155 Stimmen. Ausgeteilt worden waren noch 192 Wahlzettel, 17 blieben leer, 2 waren ungültig und 18 entfielen auf Diverse.
Um das Büro des Nationalrats zu vervollständigen, wurden zudem die vier Stimmenzählenden sowie die vier Ersatzstimmenzählenden für die nächsten vier Jahre in globo gewählt. Auch wenn im Nationalrat elektronisch abgestimmt wird, braucht es Stimmenzählende bei Wahlgeschäften – dort teilen diese die Wahlzettel an die Plätze aus und zählen sie im Anschluss von Hand – oder falls die Abstimmungsanlage ausfällt. Mitglieder des Büros sind freilich lediglich die ordentlichen Stimmenzählenden: von den 186 gültigen Stimmen erhielt Roland Rino Büchel (svp, SG) 182, Benjamin Roduit (mitte, VS) 181, Vroni Thalmann-Bieri (svp, LU) 182 und Céline Widmer (sp, ZH) 179. Auch die Ersatzstimmenzählenden sitzen dem Ratsplenum gegenüber, mit der Präsidentin im Rücken, und werden für vier Jahre gewählt. Sie gehören aber nicht dem Büro an, sondern ersetzen die ordentlichen Stimmenzählenden, falls diese abwesend sind. Es handelt sich für die nächsten vier Jahre um: Pierre-Alain Fridez (sp, JU; 178 Stimmen), Regina Durrer (mitte, NW; 179 Stimmen), Roger Golay (mcg, GE; 179 Stimmen) und Daniel Sormanni (mcg, GE; 178 Stimmen).