In der Wintersession 2024 debattierte der Nationalrat auf Antrag der APK-NR darüber, ob er eine Erklärung über die Anerkennung des Völkermords an den Jesidinnen und Jesiden abgeben möchte. Die APK-NR beabsichtigte, mit der Erklärung die «systematische und mit genozidaler Absicht begangene Vertreibung, Vergewaltigung und Ermordung» der Jesidinnen und Jesiden sowie die Zerstörung jesidischer Kulturgüter zu verurteilen. Zudem wollte die Kommission den Angriff des Islamischen Staates (IS) auf die jesidische Glaubensgemeinschaft, welche im Irak ab August 2014 stattgefunden habe, als Völkermord einstufen. Schliesslich solle sich der Bundesrat auf internationaler Ebene für die Wiedergutmachung der begangenen Taten einsetzen.
Im Ratsplenum riefen Fabian Molina (sp, ZH) und Sibel Arslan (basta, BS) seitens der Kommissionsmehrheit die schweren Verbrechen gegen die jesidische Gemeinschaft in Erinnerung und wiesen darauf hin, dass die UNO die Gewalttaten des IS an den Jesidinnen und Jesiden bereits als Völkermord eingestuft habe. Die Kommission sehe die Erklärung ausserdem als starkes Zeichen des Parlaments gegen die Verletzung des Völkerrechts und möchte damit das Engagement der Schweiz im Kampf gegen die Straflosigkeit von schweren Verbrechen unterstützen. Dem Nationalrat lag zudem ein Minderheitsantrag von Pierre-André Page (svp, FR) vor, der dazu aufforderte, die Erklärung nicht abzugeben. Page stellte die Schwere der Verbrechen gegen die Jesidinnen und Jesiden nicht in Frage, er erinnerte jedoch daran, dass es die Aufgabe der UNO und nicht des Schweizer Parlaments sei, diese oder andere Taten als Völkermord zu verurteilen.
Der Nationalrat sprach sich anschliessend mit 105 zu 61 Stimmen und 27 Enthaltungen für die Erklärung aus. Während die grosse Mehrheit der ablehnenden Stimmen von der SVP-Fraktion stammten, war vor allem die FDP.Liberale-Fraktion für die Enthaltungen verantwortlich.